JA JA JA FESTIVAL VIENNA: Hallo Skandinavien!

Um den seit 2010 so erfolgreichen „Spot on Denmark“-Wochenenden noch eins draufsetzen zu können, wurde vergangenes Wochenende gleich ganz Skandinavien ins WUK eingeladen. Dass der Spruch „Durchs Reden kommen d’Leut zam’n“ auch in die umgekehrte Richtung gilt, war leider auch nicht zum Überhören. Scheinbar relativ unabhängig vom Geschehen auf der Bühne hatte man sich im Publikum viel zu erzählen.

Zum Glück noch nicht allzu viel los war bei ADNA. Sehr ruhig und reduziert – nur mit Stimme und Gitarre – eröffnete die junge Schwedin den Abend. Neben eigenen Songs brachte sie auch Coverversionen, mal auf Englisch (beispielsweise von den Landsfrauen von First Aid Kit), mal auf Schwedisch. Insgesamt irgendwie zwar nett, aber nichts, was einen von den Socken reißt.

SEA CHANGE aus Norwegen überzeugen zwar mit guten Visuals, können musikalisch aber das Ruder auch noch nicht wirklich herumreißen. Zu austauschbar hören sich viele der Nummern an, zu ruhig für ein partywilliges Publikum. Vielleicht wären SEA CHANGE an anderer Stelle besser aufgehoben.

Warum gerade Island als so kleines Land einen derart starken Musikexport hat, muss wohl an der Abgeschiedenheit liegen. So brodeln auch VÖK wie der unaussprechliche Isländische Vulkan, leihen sich hie und da mal was von The XX aus und verfeinern es mit Synthies und Saxofon. VÖK schaffen erstmals auch das Publikum hin zur Bühne zu konzentrieren – völlig zurecht.

Dann doch etwas ungewohnt für viele im Publikum kam NOAH KIN aus Finnland. Man verbindet ja so vieles mit Skandinavischer Musik, amerikanisch angehauchter Hip Hop ist wohl eher selten dabei. Doch gerade der junge Finne schaffte es zum ersten mal das JA JA JA Publikum zum tanzen zu bringen, auch wenn dieses von Song zu Song schrumpfte. Zu Unrecht. Denn auch, wenn NOAH KIN wie bereits erwähnt doch sehr amerikanisch klingt, so kommt er mit knackigen Beats (welche übrigens von ihm selbst eingespielt werden) und einem stark motivierten Gitarristen doch sehr gut durch sein Set.

Zur Freude der nicht so Hip Hop-affinen Menschen kehrte man im Programm aber wieder zurück zur Elektronik. SEKUOIA aus Dänemark bildeten zurecht den Höhepunkt des Line-ups im WUK. Auch in Kombination mit Gitarre, Percussion/Drumpads und Elektronik boten die Dänen ein spannendes wenn auch kurzes Set.

Dass aus Skandinavien ganz großartige Musik kommt, sollte außer Frage stehen. Dass aber nicht alles einen Hype wert ist, aber auch. Dennoch konnte das JA JA JA Festival, welches ähnlich auch in Berlin und London stattfindet wieder ein insgesamt interessantes LineUp ins WUK holen. Trotz der kurzen Sets, trotz der musikalischen Anlaufschwierigkeiten. Man freut sich auf JA JA JA 2016!

 

Fotos: Verena Prinz