„Die besten Wortwitze der Welt“ in humoristischen Grafiken

„Viele Humorexperten lassen das Wortspiel nur zu, wenn es besonders originell oder feingeistig daher kommt, ist es in dieser Hinsicht ganz besonders enttäuschend, spricht man schnell vom Kalauer, vom Flach- oder Plattwitz“, schreibt Leo Fischer in der Einleitung des Buches „Die besten Wortwitze der Welt“. Erste, nicht länger durchdachte Assoziationen hätten keinen erziehenden oder bildenden Hintergrund. Genau dies mache sie zum Ursprung des Humors.

„Aber nur die Spatzen“, fordert der Kunde den Frisör auf der Titelseite auf. Ari Plikats Cartoon ist eine von 56 Grafiken, die alle mit Text verbunden sind. Die Cartoonist/inn/en spielen mit ähnlich klingenden Lauten und Reimen (z.B. „In drei Tagen bist du Kot- Horrorfilm für Brötchen“, Ottitsch) und mit der Mehrfachbedeutung von Wörtern. Neben einem „Reserviert“-Schild in einem Gasthaus befinden sich etwa „Still- und „Schüchtern“-Schilder (Till Mette). Sie fügen einzelne Buchstaben hinzu (z.B. „Kohlrabbi – koscheres Gemüse, Ottitsch), nehmen Ausdrücke wörtlich oder mischen Deutsch mit Englisch und Französisch. Die gemeine Feldmaus von Jean la Fleur spielt einen Streich, ein nicht beißender Boxer zerstört das Jagdhorn eines Jägers (Hurzlmeier). Benjamin Blümchen lernt Französisch, Agnes nicht. Sie hält Tristessse (= Traurigkeit) für einen Namen und ist sauer auf ihr Gegenüber, das sich ihren nicht gemerkt hätte.

Thulkes Cartoon zeigt einen Mann und eine Frau, die sich seinerseits trist und gleichgültig, ihrerseits verärgert und genervt ansehen. Beide liegen an jeweils einem Ende des Bettes, eine Socke hängt auf dem Fußende. Bunte Farben sind der eintönigen Situation entgegen gesetzt.
Sowohl diese als auch die weiteren Grafiken sind im Comicstil, teils mit karikaturistischen Elementen. Bei dem Cartoon „Silvia und Rolf“ ist speziell Silvia mit ihrem weit aufgerissenen Mund überzeichnet. Die Figuren sitzen zu Tisch, der Hintergrund ist detailgetreu mit Lampe und Pflanze wiedergegeben.

Ari Plikat - reden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Obwohl die Cartoons das gemeinsame Überthema Wortwitz haben und ausnahmslos Bild und Text miteinander verbinden, ist ihr Zeichenstil unterschiedlich. Die Grafiken  – eine pro Seite- sind schwarz-weiß, in Grautönen oder farbenfroh gezeichnet. Sie sind minimalistisch oder mit vielen Details ausgestattet. Manchmal sind nur Umrisse des Gesichtes zu sehen – ausgerechnet der Nobelpreisträger, welcher sich in der Öffentlichkeit wenig anonym bewegen kann, hat weder Nase noch Augen.

Erstaunte Blicke sind in Egon Forevers Grafik auf den Kellner gerichtet, da die Helmpflicht für Radler neu aufgefasst wird. Die karierte Unterlage dazu erinnert an eine Zeichnung in einem Schulheft.

Neben Alltagssituationen wie in Lokalen, im Büro, bei Zug-und Autofahrten etc. sind die Figuren auch bei Freizeitaktivitäten wie dem Fußballspiel und Lesen dargestellt. Die Reihenfolge der Cartoons wechselt sich von ihren Stilen und Themen ab. „Die besten Wortwitze der Welt“ beginnt mit einer Grafik zum Speermüll und endet mit dem Cartoon „Star Wars- Nein, es war die Meise“.

Die 54 Cartoons dazwischen haben aber nicht nur einen Bezug zum Alltag, sondern sind genauso an Märchen und bekannte Aussagen wie Sprichwörter und Redewendungen angelehnt. Alibaba versucht, das Passwort für die Höhle von 40 Täubern zu erhalten. Die Betrachter/innen der besten Wortwitze der Welt sehen, wie der berühmte, umfallende Sack Reis in China überhaupt aussieht.

Vereinzelt sind politische Ereignisse und religiöse Themen bildlich festgehalten. Zwei Anhänger des Dschihad sind auf der Suche nach einem Auto, der Verkäufer denkt an einen Mehrtürer.

Kittihawk - mehrtuerer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bezüglich der Religion handeln Cartoons von einem „Die Bärbel“- lesenden Pfarrer und Möses, die in „Die besten Wortwitze der Welt“ vermutlich beide Christen sind.

Genau wie bei diesen Grafiken sind auch bei den weiteren der Sinn und Wortwitz meist schnell erkennbar. Ausnahmen, bei welchen sich der Hintergrund weniger eindeutig erschließt, sind Cartoons, die mit den Texten „All we are saying is give cheese some pants“, „I shot the Serif“ usw. versehen sind.

Allgemeinwissen ist bei dem Großteil der Cartoons jedoch ausreichend, um sie zu verstehen.
„Die besten Wortwitze der Welt“ sind – wie in der Einleitung angekündigt- nicht tiefgründig oder feingeistig. Über ihren Geschmack und über Plumpheit lässt sich vor allem bei „Geil Titler“ und „Möses“ diskutieren. Im Großen und Ganzen bringen „Die besten Wortwitze der Welt“ aber das ein oder andere Lächeln hervor. Die Cartoon-Sammlung lässt sich zwischendurch; auch nach anstrengenden Tagen, die viel Konzentration erfordern; ansehen.

Das Buch „Die besten Wortwitze der Welt“ (Jan Blum & Lea Willimann (Hg.)) ist 2015 im Holzbaum Verlag (Webseite) erschienen. Die 64 Seiten sind um 10 € zu erhalten.

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/