Please Madame: „Die langen Haare standen uns nicht so gut!“

Am Szene Open Air trafen wir uns mit den Jungs von Please Madame. Die vier jungen Musiker aus Salzburg sind nicht nur auf der Bühne durchaus sympathisch, sondern auch beim Gespräch gab es viel zu Lachen. Warum die Musiker keinen Metal mehr machen ,und auf was man sich in den kommenden Monaten freuen kann, erfahrt ihr im Interview.

subtext.at: Einer meiner ersten Fragen ist immer, was wollt ihr nicht gefragt werden, bzw. über was wollt ihr nicht reden ?
Alle: Frag mal und wir entscheiden dann im Nachhinein, nein das passt schon (lachen).

subtext.at: Ihr kommt ja aus Salzburg, wie ist es für euch Musik zu machen in einer Stadt, die für die Musik weltbekannt ist? Sei es jetzt Mozart oder aktuell Olympique.
Dominik: Ich glaub es ist eine große Ehre, dass wir an den Zug der coolen Salzburger aufspringen können. Ich glaube, dass Salzburg eine recht coole Stadt ist für Musik – auch wenn oft nicht viel los ist,  das muss leider auch erwähnt werden. Salzburg ist doch oft sehr langweilig aber es gibt eine gute Basis wie z.B.: das Rockhouse, und dort sind wir groß geworden.
Martin: Ich glaub Salzburg hat da einen riesigen Vorteil, wenn man es jetzt mit Wien vergleicht – weil es ja doch ein bisschen Hinterland ist und man sich da schon Vorbereiten kann, und weil es kein Überangebot an neuer Musik gibt. Ich glaube aber, dass es schwerer ist, in Salzburg als Musiker groß zu werden, weil die Förderungen fast alle in die klassische Musik gehen. Nur das Rockhouse unterstützt junge Bands wie uns, die haben uns auch soweit auf die Beine geholfen, dass wir zum Auftreten gekommen sind.

subtext.at: Ich persönlich kenne euch vom „Austrian Newcomer Award“. Wie waren eure Erfahrungen damit?
Dominik: Es war sehr cool eigentlich. Man muss aber auch dazu sagen, dass es etwas unfair war, weil die Hausband alles abgestaubt hat – was nicht schlimm ist, und ich gönne es ihnen auch. Trotzdem war es eine coole Erfahrung und es ist nicht alltäglich, dass man so einen Preis mit nach Hause nimmt. Das Team war professionell und auch total nett – es war rundum rund.

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subtext.at: Würdet ihr wieder an solchen „Contests“ teilnehmen?
Merlin: Nein.
Martin: Das liegt aber daran, dass uns oft vorkommt, dass man solche Contests  -mit Ausnahme vom Austrian Newcomer Award – nur gewinnen kann, wenn man genügend Karten verkauft.

subtext.at: Ihr habt dann auch sicherlich schon die Erfahrung gemacht, dass man solche Awards oft nur gewinnen kann wenn man viele „Likes“ bekommt?
Dominik: Ja, es kommt definitiv darauf an wie viele „Likes“ man mobilisieren kann. Und wenn man es schafft 200 „Likes“ zu bekommen hat man fast oft schon gewonnen. ohne gespielt zu haben.
Martin: Der Newcomer Award war dazu ein Paradebeispiel, weil natürlich hat die Linzer Band gewonnen – die hatten die meisten Fans vor Ort. Und das war aber schon klar bevor der Abend angefangen hat. Da merkt man schnell, dass man den Award als nicht lokale Band nicht gewinnen kann, und das deprimiert einen schon, bevor man überhaupt gespielt hat. Wenn der Award in Salzburg gewesen wäre, hätte es wahrscheinlich anders ausgesehen.
Dominik: Ich versteh schon, dass man lokale Bands versucht zu „pushen“ und find es auch gut, aber gerade bei einem bundesweiten Award sollte jeder eine faire Chance bekommen.

