Parasol Caravan und Der Mann mit der Kettensäge
Im Rahmen ihres Posthof-Gigs konnten wir mit den Linzern von Parasol Caravan ein Interview führen und erfuhren die wohl angsteinflössendste Tourgeschichte aller Zeiten.
subtext.at: Danke dafür, dass ihr euch so knapp vor dem Gig noch Zeit nehmt. So langsam neigt sich das Jahr dem Ende zu, was man vor allem daran merkt, dass die Songauswahl der heimischen Radiosender weihnachtlich geworden ist. Für euch war es ein sehr bewegendes Jahr mit dem Release eures ersten Albums. Wie blickt ihr auf 2015 zurück? Was ist euer Resümee?
Bertram: Ja, eigentlich haben wir die Sachen, die wir erreichen wollten, erreicht. Was in erster Linie war, ein Album aufzunehmen, gut hinbekommen – und wir waren sehr zufrieden damit. War natürlich sehr zeitintensiv, aber auch zu diesem Zeitpunkt das Beste, was wir machen konnten. Wir haben uns ja lange genug damit Zeit gelassen, überhaupt ein Album aufzunehmen bzw. sind wir einfach extrem froh darüber, dass wir das noch heuer geschafft haben. Allgemein glaube ich sind wir auf einem guten Weg, immer professioneller zu werden. Wir haben so viele Shows gespielt 2015 wie noch nie zuvor in einem Jahr. Es hätte also nicht besser laufen können, und darum blicken wir auch sehr positiv auf 2016.
subtext.at: Ich glaube ihr habt generell so viel Gigs mittlerweile gespielt wie kaum eine andere Linzer Band. Wieso hat das bei euch eigentlich von Beginn an so gut funktioniert? Viele neue Bands tun sich genau hier ja doch sehr schwer.
Bertram: Ich glaube, viele kleinere Bands legen ihren Fokus gleich zu Beginn an darauf ein Album aufzunehmen. Wir haben dagegen einfach gespielt, gespielt und nochmals gespielt, denn das ist einfach das Wichtigste.
Vincent: Liegt vielleicht auch daran, dass wir alle schon früher Bands hatten und man Linz schon etwas kennt und darum weiß, welche Locations es gibt, und welche Personen man für Gigs ansprechen muss. Zu Beginn braucht es aber einfach einen in der Band, der sich mit dem Booking und den Netzwerken intensiv beschäftigt.
Bertram: Es ist ja auch nicht so, als würde das einem einfach so zufliegen. Sicher gibt es Shows, wo man extra angefragt wird und wir sind mittlerweile in der glücklichen Lage, dass immer mehr Veranstalter auf uns zukommen, aber wenn man nicht selber dahinter ist und wirklich ständig Leute anschreibt und in Eigeninitiative schaut, dass man Tours organisiert, dann wird nicht recht viel passieren. Ich glaubes das ist leider oftmals das Problem bei vielen lokalen Bands, die glauben wenn es sie ein paar Jahre gibt, und man drei bis vier Linz-Shows gespielt hat, fliegt einem der Plattenvertrag zu. Man muss einfach dran bleiben auch wenn es viel Arbeit ist und wir machen das einfach alle extrem gerne. Gerade Live zu spielen macht uns einfach am meisten Spaß – und deswegen machen wir das so gut.
subtext.at: Ihr habt ja doch viele Linz Gigs jedes Jahr und von vielen Linzer Bands hört man, dass sie sich in der Stahlstadt etwas rarer machen wollen, um die heimischen Fans nicht durch zu viele Shows zu langweilen. Spielt ihr auch mit dem Gedanken, mehr Gigs außerhalb von Linz zu machen und dafür diese Heimshows etwas zu kürzen?
Bertram: Wir haben das eigentlich im vorigen Jahr gehabt. Bevor wir im Februar bei der Night of Fuzz gespielt haben, hatten wir eigentlich ein dreivierteljahr Pause mit den Linzer Gigs und wir schauen schon, dass wir etwas weniger in Linz spielen, dieses Jahr ist es mit dem neuen Album einfach so zusammengefallen. Es ist aber schon ein großer Punkt für uns, dass wir in Zukunft mehr Fokus auf das Ausland legen wollen und mehr Touren planen. Wir fahren ja im März wieder nach Deutschland.
subtext.at: Nur Deutschland, oder geht es auch in andere Länder?
