Steaming Satellites: Pflichttermine!

Ein durchaus interessantes Werk liefern die Steaming Satellites mit ihrem neuen, lange erwarteten Album, welches mit dem Titel ‚Steaming Satellites‘ – der wohl das Ankommen der Band bei sich selbst impliziert – bald die CD- und Vinylregale der Liebhaber guter, österreichischer Musik schmücken wird. Wie gewohnt hantieren die Salzburger mit spacigen und ausgefuchsten Sounds, die ihnen wohl ihren Platz am Spacerock-Firmament sichern und dort sicherlich auch für helle Erleuchtung sorgen.

Gepaart sind diese Sounds mit einer Portion Blues, Funk und Soul, letztendlich kann aber auch dieses Album selbstverständlich in der Indierock-Sparte punkten. Der druckvolle Gesang des Frontmanns Max Borchardt schwingt mit den ausgefinkelten Arrangements und macht diese Musik – wenn auch oft mit Caleb Followills (Kings of Leon) Stimmfarbe verglichen – zu einer unverkenn- und vor allem unverzichtbaren.

Steaming Satellites live @ Posthof Linz

‚Steaming Satellites‘ startet mit einer sehr ungewöhnlichen Soundkulisse von ‚Together‘, die sehr stark an diverse Lagerfeuer-Evergreens erinnert, bis der Song nach einer Minute seinen wahren Charakter zeigt, sehr spannend arrangiert und einen durchaus würdigen Opener für dieses Album abgibt. Darauf gefolgt – und zu hundert Prozent erwähnenswert oder –pflichtig –  ‚Rocket‘: ein Song, wie er nicht besser zu den Steaming Satellites passen könnte. Ein rhythmisierender Synth, der gemeinsam mit einer dreckig gesungenen Hookline das Intro bildet und dann mit einer kraftvollen Orgel und der restlichen Band in die Vollen geht und den Song in seinen Flow münden lässt.
Mit der Singleauskopplung ‚Honey‘ findet ein etwas sanfterer, aber dennoch überzeugender Song seinen Platz auf dem Album, geprägt von einer stilistisch deutlich dieser Band zuordenbaren Gitarrenline. Einer meiner Favoriten des neuen Werks folgt sogleich: ‚Restless Robot‘. Dieser lässt den Hörer selbst restless mit dem Körper im Takt schwingen und gewinnt durch großartiges, rhythmisches Zusammenspiel von Gesang, Gitarre und Drums großartigen Charakter.

Steaming Satellites live @ Posthof Linz
Einen interessanten Wendepunkt im Album bildet ‚Unfold‘, welcher durch seine relativ (zum restlichen Album) stagnierende und ruhige Art auszeichnet. Meiner Ansicht nach passiert mit diesem Stück Musik ein Bruch in diesem Album. Die folgenden Songs sind stilistisch unterscheidbar vom übrigen Album, nicht minder spannend, jedoch etwas aus dem Schema brechend. Aggressivere Sounds (wie etwa bei ‚Phone‘ oder bei ‚Move On‘) prägen die in den Arrangements und im Aufbau gewagteren Songs, die auch – so finde ich – eine andere Stimmung als die erste Hälfte des Albums vermitteln, die vielleicht als düsterer beschrieben werden könnte. Man könnte behaupten, dass diese Songs nicht so simpel funktionieren und den Hörer nicht so schnell packen, wie die vorhergehenden. Hier bedarf es ein paar Durchlaufrunden im CD-Player oder im Plattenspieler, um sich an den Sound und die Stimmung zu gewöhnen und sie lieb zu gewinnen, was vielleicht dafür sorgt, dass man das Album nicht so schnell ‚ausgehört‘ hat. Besonders an ‚Secret Desire‘ und seiner Soundkulisse, getragen von spannenden Hooks konnte ich erst nach oftmaligem Hören besonderen Gefallen finden. Hier bilden die anfangs unbemerkten, im Hintergrund fungierenden Arrangements, die Gänsehaut.

Im Gesamten ist ‚Steaming Satellites‘ ein großartiges Album, besonders spannend und viele Facetten bietend. Der Bruch, von den nahezu einwandfreien, leicht zugänglichen Songs zu Beginn zu den schwereren, sowie komplizierteren Nummern gegen Schluss, ist gewagt, etwas schwierig zu verstehen, aber meiner Meinung nach notwendig, um das Album nicht langweilig werden zu lassen. Der etwas radikale Charakter des Bruchs kann durchaus mit einem kritischen Auge betrachtet werden, aber ein aus-dem-Fenster-Lehnen hat noch den wenigsten Bands geschadet. Führt euch dieses Album zu Gemüte! Das ist mein Ratschlag für all jene, die einen wichtigen Meilenstein der Band und der österreichischen Musikszene nicht verpassen wollen.

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Fotos: Christoph Thorwartl

Plattenliebhaber, leidenschaftlicher Konzertbesucher, Gitarrist und Sänger bei Back to Felicity, schreibt seit 2014 für Subtext (vorwiegend Konzert- und Albumrezensionen).