Die Sterne: Flucht in die Gegenwart
„Flucht in die Flucht“ – das ist der Name der aktuellen Studioplatte der Hamburger Indireocker „Die Sterne“, die auch eineinhalb Jahrzehnte nach der Einschulung in die „Hamburger Schule“ ihre Reifeprüfung bestanden. So auch am Samstagabend im Linzer Posthof, wo sie einen österreichischen Zwischenstopp einlegten.
Der überraschend gut gefüllte Konzertsaal hatte gefühlt alle Altersstufen zu bieten. Vom Anfangzwanziger, der wohl erst mit der neuen Platte in die Sterne-Discographie eingestiegen ist, bis zum gesetzten Mittvierziger-Fan der ersten Stunde war alles vertreten. Support hatten sich die Sterne natürlich auch eingeladen. Der hieß „Der Bürgermeister der Nacht“, kommt ebenfalls aus Hamburg, und tut wohl wirklich „alles für die Kunst“, wie es in der gleichnamigen Single heißt. Auch prominente Verstärkung in Form (und nicht in Person!) von Lou Reed hatten sie dabei. Zeitgenössischer Pop trifft auf elektronische Einflüsse, mit nicht ganz alltäglichen Texten. Dürfte auch gerne von einer größeren Hörerschaft begeistert aufgenommen werden!
Eine eben angesprochene größere Hörerschaft konnten danach Die Sterne in den Konzertsaal locken. Dramaturgisch vielleicht nicht ganz korrekt starteten sie mit dem Titeltrack der neuen Scheibe, „Flucht in die Flucht“. Vielleicht aber auch gut so, war so das Schwierigste vielleicht auch schon vorbei. Danach gab es eineinhalb Stunden Ausflug quer durch die Discographie, und Tracks wie „Kraft“, „Risiko“, „Töten“ und „Sonnenschirm“ sorgten beim Publikum für Begeisterungsrufe. Nunja, nicht bei allen. Einige hatten ihre liebe Mühe, die motorischen Fähigkeiten beim Bierbecher-zum-Mund-und-wieder-zurück-führen unter Kontrolle zu halten. Macht ja nix. Zum Abschluss (vor der Zugabe) gab es das obligatorische „Ruiniert“, wo die letzten Energien geraubt wurden. Als Zugabe wurde noch kräftig das System gefickt, bevor man zufrieden den Konzertsaal verlassen durfte. Mit der Gewissheit, dass man entweder sein erstes gutes Konzert, oder je nach Alter seit langem wieder ein gutes Konzert zu sehen bekommen hatte!
Foto: Christoph Thorwartl