BEACH SLANG: The Things We Do To Find People Who Feel Like Us

Beach Slang’s Debüt-LP ist die Liebeserklärung eines Jungegebliebenen an den Rock ‚N‘ Roll. Ein Album dass der drohenden Winterdepression den Finger zeigt und stattdessen voller Lebensfreude die ganze Welt umarmen möchte.

James Alex (Frontmann der Gruppe) ist auf der Bühne nicht nur passionierter Pullunder-Träger, sondern auch trotz seiner mittlerweile 41 Jahre immer noch ein junger Heißsporn. Sowohl im Herzen, als auch in seinen Songtexten. Denn das Debüt seiner Band ist durchzogen von dieser adoleszenten Unbekümmertheit, ausgedrückt durch Schlagwörter wie young, loud, drunk, alive, noise, love. Bei anderen Bands würde dieser Ansatz wohl im Kitsch-Sumpf versinken, bei Beach Slang klingt das aber nach juveniler Romantik. Man kauft dem Sänger und seiner Band diese unmittelbare Herzlichkeit und Lebensfreude einfach gern ab, weil sie nicht ansatzweise aufgesetzt wirkt. Nein, Beach Slang erinnern den Hörer in erster Linie daran, warum es so geil ist jung zu sein, jegliche Verantwortung unter den Tisch zu saufen, die Möglichkeit zu haben sorgenfrei in den Tag hineinzuleben und die Welt mit einer unschuldigen Naivität zu sehen, die sich eh viel zu früh in Zynismus verwandelt. Und wer kann schon erwarten eine zweite Chance auf den großen musikalischen Druchbruch (Alex spielte in den 90ern in der Pop-Punk Band Weston, denen eben dieser verwehrt blieb) zu bekommen?

Das Besondere an den 10 Songs, die Beach Slang hier veröffentlicht haben ist, dass der Großteil davon als Single für sich alleine stehen könnte. Die Hitdichte ist unglaublich hoch. Jeder Song hat irgendwo eine Textzeile vorzuweisen, die einfach punktgenau sitzt und sich beim ersten Hördurchgang bereits ins Gedächtnis eingebrannt hat. Was aber noch dazu kommt ist dass diese Sammlung an großartigen Punkrock-Ohrwürmern im kollektiv fast noch besser funktioniert. Die meisten Songs leben zwar von einer sehr ähnlichen Struktur, bieten aber ein extrem kurzweiliges Hörvergnügen, dass vor allen Dingen Spaß macht. Vom Opener Throwaways weg ist das Programm sofort klar. Beach Slang machen nicht viel anders als auf ihren zwei zuvor veröffentlichten EPs. Als Referenzen halten weiterhin Bands wie die frühen Goo Goo Dolls, The Replacements, oder auch The Gaslight Anthem (zu ihren Anfangszeiten) her. Im Fortlauf des Albums weichen Beach Slang auch nie wirklich von diesem Konzept ab, fabrizieren aber doch einige Songs, die die Anderen deutlich überragen. Wie etwa das fulminante Bad Art & Weirdo Ideas, dass den Punkrock mit dichten Reverb-Gitarren und bittersüßen Melodien vernebelt und zu Recht als Aushängeschild für das Album dient. („Don’t whisper now, we’re allowed to be loud“) – Wir sind jung. Wir sind laut. Im Herzen sind wir frei.

Noisy Heaven schafft es wohl am Besten, diese unglaubliche Leidenschaft  („good love is not safe!“) mit der James Alex und seine Kollegen musizieren, zum Ausdruck zu bringen und hat sogar noch die Zeit eine Spinal Tap-Anspielung unterzubringen. In die selbe Kerbe schlägt auch I Break Guitars, dass die jungendliche Unbekümmertheit, die einem im Titel schon um die Ohren gehauen wird auch tatsächlich aus den Lautsprechern pustet.  Young & Alive und Ride The Wild Haze gehören zu den temporeicheren Stücken, die Beach Slang bislang in ihrem Katalog vorweisen können und tragen den Punk am offensten vor sich her. Die akustische Ballade Too Late To Die Young sichert sich Klavier- und Streicherunterstützung, wirkt aber dann zu sehr erzwungen um den wohl gewünschten Effekt hervorzurufen. Immerhin erfüllt der Song aber die Funktion als kurze Verschnaufpause zum richtigen Zeitpunkt auf dem Album. Erheblich besser funktioniert dafür dass verträumte Porno Love, dass verträumt über kalifornische Sandstrände stapft und erneut für Entschleunigung sorgt.

Einen leichten Punkteabzug gibt es dann eigentlich nur für die letzten beiden Stücke Hard Luck Kid und Dirty Lights, die sich in ihrem Sound wieder sehr am ersten Albumdrittel festhalten, aber dabei für keine neuen Glanzlichter mehr sorgen können. Aber, sei es drum! „The Things We Do…“ ist nämlich in seiner Gänze betrachtet mehr als ein Album. Es ist ein Zufluchtsort geworden. Ein Album in dem man sich für eine halbe Stunde vor dem Alltag verstecken kann. Jede Note verströmt diese einzigartige Mischung aus Nostalgie, Lebensfreude, Naivität und ehrlicher Dankbarkeit. Beach Slang sind die unerwarteten und zurecht gefeierten Underdogs des Jahres 2015 und deswegen kann und muss man dieses Album einfach lieben.

 

Beach-Slang-The-Things-We-Do-To-Find-People-Who-Feel-Like-Us-LP

Tracklist

01. Throwaways
02. Bad Art & Weirdo Ideas
03. Noisy Heaven
04. Ride The Wild Haze
05. Too Late To Die Young
06. I Break Guitars
07. Young & Alive
08. Porno Love
09. Hard Luck Kid
10. Dirty Lights

VÖ: 30.10.2015, via Polyvinyl Record Co.

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.