Das war das Pfingstspektakel 2015

Das Pfingstspektakel im oberösterreichischen Attnang-Puchheim hat auch bereits fast zwei Jahrzehnte auf dem Buckel. Auch heuer wieder wurde ein musikalisch abwechslungsreihes Lineup geboten – mit einigen Überraschungen.

So begann der Freitagabend mit Succopuss. Die neuerdings in Wien beheimatete Band mit oberösterreichischen Wurzeln hatte die undankbare Aufgabe, bereits um halb 8 Uhr abends die Bühne betreten zu müssen. Dementsprechend karg auch der Besucherzuspruch, wobei sich die zwei Jungs dabei nichts zu schulden kamen ließen und durchaus mehr verdient hätten. „Sounds like Siegfried and Roy making sweet love to a white baby tiger after watching Terminator 2“ – so liest sich die Genre-Beschreibung auf Facebook. Zumindest hier dürfte man dann doch noch zum tigerbabyliebenden Schwarzenegger-Fan werden.

„The Burning Aces“ standen danach auf der Bühne, und auch sie sind in Pfingstspektakel-Kreisen längst keine Unbekannten mehr. Neuerdings in Lederhosen auf der Bühne – über Geschmack darf man ja bekanntlich streiten – bot das Rockabilly-Quartett aber gewohnt gute Unterhaltung, die auch das zahlreicher werdene Publikum mit Applaus quittierte. Sicher nicht ihr „bester“, aber ein routinierter Gig.

Dann wurde es international. Der Headliner des Abends, Ignite, betrat die Bühne. Die Truppe rund um Frontmann und Rampensau Zoli Teglas legte mit „Let it Burn“ gleich zu Beginn die Latte hoch. Stagedives inklusive – genauso wie um ihr Leben fürchtende Securities, die wohl glaubten, dass die Welt untergehen würde, wenn es doch mal jemand auf die Bühne schaffen würde. Danke deshalb an Ignite, die mit einem kurzen „Let them, it’s okay“ den Stagedivers grünes Licht gaben. Wobei hier jedem potenziellen Taucher gesagt sei: Zumindest bis zur Absprerrung sollte man kommen, sonst kanns auch mal wehtun! Der Rest des Sets bestand aus Klassikern, wie „Veteran“, das überraschend bald gespielt wurde, und sofort ins Ohr gehende Songs wie „Embrace“. Da verzeiht man ihnen auch schon mal ein U2-Cover, wie „Sunday Bloody Sunday“ – wobei die Ignite-Version dann doch etwas besser als das Original zu sein scheint. Mit „Bleeding“ wurde dann auch die Zugabe beendet, um Raum für den letzten Act zu machen.

Ignite Setlist Pfingstspektakel, Attnang-Puchheim, Austria 2015

The Real McKenzies. Der finale Act. Vielleicht von der Running Order her gesehen nicht unbedingt die beste Wahl – nein, nicht musikalisch. Sondern eher alkoholisch. Frontmann und Vorzeige-„Drinker“ Paul wurde nämlich bereits um ca 20 Uhr bei seiner anscheinenden Lieblingstätigkeit gesehen. Die Backstage-Bar hat er sicher vor logistische Herausforderungen gestellt, und ob es geil ist, wenn Paul McKenzie neben dir am Pissoir seinen Kilt hebt und von drei Metern Entfernung zu treffen versucht, sei dann auch mal dahingestellt. Dass dann um Mitternacht die Töne nicht mehr exakt saßen, sei angesichts der Umstände verziehen. „The Night the lights went out in Scotland“ dürfte dann so etwas wie das Programm gewesen sein. Ein Konzert mit Längen, das aber dann trotzdem Spaß machte, allerdings mit zu vielen, zu lange dauernden Encores, wo auch das Publikum immer spärlicher wurde. Danach durfte bei bekannten Klassikern und DJs noch das eine oder andere Bier vernichtet werden, bevor am nächsten Tag das Programm so ganz anders werden sollte.

The Real McKenzies Setlist Pfingstspektakel, Attnang-Puchheim, Austria 2015

Fotos: © Christoph Thorwartl / © Markus Wetzlmayr


Samstag, der zweite Tag. Während am Abend diverse europäische „Gold“-Kehlchen am Songcontest um den Sieg trällerten, wurde in Attnang getanzt. Zuerst, bei strömendem Regen draußen und damit Gott sei Dank drinnen, bei „Erwin & Edwin“. Dass die Herren nicht auf der sprichwörtlichen „Nudlsuppn“ dahergeschwommen sind, weiß man mittlerweile. Dass die Herren eine extrem tanzbare Show hinlegen können, auch. Dass die Herren als erste Gruppe am Abend aber die Halle fast schon zerlegten, war nicht unbedingt zu erwarten. Auch wenn bei der neuen Single „Wien“ der Rap-Part von ALIX  doch stärker fehlt als erwartet, wurde da Vollgas gegeben. Überraschend war, dass die alten Nummern wie „Cobra“ dann fast noch besser ankommen als die neueren.

Die Headliner des Abends waren dann „alte“ Bekannte. Mono & Nikitaman, die sich ein gutes Jahr Auszeit gegönnt haben. „Wenn sich der Nebel verzieht“ war dann auch die ideale Eröffnung. Denn spätestens bei „Unter Freunden“, was danach folgte, wurde klar, dass vor allem Nikitaman nichts von seiner Live-Fähigkeit eingebüßt hat. Der Herr Tilstra ist wohl immer noch einer der besten Live-Entertainer, den die deutschsprachige Musikwelt zu bieten hat. Mit „Bis ans Ende der Welt“ und „Alles zurück“ sowie „Brennholz“ wurden auch drei neue Songs gespielt, wenngleich der Fokus, nona, auf den alten Tracks gelegen hat. Hervorzuheben: „Ausser Kontrolle“, das unweigerliche „Gras ist Legal“, sowie „Die Rückkehr der Clowns“. Und, für Nostalgiker, Nikitamans „Ahh… loco?. M&N sind jedenfalls zurück, Konzerthallen brennen also wieder!

Mono & Nikitaman Setlist Pfingstspektakel, Attnang-Puchheim, Austria 2015


Der Sonntag wurde nicht mehr in der Halle, sondern am Baseball-Ballpark der Attnang Athletics verbracht. Neben dem Finkstonball Baseball Tournament gibts  da nämlich auch immer Konzerte am Abend. Am Sonntag folgten dabei drei Heimspiele. Zum einen Dominik McNeder. Singer/Songwritertum trifft auf Acoustic Punk – und das ziemlich gut. Und vor allem sympathisch! Genauso wie Black Dog Cubik, die dann schon für mehr Druck auf der PA sorgten. Für alle, die auch nur entferntest etwas mit Punk/Folk/whatever anfangen können, eine herzliche Empfehlung an dieser Stelle.

Ein Heimspiel hatten danach die Jungs von Wham Bam Bodyslam, die sich zur Verstärkung auch gleich einen Chor auf die Bühne holten. Die Local Heroes hatten sichtlich Spaß, genauso wie der volle Platz vor der Bühne, der so zwar vielleicht nicht erwartbar war, sich dafür aber textsicherer denn je gab! Ein gelungener Abschluss eines langen Wochenendes, der schon wieder Vorfreude auf 2016 macht!


 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.