subtext.at: Kommen wir mal zum Genre „Syth-Pop“, wie ihr eure Musikrichtung in einem Interview einmal betitelt habt. Was kann sich ein Musik-Laie darunter vorstellen ?
Laurenz: Das stimmt mittlerweile nicht mehr. Ich würde sagen das unsere Single klar Synth-Pop sind, aber der Rest am Album kommt, wird auf jeden Fall sehr viel vielfältiger sein. Wir haben viele Hip-Hop-Einflüsse, härtere Riffs und mehr elektronische Elemente in den neuen Songs eingebaut.
Dominik: Ich würde eher sagen es ist eine Mischung aus Indie, Rock und Hiphop.
Merlin: Ganz ehrlich wenn mich wer fragt welche Musik ich mache, dann kann ich es schwer sagen.
Dominik: Aber im Großen und Ganzen ist und bleibt es immer noch Pop, die Leute können beim Refrain immer gleich mitsingen und die Songs sind eingängig. Pop.
Martin:
Ich beantworte die Frage immermit: komm zu einem Live-Konzert, schau dir unsere Performance an und entscheidet selbst.

subtext.at: Wie seit ihr zu dem Entschluss gekommen euer Metal-Band-Dasein aufzugeben und eine Popband zu werden?
LaurenzWeil wir uns nicht mehr damit identifizieren können, weil es nicht mehr so „IN“ ist, weil man nicht wirklich den eigenen Sound kreieren kann. Metal gibt es schon so vieles, jeder schaut gleich aus (Einwurf von Martin: jeder hat lange Haare).

subtext.at: Haben euch die langen Haare nicht so gut gestanden?
Dominik: Wir haben uns keine langen Haare wachsen lassen, das war glaub ich das Problem, sonst wären wir sicher bei dem Genre geblieben. Und irgendwann in der Hip-Hop-Phase haben wir uns kahl rasiert und Baggypants getragen (lacht).
Merlin: Man entwickelt sich ja auch privat weiter und hört andere Musik. Und man will sich dann auch in der Band wohlfühlen und macht die Musik die man auch privat hört.
Dominik: Ich glaube es ist auch so wenn du ganz viel Musik hörst, so wie wir das teilweise machen, dann entwickelst du dich selbst weiter. Und wenn z.B.: Metallica nicht mehr deine Lieblingsband ist und du kommst irgendwann aus der Zeit heraus wo du das Genre Metal so toll findest, dann kommen halt andere Bands wie Arctic Monkeys, Editors, oder auch Hip-Hop-Bands, und von da nimmt man als Musiker immer was mit.  Und so kristallisiert sich dann heraus,  auf was man wirklich steht und was der persönliche Sound ist. Ich weiß auch noch nicht, ob wir schon dort sind. Ich denke das dauert auch noch, aber es ist auf jeden Fall schonmal eine gute Richtung. Das braucht Zeit, dass man aus seinen Jugendsünden herauswächst. Das ist wie in anderen Lebenslagen
Martin: Naja als Jugendsünde würde ich es nicht unbedingt bezeichnen. Im Endeffekt war der Metal der Grund warum wir als Musiker angefangen haben zu spielen und uns mögen (lacht). Das war eben der Startpunkt, wo wir angefangen haben –  und wohin die Reise geht kann man noch nicht sagen, bzw. wissen wir das selbst noch nicht.

subtext.at: Das heißt, ihr seit selbst der Meinung, das sich eurer Stil im laufe der Zeit noch verändern wird?
Laurenz: Ich glaub das er sich ändern wird auf jeden Fall. Wir haben schon Pläne für Musik, die nach dem Album kommt, und das erste Album ist noch nicht einmal fertig.

subtext.at: Live-Auftritte sind für euch … ?
Laurenz: Was ganz Besonderes. Weil man so richtig große Bands, wie jetzt am Szene Kraftklub und Bilderbuch sieht, die man alle beobachtet, supportet, bewundert, und die für einen selbst Vorbilder sind .Und dann ist man mit den großen Bands da im Backstage und macht ein Interview – und die sitzen einfach zwei Meter weiter.
Martin: Das Szene Open Air war für uns schon ein Highlight, weil wir noch nie mit so vielen großen Acts gespielt haben. Das ist halt schon sehr cool wenn man ankommt und eins der ersten Dinge die man sieht der Frontmann von Kraftklub ist.
Dominik: Das ist wie wenn man 13 Jahre alt ist und dein Herz so dahinschmilzt, weil halt grad die Musik von Kraftklub und Bilderbuch uns sehr geprägt hat.

