NOTHING BUT THIEVES: Von den Großen gelernt

Unter Starkstrom: Auch wenn das große Alternative Rock-Revival wohl noch länger auf sich warten lässt, gibt diese junge Band aus der britischen Grafschaft Essex dennoch ihr Bestes, um eine Wiederbelebung in die Wege zu leiten. Glanzvolle Songs mit frischen Garagen- und Synthie-Applikationen über Eifersucht, Abgeschiedenheit, Lust und das Jenseits, vorgetragen von Milchgesicht Conor Mason, der Mattew Bellamy stimmlich alle Ehre macht. The next big thing 2016?

Nein, Nothing But Thieves sind keine bloßen Kopisten, die Musik von anderen einfach nachmachen und belanglos imitieren. Das Songwriting ist dann doch zu stimmig. Ja, hier versteht jemand sein Handwerk. Besonders die zweite Hälfte der Platte überzeugt mit recht unterschiedlichen Klangkaskaden, doch dazu später mehr. Bereits der Opener „Excuse Me“ zeigt, wohin die Reise geht: Stimmungsvolle Laut/Leise-Dynamik, gut produziert, hörbar englisch geschult, dazu der Gesang, der sich im Refrain ins Falsett schraubt, wie es auch Muse gerne handhaben. Das mitreißende Tempo in „Ban All The Music“ erinnert dann auch wohlwollend an „Origin Of Symmetry“-Zeiten. Wird Gitarrenmusik aus Groß Britannien wieder en vogue werden?

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Entdeckenswert geht es weiter. Mit ausreichend Druck unterm Kessel feilt die Band an ihren Songs, die mal energisch um die Ecke biegen oder Melancholie zelebrieren. Ungewöhnlich: Der zweite Teil des Albums überzeugt noch mehr als der erste. Dranbleiben lohnt. Das atmosphärische „Graveyard Whistling“ sorgt für wohligen Schauer, „Hostage“ steht das Begehren ins Gesicht geschrieben und lässt lüsterne Depeche Mode-Referenzen von der Leine, ehe „Trip Switch“ eine teilnahmslose Attitüde an den Tag legt und munter losrockt. Die Queens Of The Stone Age schauen sound-technisch bei „Painkiller“ vorbei. Sehnsucht, Schönheit und Wärme vertont da Quintett am Schluss mit „Tempt You (Evocatio)“ – ein Song, der wunderbar auch ins Repertoire von Placebo passen würde.

Es ist so eine Sache, immer mit anderen Bands verglichen zu werden. Nothing But Thieves besitzen dennoch eine eigene Hanfschrift; eine Handschrift, der man sich am besten nähern kann, indem man auf ähnliche Acts verweist. Mit dieser Etikettierung sammelt die Formation aus Southend-on-Sea auf ihrem Debüt Pluspunkte.

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