Giant Sand: ein rundes Jubiläum!

30 Jahre Giant Sand – Howe Gelbs Institution aus Tucson, Arizona, feiert heuer ihren 30. Geburtstag. Als Institution des Alternative-Countrys (falls es sowas überhaupt gibt) ist Giant Sand nicht nur Wegbereiter, sondern Voraussetzung für erfolgreiche Exporte wie Calexico und Co. Zum Jubiläum gastierte Howe Gelb samt Tochter und Anhang auch im Linzer Posthof. Am vergangenen Samstagabend kamen so viele in den Genuss eines sehr seltenen Konzertes.

Ja, zugegeben, ich könnte sudern, aber: allzuviele warens dann halt wieder nicht, die am Samstagabend ihren Weg in den Konzertsaal gefunden haben. Wobei: angesichts von 250 Leuten muss man wohl zufrieden sein. Auch wenn vor knapp einem Monat bei Calexico das Fünffache an Zusehern gekommen waren. Warum auch immer – Giant Sand ist auch 30 Jahre nach Gründung noch jede Minute wert. Aber zum Anfang.

„All the Luck in the World“ eröffneten pünktlich um 20 Uhr den Konzertreigen. Die kennt man wohl eher durch den Trivago-Fernsehspot, für den sie die Hintergrundmusik lieferten. Macht ja nix – von irgendwas muss man auch leben. Sie aber auf seichte Fernsehwerbung zu reduzieren, würde ihnen nicht Genüge tun. Sie lieferten soliden Folk ab – zu Begeisterungsrufen ließ sich das schüchterne Linzer Publikum nicht überreden. Schade drum. Ganz im Gegenteil danach ein Teil der Begleitband von Howe Gelb. Brian Lopez und Gabriel Sullivan lieferten, mit den obligatorischen Cowboyhüten ausgerüstet, ein Acoustic Set ab, das sich gewaschen hat. Man hätte hier die berühmte Stecknadel im Konzertsaal fallen hören, so ruhig, so verdammt noch mal ANGENEHM RUHIG war es im Konzertsaal. Songwriting auf hohem Niveau, sichtliche Zufriedenheit der Künstler mit dem Venue („the best venue we’ve been on this tour“), und ein ganzer Haufen neugewonnener Fans. Überraschung geglückt!

Howe Gelb selber verbrachte dann doch eine beträchtliche Zeit des Giant Sand-Sets sitzend am Klavier. Wo es doch so schön sei, wie er anmerkte. Finden wir auch – Zwischenrufe von einigen offenbar Unzufriedenen („Electric Guitar!!!“) kann man da auch mal getrost ignorieren. Er griff ja sowieso zur Gitarre auch noch – und auch Tochter Indiosa Patsy Jean durfte danach trotz starker Verkühlung ein paar Liedchen trällern. Ein Potpourri durch drei Jahrzehnte, ein gelungenes Konzert. Wo halt auch viele Calexico-Jünger gerne hingedurft hätten – Joey Burns und John Covertino waren ja auch mal Teil von Giant Sand. Trotzdem: Thumbs up!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.