Skolka: „In Mundart kann man sich besser ausdrücken“

Auch Skolka hatte am Noppen Air kurz für uns Zeit. Eine junge Band, die durch die Sendung „Herz von Österreich“ einiges an Bekanntheit zugelegt hat, hat uns verraten, was sie dabei gelernt haben, und auf was man sich in der kommenden Zeit freuen kann.

subtext.at: Gleich vorweg, gibt es irgendwas was ihr gleich hinter euch bringen wollt bzw. was gar nicht erst gefragt werden soll?
Thomas: Was der vorige Bandname war und warum wir uns damals so genannt haben.
Christoph: Meine Freundin sagt immer, wir dürfen nicht über Alkohol reden (lacht).

subtext.at: War euch das Noppen Air schon ein Begriff, bevor ihr die Bookinganfrage bekommen habt?
Judy: Ja, das war es uns. Wir haben vorletztes Jahr einen Gig im Mühlviertel gehabt bei einer Weihnachtsfeier, auf einer Burg, da haben uns die Veranstalter auf die Idee gebracht, dass wir musikalisch ganz gut auf das Noppen Air passen würden. Wir haben dann das Festival angeschrieben ob wir spielen können, nur warn wir da leider zu spät. Aber so sind wir zu dem Gig am Jämmershoppen gekommen und heuer hatten wir dann auch die Chance am Noppen zu spielen.

subtext.at Ihr wart ja beim „Herz von Österreich“ dabei, wie waren da eure Erfahrungen?
Judy: Es war interessant so eine TV-Produktion mitzuerleben. Die Erfahrung auf einer Bühne bzw. in einem Studio zu stehen, wo das Publikum so weit weg ist, war etwas Neues für uns, weil wir den Kontakt zum Publikum brauchen. Das war zu Beginn etwas komisch, rundherum viele Kameras. Aber es ist durch die Sendung ein kleiner Hype entstanden und besonders in unserer Umgebung haben uns viel mehr Menschen wahrgenommen und kennengelernt.
Thomas: Das Medium TV bringt hat doch eine große Reichweite.
Christoph: Es ist aber schon so, dass das ganze sehr „strange“ und „tight“ abläuft, und doch sehr energieraubend ist. Kurz gesagt es ist einfach mörderanstrengend. Auf der anderen Seite nimmt man auch sehr viel an Erfahrungen mit, weil wir viele „wichtige“ Menschen kennengelernt haben, zu denen wir ohne dem „Herz von Österreich“ nie Kontakt aufgebaut hätten.
Judy: Ja genau. Wir haben einfach viele neue Conactions bekommen und auch gelernt, wie man richtig Interview führt und mit Fragen umgeht, mit denen man überhaupt nicht rechnet (lacht).

subtext.at: Das heißt ihr habt den gesamten Komplex „Das Herz von Österreich“ eher positiv in Erinnerung und seit nicht der Meinung, dass es reine Zeitverschwendung war?
Christoph: Nein gar nicht, wir sind halt immer noch beleidigt, weil wir nicht weitergekommen sind (lacht)

subtext.at: Ihr seid oder wart gerade im Studio, – wie ist es für euch im Studio zu sein und die Songs ohne Publikum zu aufzunehmen? Ihr zählt ja zu den Bands, die den Bezug zum Publikum fast schon brauchen.
Judy: Das ist dann die Kraft der Fantasie, vorm Mikro zu stehen und sich ein Publikum vorzustellen, das hilft mir um die Stimmung authentisch rüber zu bringen.
Christoph: Nur ein Beispiel: wir haben der Judy zwei Decken unter den Füßen legen müssen, weil sie während den Aufnahmen total abgegangen ist. Da merkt man schon, dass es die Judy am besten schafft, sich das ganze lebhaft vorzustellen, dass da vielleicht doch jemand ist.
Thomas: Aber auch durch das Proben ist man es gewöhnt ohne Publikum zu spielen.
Christoph: Wir können schon ohne Publikum spielen, aber es ist doch viel schwieriger eine Stimmung zusammenzubringen.
Judy: Beim Proben ist es nicht so schlimm, wenn ein Ton mal nicht 100 Prozentig passt. Im Studio hört man alles ins Detail.