subtext.at: Bleiben wir bei den Live-Auftritten , ihr habt ja doch ein sehr schickes Bühnenoutfit, gibt es dahinter eine Geschichte?
Dominik: Ich hab einmal auf VICE gelesen, dass sie keine Bandanspielungen mehr auf „A Clockwork orange“ sehen wollen. Aber ich glaube, dass es uns so viel gibt, weil wir den Kontrast schwarz zu weiß gerne widerspiegeln wollen. Unsere Welt lebt ja von Kontrasten, und es ist alles auf Kontrasten aufgebaut. Man kommt gestriegelt und geschmiert auf die Bühne und macht dann „bösen“ Rock, man macht ganz was anderes, als von einem erwartet wird. Und es schaut auch gut aus.

subtext.at: Ihr habt es schon angesprochen, man kann sich bald auf euer Album freuen. Was kann man sich davon erwarten ?
Dominik: Ich will jetzt nicht sagen alles, aber doch ALLES (lacht). Weil wir  jetzt lange im Studio waren und unser Produzent ist ein „Mastermind“, der sehr genau arbeitet. Und es wird für jeden was dabei sein – und der fette Sound fehlt auch nicht.  Gut produziert. Schöne Gitarren, fettes Schlagzeug, fette Vocals, fette Bassläufe und jeder wird sein Teil davon mitnehmen können, hoffe ich jetzt mal (lacht). Es wird auch was Elektronisches auf der Platte sein, genauso wie auch die klassischen Rocknummern oder ruhigere Nummern. Ich glaub es wird echt cool und ich freu mich schon drauf, wenn es endlich komplett fertig ist.

subtext.at: Das heißt ihr seid im Studio schon fertig ?
Dominik: Noch nicht ganz. Es ist halt nicht ganz so einfach wenn die Band nicht am selben Ort wohnt. Ein Teil wohnt in Wien und studiert dort, wir hatten jetzt auch in letzter Zeit viele Prüfungen, da ist es dann nicht so einfach nach schnell nach Salzburg zu kommen, um Aufnahmen zu machen. Die Entfernung tut schon ein bisschen weh.

subtext.at: Wie sind eure Erfahrungen im Studio so gewesen, wenn man diese jetzt mit Liveauftritten vergleicht?
Laurenz: Ganz was Anderes. Eindeutig. Wir geben uns auch viel mehr Mühe bei Einzelheiten, die man live auf der Bühne nicht so rüber bringen kann, weil es einfach unmöglich ist. Weil man nur zu viert ist und im Studio ist man zu 20igst – da kann man die Gitarre ja fünfmal einspielen und das Schlagzeug kann so und so bearbeitet werden.

subtext.at: Aber ich glaube, dass beides was kann. Also Live und Studio. Ein Song kann auf der Aufnahme mehr leben und der andere ist live besser, weil man die Energie spürt, die im Studio nicht so rüberkommen kann.
Dominik: Ich glaub des kann man so ganz schön sagen. Studio ist, wie wenn ein Bauarbeiter ein Haus baut, und Live ist wie wenn man dann drinnen lebt. So kommt mir das manchmal vor.
Martin: Meiner Meinung nach ist Studio hundertprozentig Musik und Live ist einfach 50 Prozent Musik und 50 Prozent Performance. Und das ist dann irgendwie der Unterschied, jetzt nicht falsch verstehen, es geht beim Live-Spielen _auch_ um die Musik, aber halt nicht ausschließlich.
Merlin: Du kannst dir Live, meiner Meinung nach, einfach viel weniger Fehler erlauben, im Studio drückst du einfach auf Stopp und spulst wieder zurück.
Dominik: Trotzdem ist es im Studio so, dass es genau auf den Punkt sein muss. Alles muss genau zusammenpassen, das kann man Live ein bisschen kaschieren. Wenn man den einen Akkord falsch greift, merkt es wahrscheinlich niemand. Im Studio hört es dann jeder sofort.
Martin: Noch ein Unterschied ist , dass man Live musst zu viert gut sein und eine Einheit sein muss – und im Studio ist halt noch ein Fünfter dabei, mit dem du kooperieren und auf einer Wellenlänge sein solltest. Da haben wir mit unseren Produzenten echt viel Glück.
Dominik: Ich stimme zu (lacht).

