Sonograph Festival @ OKH Vöcklabruck
Auf der Geburtenstation des ehemaligen Vöcklabrucker Krankenhauses und nunmehrigen Offenen Kulturhauses wurde vergangenes Wochenende ein neues Mitglied im Oberösterreichischen Festivalzirkus aus der Taufe gehoben. Der durchaus positive erste Eindruck lässt sich auch durch kleinere Kinderkrankheiten – welche in diesem Stadium durchaus legitim sind – nicht wirklich trüben.
Die interessanten Verbindungen zum Thema „Geburt“ wurden so manch einem erst auf den zweiten Blick deutlich – so zeigte nicht nur das Logo des Festivals ein stilisiertes Ultraschallbild, sondern ist der „Sonograph“ ja auch das Gerät um diese herzustellen. Ob das Essen gewollt ein bisschen nach Babynahrung aussehen sollte, sei dahingestellt. Geschmeckt hat es jedenfalls nicht danach – ganz im Gegenteil, hier soll die Küche mal vor der Musik gelobt werden! Dass sich aber nicht nur über die Location, sondern allgemein ein Paar Gedanken auch über Umweltschutz gemacht wurden, zeigte auch die Kooperation mit dem Klimabündnis OÖ.
Der erste Festivaltag am Freitag wurde von Ablaut, einem verfrühten Onk Lou, den wie immer kreativ verkleideten Sister Jones, Berufsgrantler Jo Strauss & seiner gute schlechte Laune Band, Hella Comet und dem Salzburger Hip Hop-Gespann Polirac bestritten. Die anfangs geplanten Open-Air Slots mussten wegen der widrigen Wetterumstände leider alle nach drinnen verlegt werden – dennoch war bereits der erste Tag gut besucht.
Der Samstag eröffnete mit nOrah, welche quasi ein Heimspiel erlebte – so stammt sie doch aus der Gegend. Monsterheart aus Wien folgt ihr, jedoch schien es, als vertreibe sie mit ihrer doch etwas exzentrischen Art das Publikum mehr, alsdass sie es in den Saal holte. Musikalisch eigentlich nicht schlecht – vielschichtige elektronische Beats mit einer ausgefallenen Stimme kombiniert – jedoch warf die restliche Performance einige Fragen auf. Der Minimalismus in Ehren, aber reicht es wirklich, sich von einem iPod und einem Spielzeugkeyboard „begleiten“ zu lassen? Waren die doch etwas seltsamen Stimmungsschwankungen auf der Bühne wirklich geplant?
Bei weitem keine Unbekannten mehr waren danach Gospel Dating Service aus Linz, sie schafften mit ihren mitreißenden Songs das etwas eingefrorene (weil verstörte?) Publikum trotz kleinerer technischer Schwierigkeiten wieder aufzuwecken und in den Saal zu locken.
Wenn man eine Personifizierung von „mit Leib und Seele“ sucht, ist man wohl bei den Steirern von VIECH genau richtig. Mit etwas Verspätung startete die fünfköpfige Truppe vor mittlerweile vollem Saal mit einem wahrlich aufreibenden Set. Mit Steuermann, dem wohl bekanntesten Lied von VIECH am Abschluss wurde dann nochmals das gesamte Publikum zum Mitsingen/grölen/schreien gebracht – eine Zugabe konnte wegen fehlender Zeit aber nicht mehr gegeben werden.
Vollendet wurde der Abend dann aber von Ezra Furman & the Boyfriends – vor allem im Vergleich mit den g´standenen Männern von VIECH wäre dieser aber auch ganz gut als Ezra Furman & his Hendlbrüstchen durchgegangen. Echte Briten eben. Dass diese nicht nur kleidungstechnisch, sondern auch musikalisch voll aus den Sechzigern schöpft, wurde wohl auch nicht zum ersten Mal festgestellt. Mit einem Blick, den Maria Fekter wohl als sterbendes Reh interpretieren würde sang sich Ezra Furman durch sein Set – welches aber überhaupt nichts morbides an sich hatte. Außergewöhnlich tanzkräftig gab sich auch das Publikum, nicht nur bei Hits wie Take Off Your Sunglasses und My Zero – nicht einmal vom Umstand, dass die Leadgitarre zwei ganze Songs nicht hörbar war ließ man sich aus der Fassung bringen.
Dass Vöcklabruck festivaltechnisch bei weitem nicht so in der Pampa liegt, wie es einem geographisch vorkommt, wenn man danach mit dem Zug zurück nach Linz will, wurde mit dem Sonograph Festival eindrucksvoll bewiesen. Dass man das Thema Geburt auch musikalisch-kreativ sehen kann, auch. Auf ein Neues im Jahr 2015!
Text: Georg Weissmair
Fotos: Erli Grünzweil