subtext.at: Wie man hört hattet ihr sehr viel Spaß im Studio. Gab es auch Momente wo ihr euch am liebsten an die Gurgel gesprungen wärt?
Christoph: Ist das jetzt eine Suggestivfrage (lacht)? Weil dann war der Aufenthalt im Studio super toll.
Judy: Es ist halt mal was andere als live auf der Bühne zu stehen. Es ist ein Bewusstseinsprozess, wo einem bewusst wird, was man da eigentlich macht bei einigen Musikstellen. Es wird einem dann erst bewusst, wenn man es so plakativ präsentiert bekommt und man sich dann Gedanken dazu macht, was man anders machen könnte.
Thomas: Ist ja auch beim Proben so, da hast bei den ersten Malen noch eine ganz andere Einstellung zu einem Lied, weil man am Anfang auch noch nicht objektiv auf das Ganze schauen kann. Wo man dann im Studio wirklich die Möglichkeit dazu hat.
Christoph: Im Studio ist es dann schon so, dass es mörderanstrengend ist. Es benötigt viel Zeit, und schon alleine von der Konzentration, die benötigt wird, ist es ein Wahnsinn. Was einem dann ärgert ist, dass man erst oft im Studio dann dahinter kommt, welche Musikstellen wir doch anders gestalten können, und da beginnt es dann das es langwierig und anstrengend wird.
Christoph N.: Umso schöner ist dann die Zeit wo du fertig bist und auf die Aufnahmen wartest, das ist fast wie Weihnachten. Da bekommt man dann das zurück, was man vorher hineingesteckt hat.

subtext.at: Seid ihr da eher zum Perfektionismus übergetreten oder eher treu dem Motto „Sei wie es sei“?
Christoph: (lacht) Was ist da jetzt die richtige Antwort?

subtext.at: Mir sind einige Bands bekannt, die es aufnehmen und es passt für sie beim ersten Mal, aber es gibt natürlich auch welche, die an jeder Sekunde etwas zum Aussetzen haben.
Thomas: Ich glaube das kommt sehr auf die Musikrichtung an. Ich kann es mir bei einer Singer/Songwriter-Band besser vorstellen, dass man nach der ersten Aufnahme sagt „ja so ist es und so bleibt es“. Bei Bands, wo rein durch die Vielfalt der Instrumente mehr möglich ist, schaut man natürlich, dass man das Beste herausholt. Und da nimmt man sich dann doch mehr Zeit und sagt nicht nach dem ersten Mal „ja es passt!“.
Christoph: Uns war wichtig, dass wir das, was wir aufnehmen, auch live auf der Bühne 100 Prozent umsetzten können. Ohne irgendwelchen Fakes, wie 1000 Stimmen oder 10 Gitarren, es war schon ein Mittelding. Ziel war es, eine ehrliche Aufnahme zu machen, auf keinen Fall überproduziert. Ich hab ja auch schon mitbekommen, dass andere Bands teilweise drei oder vier Jahre an einem Album arbeiten, da hat man oft das Gefühl man traut sich es nicht zu. Aber wir hatten das Ziel heuer im Frühjahr fertig zu werden, das haben wir auch durchgezogen. Klar hätten wir auch sagen können „bei der Nummer passt es noch nicht so hundertprozentig“ –  dann hätte sich das Ganze zeitlich verschoben und das wollten wir nicht.
Thomas: Aber es ist auch immer eine finanzielle Angelegenheit, wenn ich eine Band bin, die von der Musik leben kann mit Produzenten, Label und so weiter und die Zeit hab dann wird man perfektionistisch. Das ganze muss sich immer die Waage halten.
Christoph: Um nochmal zurück zukommen, wenn man als z.B.: Singer/Songwriter aufnimmt – da hat man meistens nur eine Stimme, eine Gitarre und evtl. ein Schlagzeug. Bei uns sind es doch acht Musiker. Da ist es dann doch sehr viel Zeit die beansprucht wird.

