FDTF: BLVRS

Mit ihrem dritten und letzen Album treten FDTF (formerly known as From Dawn To Fall) nach über 10 Jahren Bandgeschichte von der Bühne ab – in Originalbesetzung! Natürlich schwingen da auch etwas Wehmut und „Was wäre wenn“-Fantasien mit. Abschied von einem der erfolgreichsten Rockexporte Österreichs der letzten Jahre.

Da ist es also doch noch, das verschollene Album. Vor über 2 Jahren hatten sich From Dawn To Fall mit Produzent Dan Weller (Enter Shikari, Gallows, Young Guns, uvm.) in die Red Bull Studios in Kopenhagen zurückgezogen, um den Nachfolger zu „Rising“ aufzunehmen. Ihr Zweitwerk hatte der Band unter anderem Ö3 Airplay und Tourneen durch Japan und quer durch Europa verschafft. Der Durchbrauch lag also bereits in Sichtweite. Alles schien vorbereitet für das ganz große Feuerwerk. Doch dann schmiss Sänger Stoffl das Handtuch – für viele Anhänger ein Schock. Auslöser, wie so oft der Kampf Privatleben und Job versus Musikkarriere (hier nachzulesen). Ein neuer Sänger wurde zwar angekündigt, dann wurde es aber sehr still um die Burschen aus Perchtoldsdorf. Im Mai diesen Jahres taucht dann plötzlich ein Foto auf Facebook auf. Darauf zu sehen: der alte/neue Sänger, das neue Album vor seinem Gesicht haltend. Die Band hat sich entschlossen dem Kapitel From Dawn To Fall gemeinsam, mit einem finalen Album und zugehöriger Abschlusstour die letzte Ehre zu erweisen.

Auf BLVRS (Believers) wird geklotzt und nicht gekleckert. Schon die vor einem Jahr, zu Gunsten von Wings For Life veröffentlichte  Single „You’re Not Alone“ ist richtungsweisend. Makellose Großspur-Produktion. Wie am letzten Album bereits begonnen wurden die Emo-Punk Einschübe, die das Debüt ausmachten weiter zurückgedrosselt, der Fokus klar auf Stadionrock verschoben, hier und da mit Elektro-Pop Sprengseln in der Strophe gepaart. Das erinnert oft an Kaliber à la Linkin Park und 30 Seconds To Mars und ist handwerklich defintiv in die obere Schublade einzuordnen. Songs wie die kürzlich ausgekoppelte Single „The World We Left Behind“, „So Young And So Alive“ und „Feel“ gehen flott nach vorne, und sind der offensichtliche Anknüpf-Punkt and das bisherige Schaffen der Band. Allesamt gute bis sehr gute Rocknummern mit gehörig Ohrwurmfaktor – Aufgabe erfüllt! Besonders der Umschwung von Main Riff auf Vers bei erstgenanntem Stück begeistert mich ein ums andere Mal. Auch das melancholische „The Path To Walk“ schießt in Richtung Prädikat „episch“ und gehört definitv zu den Albumhighlights. „For Tonight“ und „Hymn“ sind zwar zwei grundsolide Downtempo Pop-Rock Nummern, bei beiden bleibt aber der Wow-Effekt letztendlich aus. Hier wird auch der, meiner Meinung nach einzige wirklich größere Kritikpunkt an FDTF ersichtlich – die beliebig wirkenden Allerwelts-Texte à la „tonight we’ll fly away / I’ve been waiting forever to fly away“. Aber nun ja, es soll ja auch Leute geben, die meinen 30 Seconds To Mars Lyrics würden ihnen aus der Seele sprechen. Nun gut, Pop will ja jedermann ansprechen, da schadet der viele Interpretationsspielraum sicherlich auch nicht.

Auch einige Überraschungen finden sich unter den 10 Tracks auf BLVRS. „We Are The Light“ flirtet mit 80er Synthies, die leicht an Depeche Mode erinnern, während der verzerrte Basslauf den Song zielstrebig dahinträgt. Gegen Ende biegt die Nummer aber leider einmal falsch ab und landet in einer „Woah Oh“-Sackgasse. Schade, da wäre noch mehr drin gewesen. „Vicious Circus“ ist eine böse, kleine Hass-Ballade, die stark an My Chemical Romance zu Zeiten von The Black Parade erinnert. Ebenfalls kein Über-Song – dient aber dem Abwechslungsreichtum der Platte und macht in diesem Kontext auch ziemlich Spaß. Zu guter Letzt endet BLVRS nicht mit dem großen Knall, den man vielleicht erwarten würde, sondern mit dem ruhigsten Stück des Albums. Ein verschleppter Beat, über dem sich ein melancholischer Synthie-Teppich ausbreitet bildet die Basis für „To The Deep“. Darüber schwebt die Stimme, zieht den Hörer in ihren Bann und versinkt letztlich unter den schweren Effekten in der Tiefe. The End.

BLVRS ist der gebührende Abschluss einer außergewöhnlichen Bandkarriere. Und das nachdem wohl viele schon gar nicht mehr damit gerechnet hatten, dass es je erscheinen würde. Wären FDTF eine Band aus den USA oder Großbritannien, würden ihnen für dieses Album wohl weltweit zigtausende Teenager-Herzen zufliegen. Aber es ist nunmal wie es ist. From Dawn To Fall waren wohl immer dazu bestimmt, der große Fisch im kleinen Teich zu sein. Aber sie können verdientermaßen stolz auf alles Erreichte zurückblicken. In dem Wissen, dass sie es bis zum Schluss gemeinsam durchgezogen und sich (hoffentlich) einen gebührenden Abschied beschert haben. Besucht sie wenn es soweit ist…

 

18.09. Innsbruck – Weekender
19.09. Klagenfurt – Stereo
02.10. Graz – PPC
03.10 Linz – Posthof
14.10. Wien – WUK

THE END TOUR

 

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Tracklist

01. You´re Not Alone
02. Hymn
03. We Are The Light
04. Feel
05. For Tonight
06. The World We Left Behind
07. The Path To Walk
08. Vicious Circus
09. So Young And So Alive
10. To The Deep

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.