subtext.at: Ihr seid ja auf eurer Facebookpage sehr fleißig mit Postings. Welche Erfahrungen konntet ihr mit anderen Medien machen?
Laurenz: Also das Fernsehen ist mit Abstand das Beste. Also wie wir beim „Circus Halligalli“ – damit spricht man am meisten Menschen an und da erreicht man die meisten.‘
Dominik: Also in der österreichischen Radiolandschaft ist es einfachimmer noch so schwer dass man gespielt wird. Und das versteh ich nicht, weil wir haben Talent das zum „Anscheißen“ ist (lacht). Ein gewisser Radiosender will einfach keine österreichischen Künstler spielen. Ich finde es einfach schwach, dass man da keine Quote macht. Wir haben sooooo viele gute Musiker.
Martin: Wenn man das ganze noch ein bisschen weiter spinnt, ist es doch auch wirtschaftliche ein großer Nachteil wenn das Geld immer nach außen bringt und nicht im Land lässt. Und den heimischen Künstlern somit nicht unterstützt. Ich finde es immer schade wenn es um das Thema geht, dass man über Deutschland kommen muss, damit gewisse Plattformen checken, dass es dich überhaupt gibt. Das ist doch sehr schade.

subtext.at: Medium Radio: warum ist es eurer Meinung nach immer noch so wichtig, als Band im Radio gespielt zu werden?
Dominik: Weil es einfach so viele Menschen anspricht, das kann man sich kaum vorstellen. Wenn man in dem gewissen Radiosender gespielt wird, hört das ganz Österreich. Das ist in Deutschland irgendwie cooler, das gibt es mehr Stationen, und da wird viel Energie hineingesteckt, dass man jemanden „hypt“ und großmacht. Das gibt es in Österreich nicht wirklich. Und deswegen ist es auch ganz wichtig,  dass man im Radio läuft. Und nebenbei gesagt: es bringt auch Geld (lacht)

subtext.at: Fühlt ihr euch von anderen Radiosendern wie z.B.: FM4 supportet ?
Dominik: FM4 hat uns glaub ich noch nicht gespielt. Aber mit der nächsten Single würden wir dann ganz gut passen denke ich.
Martin: Ich glaube das bis dato der Grund war, warum wir nicht auf FM4 gespielt wurden sind, der war, dass wir zu poppig waren. Deswegen zu Mainstream. Das kann ich auch nachvollziehen. Aber was noch nicht ist kann ja noch werden.

subtext.at: Einer meiner Lieblingsfragen ist immer, wie ihr euch selbst in der Musikszene seht bzw. wo ihr euch positionieren würdet?
Dominik: Von einem hohen Bekanntheitsgrad davon kann man noch nicht wirklich sprechen, uns kennen Menschen, aber mega bekannt sind wir noch nicht (lacht). Ich denke wir können uns gut ansiedeln zwischen Bilderbuch, Wanda und Olympique. Da würde so etwas wie wir noch gut reinpassen. Wir sind zwar eine Spur anders als die genannten Musiker, aber würden trotzdem gut hatmonieren.
Martin: Man sollt uns auf jeden Fall am Radar behalten und beobachten. Was passiert oder net passiert das steht … irgendwo … aber hoffentlich irgendwo wo wir es auch lesen können und in unserer Sprache damit wir es auch verstehen können. (lacht)

subtext.at: Ihr seit quasi am Anfang der Erfolgsleiter, gibt es einen Plan B eine Brotjob der das Leben finanziert?
Dominik: (zeigt auf seine Bandkollegen) Anwalt, Anwalt, Anwalt und Anwalt. (lacht) So eine Frage ist sehr angebracht und natürlich gibt es einen Plan B. Aber ich finde wenn man das macht, muss man mit 100 Prozent dabei sein, deswegen nein ich würde mir keinen Plan B wünschen. Es wäre das schönste was uns passieren könnte wenn es funktioniert.
Martin: Meine persönliche Meinung dazu ist, man steckt 100 Prozent rein in die Band, und im Endeffekt machen wir zurzeit 200 Prozent an Leistung. 100 Prozent Musik und 100 Prozent Plan B, der gesellschaftlich leichter anerkannt wird. Klar will jeder, dass es aufgeht hauptberuflich Musiker zu sein aber wir leben immer noch in Österreich und da sind die Chancen sehr gering mit der Musik zu Geld zu kommen.
Dominik: Ich glaub da hat man in Deutschland besser Chance als als Österreicher, die stehen momentan voll auf die Musik aus unserem Land, den Charme und den Witz (lacht).

subtext.at: Abschließend noch, gibt es neben dem Album noch Pläne für die Zukunft ?
Dominik: Es gibt Pläne für eine Tour die durch Deutschland, Österreich und die Schweiz geht. Aber wir können noch nicht genau verraten wann und wie und wo aber ich sage jetzt mal grob Anfang 2016. Wenn man Up to date sein will empfehle ich unsere Facebookseite.

 

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