„Das Interview“: Medien, Macht und Massenverblödung
Bosnien, 1995: 8000 Muslim/inn/e/n werden bei dem Massaker von Srebrenica getötet. Niederländische UN-Soldat/inn/en hätten unbeabsichtigt „ethische Säuberung“ unterstützt, so ein Untersuchungsbericht. Infolge tritt die niederländische Regierung sieben Jahre später zurück. Pierre Peters, Politik-Journalist und ehemaliger Kriegsberichterstatter, kann an diesem Ereignis nicht teilnehmen. Er soll ausgerechnet den Soap-Star Katja Schuurman interviewen. Theo van Goghs Film (2003) wurde als Theaterstück adaptiert, welches weder auf einen Soundtrack (Peidelstein) noch auf Videos (Etschel) verzichtet.
Pierre Peters (Simon Jaritz) ist frustriert. Er ist an der für ihn relevanteren Berichterstattung gehindert und hat für die TV-Unterhaltung wenig übrig. Dass ihn der junge Soap- Star (Lisa Schrammel) noch eine Stunde warten lässt, treibt die Stimmung weiter auf den Nullpunkt. Katja Schuurman ist dem Reporter gegenüber ebenfalls nicht positiv eingestellt, so hat dieser nicht einmal Kenntnis von ihren TV-Rollen. Anstelle eines Abbruchs des Gespräches entwickelt sich jedoch ein verbaler Schlagaustausch. Es geht nicht nur um das Rechtfertigen der eigenen Rolle, sondern auch um das Entlarven von Geheimnissen des Gegenübers.Um die Enthüllung des Scheins der Medienwelt, um einen Machtkampf, um einen Sieg der Massenverblödung (große Produktion der TV-Unterhaltung in den Niederlanden, seit den 90er Jahren zunehmend Reality Shows) – so van Goghs Bezeichnung.
Der Filmregisseur, Publizist und Satiriker hatte acht Jahre lang eine eigene TV-Sendung, in der er provokative Interviews führte.
„Ein gutes Interview ist seinem Wesen nach ein Gefecht“; ein Gefecht, in dem die Grenzen von Realität und Fiktion verschwimmen, könnte man der Inszenierung (Josef Maria Krasanovsky) hinzufügen.
„Das Interview“ wurde 2006 in der Adaption nach Lack in Stuttgart uraufgeführt und ist zwischen 24.3. und 25.4. in Linz, jeweils um 19.30 Uhr, zu sehen
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