Crossing Europe 2015: Auf der Suche nach Isolde

Die Suche nach einer Person, wo nur der Name bekannt ist, gestaltete sich für Barbara Windtner und Ulrike Hager als spannendes Abenteuer, das sie rund um dem Globus schickte. Mit ihrem wunderschönen Roadmovie erzählen sie auf eine etwas unorthodoxe Weise die Geschichte von 40 Jahren Tanz und Tanzunterricht.

Wie im Titel bereits erwähnt, begeben sich Regisseurin Barbara Windtner und Tänzerin Ulrike Hager auf die Suche nach Isolde Klientmann. Isolde ist eine Tanzpoinierin, die in der Zwischenkriegszeit in Linz aufgewachsen ist und bedingt durch die Machtübernahme des NS-Regimes aus Österreich nach Argentinien fliehen musste. Dort baute sie sich ein „Tanzimperium“ auf.

Was anfangs nur mit einem Bild der Tänzerin und den Namen begann, entwickelte sich zu einer aufwendigen Recherche – und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Suche begann in Maribor, einer Stadt in Slowenien, wo Isolode Klietmann 1908 geboren und aufgewachsen ist. Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Deutschen aus Slowenien auswandern und es zog die Tänzerin nach Linz. Dort lernte sie ihren Mann Hans Mostny, einen jüdischen Kaufmann, kennen. Dass in der NS-Zeit der moderne Tanz dem Ballett weichen musste und somit die Kunst von Isolde nicht mehr gewürdigt wurde, war neben der Tatsache, einen Juden geheiratet zu haben, ausschlaggebend für die Emigration. Über die Alpen in die Schweiz geflohen, war Argentinien das Endziel ihrer Reise. Das Land, wo sie sich ihr eigenes Tanzimperium schuf.
Ihr Mann, der sich in Argentinien schnell einen Namen machte, schenkte seiner Frau ein Tanzstudio, wo sie von kleinen Mädchen bis zu erwachsenen Frauen allen den modernen Tanz näher brachte.

Im Film wird die mühsame Recherche gut wiedergespiegelt. Die Suche nach Isolde gestaltete sich bis zu dem Punkt, wo das Filmteam nach Argentinien kam, eher einfach. Besagter Punkt wurde erreicht – beide waren kurz vor der Aufgabe, und weder ehemalige Schüler noch der leibliche Sohn wollten Kontakt zu ihnen.  Dieser kurze Moment der Verzweiflung wurde durch einen kurzen Stummfilm inmitten der Dokumentation gut dargestellt. Ihre Beharrlichkeit machte sich jedoch bezahlt – es fanden sie doch noch Schülerinnen, die bereit waren, mit ihnen über ihre geliebte Tanzlehrerin zu sprechen. Nach und nach konnten sich immer mehr dazu begeistern, ihre Wahrnehmungen und Geschichten, die sie mit Isolde Klietmann verbinden, preiszugeben. Die Dokumentation zeigt, wie sehr ihre Schülerinnen an ihrer Lehrerin gehangen haben und wie sehr Isolde den Tanzstil dort beeinflusst hat.

Auch der Bezug zu Österreich wird immer wieder gezeigt. So kam die Tänzerin und ihr Mann immer wieder gerne nach Linz oder Graz zurück, um beispielsweise ihren 50. Hochzeitstag zu feiern. Ulrike Hager und Barbara Windtner schaffen mit ihrem Werk eine wunderbare Hommage an die Tanzpionierin und zeigen schöne Momente, wo sie gemeinsam mit den Schülerinnen die Choreographie nachtanzten. Mit verschiedenen Stilmitteln bringen sie die Geschichte einer bezaubernden Person ein Stückchen näher.

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