Jonas Alaska und sein Best Of

Jonas Alaska, „einer der erfolgreichsten Sänger und Songwriter“ Norwegens erfährt nun den Gang vom hohen Norden in deutschsprachige Landen und bringt mit 20. Februar ein Best Of seiner bisher lediglich in Skandinavien veröffentlichten Stücke auf den Markt. Man mag von Best Ofs halten, was man will, für ein Debut in neuem Terrain eignet sich so eine Sammlung des Besten sicherlich nicht schlecht.

Ich hatte die Ehre, das Album schon vorab zu hören und war bei den ersten Durchläufen noch sehr unvoreingenommen, da mir der Name Jonas Alaska bisher noch kein Begriff war. Die ersten Eindrücke waren sehr mannigfaltig. Eines lässt sich mit Sicherheit aber sagen: mit klassischem Singer-Songwritertum hat man es hier nicht vordergründig zu tun. Viele Stile werden vermischt, man findet sehr viele folkige Elemente, gepaart mit gospel-ähnlichen Sounds, immer wieder durchsetzt mit Indie-Einflüssen, klassischen Rock’n Roll Motiven (wenn auch sehr brav im Hintergrund gehalten), welche den durchaus tanzbaren Charakter des einen oder anderen Songs ausmachen oder auch in Melancholie getränkte, textlastige Stücke.

Mit dem Opener „Tonight“, der auch das Album betitelt, wird gleich mit spannenden Tricks gezaubert. Vorerst scheint das Stück einen relativ (ich bitte um Verzeihung) abgedroschenen Charakter zu haben. Interessant wird der Song bei den Vokalarrangements des Prechorus, der perfekt in den Chorus überleitet, welcher vorerst unscheinbar (vor allem durch seine Kürze) wirkt, sich aber unerwartet im Kopf festsetzt. Nicht nur die Orgel, die diesem Song die instrumentale Würze und Durchläufigkeit verleiht, sondern auch die eben genannten Vokalarrangements sind lediglich vorbereitend auf das, was einen im Verlauf des Best Ofs erwartet und somit hat ein Teil von hoher Importanz, nämlich der Opener, seine Aufgabe zufriedenstellend erledigt. Gefolgt wird dieser von zwei Nummern, die stilistisch vielleicht eine Ähnlichkeit aufweisen. Mit „If Only As A Ghost“ weist das Album einen ersten Singer-Songwriter Track auf, der auch gehörig auf die Tränendrüse zu drücken vermag. Mit großartiger Simplizität im Hinblick auf die Instrumentalisierung und gefühlvollem Einsatz der sanften Stimme wird eine tragische Geschichte erzählt. „Come On And Dance“ hat wohl eine der stärksten Hooklines dieses Albums, getragen von einem rhythmisierenden Piano, das konstituierend für den Drive dieses Songs ist. Ein persönliches Highlight für mich ist „October“. Ein schönes Akustiklied sanfter Natur mit Erinnerungscharakter in textlicher und ohrwurmtechnischer Hinsicht. Der Wechselschlag der Gitarre führt durch den wunderbaren Song, der (obwohl er ähnlich wie „If Only As A Ghost“ stark von reduziertem Arrangement lebt) meiner Meinung nach die wahre Qualität dieses Songwritings zeigt. Zum Abschluss gehört wohl noch „Mary, I’ll Remember This“ erwähnt und zwar aufgrund seines wunderbaren Themas im Chorus. In diesem Song erfährt man auch die vokale Finesse von Jonas Alaska auf einer neuen Ebene.

Vielleicht ist in meiner Einleitung schon mitgeschwungen, dass ich kein großer Fan von Best Ofs bin, weil meiner Ansicht nach ein Album in irgendeiner Art und Weise konzipiert sein sollte. Best Ofs sind letztlich doch eher oft eine simple Ansammlung von Songs ohne Idee dahinter. Textlich konnte ich auch bei Jonas Alaska keinen roten Faden finden, musikalisch ist jedoch Tonight sehr schön konzipiert und als Einstieg in die musikalische Sphäre von Jonas Alaska sicherlich bestens geeignet und spricht durch seine stilistische Vielfalt und gleichzeitig der poppigen Zugänglichkeit, der es verschrieben ist, vermutlich eine breite Masse Musikbegeisterter, auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz an. Reinhören lohnt sich!

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Plattenliebhaber, leidenschaftlicher Konzertbesucher, Gitarrist und Sänger bei Back to Felicity, schreibt seit 2014 für Subtext (vorwiegend Konzert- und Albumrezensionen).