subtext.at: Um jetzt weg vom Studio und mehr Richtung Live-Konzerte zu gehen. Gibt es Konzerte die euch immer noch in Erinnerung geblieben sind?
Thomas: Die Weihnachtsfeier, wo wir zuerst schon geredet haben.
Judy: Aber nicht nur, auch das Jämmershoppen war genial.
Thomas: Es ist nicht immer so, dass man nur auf einem großen Event, vor vielen Leuten stehen muss da es einem in Erinnerung bleibt, es bleiben oft auch die kleinen Veranstaltungen hängen.
Judy: Es ist einfach cool, wenn man das Gefühl hat, dir selbst auf der Bühne hat es Spaß gemacht und auch die Menschen die zuhören und dabei sind haben auch was mitnehmen können.
Christoph: Man muss auch zugeben – das Mühlviertel ist ein gutes Terrain. Und was für mich persönlich ein Wahnsinn war der Übergang von Covers zu den eigenen Songs. Wir hatten doch sehr viele Covers in unsere Setlist, da sind die Leute verständlicherweise zu Beginn mehr abgegangen, die Songs kannten sie auch besser als unsere eigenen. Und irgendwann kam der Punkt wo sich das ganze umdrehte und bei den eigenen Liedern mehr getanzt wurde. Das ist für mich das Beste und tollste Erlebnis.

subtext.at: Sind Covers in eurer regulären Setlist noch enthalten?
Judy: Am Jämmershoppen war noch was dabei, aber mittlerweile nicht mehr.
Christoph: Außer bei langen Sets, da ist dann schon noch was dabei, aber die Tendenz geht klar in Richtung Eigenes.

subtext.at: Gibt es einen Moment, den ihr vergessen wollt? Oder wo ihr am liebsten gleich wieder umgekehrt wärt?
Thomas: Wenn, dann von der technischen Seite, oder wenn es vom Veranstalter nicht passt, dann denkt man schon daran. Aber einen richtigen Grund zum Umkehren hat es noch nie gegeben.
Christoph: Ich bin so ein Mensch der alles in Kauf nimmt um live zu spielen. Es war auch schon so, dass  wir acht Stunden zur Veranstaltung gefahren sind, und haben nur vor fünf Personen gespielt, da überlegt man dann schon, dass man eineinhalb Tage unterwegs ist für dieses Konzert – und dann stehen fünf Leute da. Aber wenn diese fünf Personen dafür viel Tanzen und mitmachen, dann ist es die Mühe wert. Nach einem Gig hab ich es noch nie bereut gespielt zu haben.

subtext.at. Das heißt für euch ist technisches Equipment schon sehr wichtig?
Judy: Es ist halt wichtig, dass man sich gegenseitig gut hört, das ist für uns schon sehr wichtig, gerade für mich als Sängerin. Es ist aber auch cool wenn wir manchmal wo unplugged spielen. Es ist für heuer eine Acoustic Session in unserer Umgebung geplant, aber es ist für uns noch nicht ein großes Thema, unplugged zuspielen.

subtext.at: Habt ihr euch bewusst für Mundart, Posaune und Co. entschieden? Oder war es eher so, dass ihr in der örtlichen Musikkapelle mitgespielt habt und dadurch auf den Gedanken gekommen seid eine Band zu gründen?
Thomas: Ja genau so war es (lacht).
Christoph: Im Prinzip waren wir am Anfang eine Ska-Coverband, wo wir Posaune und Trompete gebraucht haben, und da viele dann immer mit der Musikkapelle unterwegs waren, haben wir gemeint, dass wir doppelt besetzen, damit zumindest immer einer da ist. Im Endeffekt hatten dann alle so viel Spaß an dem Projekt, dass niemand mehr wegwollte.
Judy: Der Grund, warum ich Mundart singe ist der, dass wir zu Beginn nur englische Nummern geschrieben haben, und irgendwann versuchten wir es mit einem Song in Mundart. Der ist auch beim Publikum extrem gut angekommen – ich merk es auch bei mir selbst, wenn ich in meinem Dialekt rede oder singe, dann komm ich mir echt auf der Bühne vor, dann kann ich es vermitteln, wie ich es selbst wahrnehme.
Christoph: Wir spüren es einfach mehr. Wir können zwar alle ein bisschen Englisch (lacht), aber ich denke in der Muttersprache kann man sich immer noch am besten Ausdrücken und in der Sprache wo man denkt, denke ich, dass man am leichtesten Musik machen kann.

subtext.at: Abschließend noch: was wollt ihr dem Rest der Welt mitteilen, wenn ihr ein Wort oder einen kurzen Satz mit jedem teilen könnt?
Christoph: Ich muss nochmal auf Klo aber das ist jetzt nicht der Satz (lacht)
Thomas: Einfach echt zu bleiben, so wie du bist so bist. Authentisch bleiben.
Nina: We are a born original, and don’t die as a copy.

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