MUSE: Pars pro toto

Ausgelassene Fröhlichkeit wird wohl nie das Ding von Matthew Bellamy, Chris Wolstenhome und Dominic Howard sein. Auf „Drones“, dem neuen Album von Muse, herrscht eine Endzeitstimmung und Paranoia, die einen, trotz aller politischen Aktualität, erst mal frösteln lässt. Die Fans werden das kalt pulsierende Herz von „Drones“ wohl fest an sich drücken, alle anderen werden ihren Blickwinkel auf die Band aller Voraussicht nach nicht verändern.

Drones

Wer kann aus der aktuellen Musikszene auf Knopfdruck Verschwörungstheorien vom Stapel lassen? Richtig, Matthew Bellamy. „Drones“ offenbart, bei aller Liebe, demnach nur eine einzige Überraschung: Es gibt keine. Es bietet „nur“ an einigen Stellen das Beste aus ihren bisherigen Welten. Intrigen und gesellschaftliche Komplotte gehören hier zu den Eckpfeilern, für Persönliches ist kein Platz vorgesehen. In vielen Songs hat sich literweise Kitsch und Pathos angesammelt – vor allem textlich. Was das Lyrische angeht, hat Bellamy schon weitaus bessere Tage gesehen. Immerhin klingen die Rock-Entwürfe in „Dead Inside“ und „Psycho“ wieder lebendiger als zuletzt, direkter. Man hört, dass die Band wieder Spaß hatte, mehr Bauch als Kopf entscheiden hat lassen.

Bei einem Song wie „Mercy“, der wie für das Formatradio geschaffen zu sein scheint und glatt als „Starlight²“ durchgehen könnte, tauchen unweigerlich wieder Queen-Zitate auf. Auch „Revolt“ oder „Defector“ atmen den Geist von Freddie Mercury. „The Globalist“ ändert wie ein Chamäleon seine Klangfarbe und ist vielleicht der Song, der am meisten nachhallt, weil sehr viele Facetten und Rhythmuswechsel in ihm stecken.

Es sind zwielichtige Zonen, in denen sich die weltoffenen Briten und der geplagte Charakter, von dem die Platte handelt, hier bewegen. Dieser verzweifelt an seiner existenziellen Tristesse. Sein Bewusstsein öffnet und offenbart sich im Verlauf der zwölf Songs – bis die Einsicht kommt, dass man sich nicht manipulieren lassen möchte, seine Gedanken als Individuum selbst bestimmen will und autoritäres Verhalten in Frage stellt.

„Drones“ geht den Weg der lauwarmen Mitte und verhält sich wie ein intelligentes, aber aufmüpfiges Kind, welches um Aufmerksamkeit bettelt. Wer dystopische Zukunftsvisionen spannend findet, ist mit dem 2007 erschienenen Nine Inch Nails-Album Year Zero besser aufgehoben.

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