Sounds like Music: Friedhofsstimmung in der Tabakfabrik
Wie in gewohnter Manier fand auch dieses Jahr Anfang Oktober das Sounds Like Music in der Tabakfabrik Linz statt. In den letzten Jahren durchaus Besuchermagnet und Garant für einen guten Konzertabend, kann man die diesjährige Ausgabe wohl maximal unter dem Prädikat bemüht abstempeln. Denn nicht nur die Besucher blieben, wohl auch wegen der starken Konkurrenz, aus: Auch den Musikern merkte man die fehlende Begeisterung an.
Vielleicht haben sich die Veranstalter zu wenig Mühe beim Plakatieren gegeben, vielleicht war die Konkurrenz durch die parallelen Veranstaltungen in Stadtwerkstatt, Posthof und Kapu zu groß. Auf jeden Fall war der für die Veranstaltung angemietete – kleiner im Vergleich zum Vorjahr – Saal in der Tabakfabrik Linz nicht nur nicht voll – nein, er war weitestgehend leer. Denn selbst beim eigentlichen Headliner Krautschädl (dazu später mehr) füllten sich die heiligen Tschick-Hallen zu maximal 20 %, also geschätzten 200 Gästen. Für eine Veranstaltung mit dieser finanziellen Unterstützung und gesellschaftlichen Vernetzungen ist das desaströs. Liegt vielleicht auch daran, dass die Lineup-Politk des Sounds Like Music dieses Jahr eher gut gemeint denn gut war, setzte mit man Bands wie Krautschädl, Boost Club (das zweite Jahr in Folge) und Eugene the Cat als Headliner mehr auf doch etwas altbackene heimische Musik denn auf spritzig Neues. Was für den Veranstalter schon unangenehm ist, mildert die Motivation der Musiker meistens auf das Ausmaß der Bewegung im Schachsport. Und ja, das merkte man an diesem Abend mehr als deutlich.
Am besten überspielten diesen Umstand noch Average & DJ Fantastic. Die beiden machten sich wenigstens einen Spaß aus der traurigen Tatsache, dass man die Menschen vor der Bühne an den Händen live abzählen konnte. Musikalisch zwar nicht ganz meins, aber technisch einwandfrei und für Freunde des Genres absolut in Ordnung. Wahrscheinlich wohl auch der ehrlichste Act des Abends, auch im Vergleich zu der darauf folgenden Yasmo inklusive ihrer Klangkantine. Diese war zwar wie immer bezaubernd und spulte ihr Set auch – vor einer nun etwas angewachsenen, aber immer noch sehr überschaubaren Menge – gekonnt und absolut routiniert runter. Aber man hatte während des ganzen Konzertes das Gefühl, hier wird halt das übliche Programm – inklusive den bei jedem Konzert gleichen Publikumansagen – abgearbeitet und am Ende ist die Band froh, wenn die Zeit um ist.
Wahrscheinlich gab es wohl auch deshalb keine Zugabe mehr, egal, denn das Publikum forderte diese ja sowieso nicht, sondern blieb stumm. Wer bis dahin nicht schon wieder gegangen ist, hat wohl genauso wie dieser Redakteur die Hoffnung gehegt, dass Krautschädl das ganze wieder rausreißen und den Abend noch retten. Das traf dann durchaus zu, denn eines muss man der Band lassen: Trotz einem sehr strittigen – von Ö3, für Ö3 produziert – aktuellen Album sind die alten Songs noch immer großartige Hits und Stimmung auf der Bühne und im Publikum verbreitet diese Band immer. Eine Live-Band halt, wie sie Oberösterreich sonst kaum hat. Und so war auch der Sounds Like Music-Gig – im Rahmen ihrer Albumreleasetour – toll, denn auch die Halle war nun durchaus akzeptabel gefüllt, was der Stimmung sehr zuträglich war. Bis auf eines. Ich bin froh über jeden Musiker, der sich zu der dringend notwendigen Hilfe für Flüchtlinge bekennt, der #refugeeswelcome ehrlich meint. Auch Krautschädl bekannte sich an diesem Abend dazu, kurz und für mich wenig glaubwürdig. Den Hashtag beim Gitarrestimmen beiläufig zu sagen, den auf einer Veranstaltung der AKS zu erwartenden Jubel abwarten und ohne ergänzende Botschaft wieder weiterzuspielen weckt für mich keinen guten Eindruck. Den Abend zur Sperrstunde begleiten durften dann noch Eugene The Cat. Vielleicht dann mit dem guten Sound, welcher sich bei den vorigen Bands wohl in einer anderen Location versteckt hat.
Ja alles in allem, war das ein durchwachsener Abend, ein Abend welcher nicht lange in Erinnerung bleibt, wenn er das jemals in positiver Art und Weise war. Sorry, Sounds Like Music, aber das muss nächstes Jahr besser werden.
PS: Wegen unfallbedingtem Stau verpasste ich die ersten beiden Bands FLUT und Boost Club, dementsprechend gibt es zu den beiden auch keine Zeilen.