Jämerschoppen – der etwas andere Dämmerschoppen

subtext.at lässt sich normalerweise auf Zeltfesten, Frühschoppen und Co. selten blicken, doch diesmal konnten wir die Einladung nicht abschlagen. Herzogsdorf zeigte mit seinem zweiten Jämerschoppen, dass das gesellige Feiern auch abseits von Coverbands und Schlagern funktioniert. Im Rahmen des Festes der Volkskultur wurde gestern zu lokalen Musikschmankerln und bayrischer Folkkultur abgeshakt.

Wer den Jämershoppen auf Grund der Plakate besuchte und sich vorher wenig erkundet hatte, wurde gestern etwas überrascht. Anstelle von „normalen“ Konzertpublikum fand man Dirndl und Lederhose in allen Altersformen. Auch wenn es zu Beginn leicht befremdlich wirkte, durfte man sich von der trationellen Hülle nicht einschüchtern lassen – immerhin wird ja an diesem Wochenende das Fest der Volkskultur gefeiert.

Die Gegend Herzogsdorf und Neußerling ist ja bekannt Traditionen umzugestalten und aus einem Feuerwehrfest ein Musikfestival zu kreieren – siehe beispielsweise das Noppen Air.
Und auch diesmal schaften es die Gemeinde, neuen Schwung in verstaubte Bräuche zu bringen.

Eröffnet wurde der Jämershoppen von der oberösterreichischen Band „Fotzhobl“.
Mit ihren rockig-funkigen Gitarrenriffs und tiefem Dialekt schaften es die Jungs, das Publikum auf einen schönen Abend einzustimmen. Auch die neuen Lieder fanden großen Anklang.

Weiter ging es mit regionalen Köstlichkeiten aus dem Weinviertel. Sechs Jungs und zwei Mädels, besser bekannt als „Skolka“, begeisterten das Publikum. „Gema Gema“ heißt nicht nur der Titel ihrer EP, sondern dürfte auch das Motto der Band bei Live Auftritten sein.
Wer es bei „Fotzhobl“ noch schafft,e stillzustehen, war spätestens beim zweiten Lied von „Skolka“, auf der Tanzfläche und tanzte Polka und Rock´n´Roll, oder ließ sich einfach von der Musik leiten. „Skolka“ legten einen bravorösen Auftritt hin, und man wird hoffentlich in Zukunft noch mehr von ihnen hören.

Nach dem fetzigen Auftritt der Niederösterreicher ging es mit bayrischen Balkansounds weiter. „Django 3000“, eine Band, die es in den letzen Jahren schon weit gebracht hatte und als weiterer Beweis gelten darf, dass Mundart in der Musik längst nicht tot ist. Dass die vier Jungs ein Unikat sind, merkt man nicht nur auf der Bühne, sondern auch im restlichen Musikerleben agieren sie oft anders, als man es von Musikern gewohnt ist. Die meisten verziehen sich für länger Zeit in abgeschotteten Studios oder verstecken sich in abgelegen Orten, um in Ruhe Neues zu kreieren. Nicht so „Django 3000. Für die Aufnamen des Albums „Hoopa!“ quartieren sie sich kurzerhand in einem Wirtshaus ein, bauten an den Ruhetagen ihr Studio auf und produzierten somit „originale“ Wirtshausmusik. Mit dieser Wirtshausmusik konnten sie auch in Herzogsdorf punkten. Schlagzeug, Geige und Kontrabass gekoppelt mit Gitarre und Mudart schaften es auch dieses Mal, das mittlerweile berstend volle Zelt zum Abgehen zu bringen – auch die Biertische wurden nicht verschont und dienten kurzerhand als Tanzflächen-Erweiterung.

Nach Gypsy-Pop wird einen Gang runter geschaltet und die Lokalmatatorinnen „Poxrucker Sisters“ ließen den Abend noch gemütlich und urig ausklingen.

Nicht nur vor der Bühne merkte man den Erfolg des etwas anderen Dämmerschoppens, sondern auch hinter der Bar, wo die Getränke am Ende der Veranstaltung auch schon zu Ende gingen. Man hatte zwar mit vielen Leuten gerechnet, war aber dann doch etwas überrascht, dass das Konzept so gut funktionierte. Immer wieder schön ist es, zu sehen wenn eine Veranstaltung nicht nur das klassische Zielpublikum begeistert, sondern auch, wenn man ein strahlendes Lächeln auf Gesichtern, angefangen von der alten Omabis hin zum kleinen Bub (der warscheinlich schon im Bett sein sollte), sieht.

Foto: Christoph Thorwartl

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