Bertram: Nur Deutschland, aber auch nur Blockwochenenden, also keine durchgehende Tour. Es geht sich zurzeit leider nicht anders aus. Schließlich haben ja alle von uns auch noch andere Verpflichtungen neben der Band. Man muss auch sagen rein vom Finanziellen, zahlt es sich auch nicht aus weiter Weg zu fahren. Deutschland bietet sich da einfach an.
subtext.at: Ist wahrscheinlich auch mit den Kontakten leichter.
Bertram: Auf jeden Fall, und in Bayern haben wir mittlerweile auch schon eine gute Fanbase, das funktioniert ganz gut.
subtext.at: Kommen wir zu eurem nach drei EP’s neuen und ersten Album „Para Solem„, welches mit positiven Kritiken förmlich überhäuft wurde. Das Ding wurde ja mittels Crowdfunding finanziert und die benötigten 2000 € waren innerhalb von einer Woche zusammen, was einfach der Wahnsinn ist. Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen, dieses doch recht moderne Instrument zu verwenden?
Vincent: Wir haben schon oft darüber gesprochen Crowdfunding zu verwenden, weil es jetzt doch schon einige Jahre immer wieder aufkommt und ganz gut funktioniert. Das war schon immer eine Idee, die wir im Kopf hatten, und durch unser Label Panta Records, wo auch Lausch unter Vertrag stehen, die ihr Crowdfunding knapp vor uns gestartet haben, war die Resonanz schon einmal ganz gut. Mother’s Cake haben ja auch schon vor uns Crowdfunding Projekte gestartet. Der Joni (Anm.: von Panta Records) hat uns dann den letzten Anstoß gegeben, ernst zu machen. Diese Unterstützung dann über das Crowdfunding von den Leuten war uns extrem wichtig. Das Album ist zwar vorfinanziert geworden, aber da kommt doch einiges an Kosten zusammen. Auch diese super Fotos von Rene Huemer. Das war ein Gesamtpaket, bei dem sich diese Idee einfach angeboten hat.
subtext.at: War der Astronautenlook eigentlich die Idee von Rene Huemer oder ist das von euch gekommen?
Bertram: Rene ist ein guter Freund von uns und der war bei einem unserer Konzerte in Wien. Als wir dann nach der Show noch was trinken waren, ist dann die Idee entstanden. Ursprünglich wollten wir eigentlich diese riesigen Taucheranzüge mit den Glasglocken anziehen. Die Idee haben wir aber gleich wieder verworfen, nachdem es unmöglich war, die Dinger aufzutreiben. So kam uns dann der Einfall mit den Raumanzügen – und die passen natürlich wie die Faust aufs Auge bei so einer Musik.
subtext.at: Auch zum Albumnamen.
Bertram: Voll! Das ganze hat sich einfach dann so perfekt ineinander gefügt und ist ein in sich extrem stimmiges Konzept geworden. Ich glaube das hat auch für die Fans die unser Crowdfunding unterstützt haben sichtbar gemacht, dass wir uns wirklich viel Gedanken über das Album und die ganze Präsentation gemacht haben. Wahrscheinlich hat es nur deswegen so gut funktioniert. Hier möchte ich mich auch nochmal bei allen bedanken, die uns supportet haben.
subtext.at: Wollt ihr vielleicht einfach mal erklären, wie das Album zustande gekommen ist? Was war die Masteridee dahinter? Gibt es eine bestimmte Message?
Richard: Wir haben eigentlich laufend Nummern geschrieben.
Bertram: Unser einziges Kriterium beim Schreiben der Songs für das Album war eigentlich, dass die auf eine LP passen sollen. Wir haben uns natürlich so Geschichten vorgenommen, das eine längere Nummer drauf sein muss und etwas Kurzes dazwischen. Das war im Endeffekt das Einzige was wir ausgemacht haben im Vorfeld. Wir haben natürlich viele Songs über die Zeit verworfen bzw. nie einen Text dazu geschrieben, vieles verändert im Laufe der Zeit. Schlussendlich ist das Album eigentlich durch jammen im Proberaum entstanden. Wir hatten mit Georg Gabler auch einen Produzenten dabei, der uns super unterstützt hat und uns Tipps gegeben hat, worauf wir genau achten sollen beim Songwriting. Wo ist ein roter Faden drinnen und vieles mehr. Das hat uns natürlich extrem weitergebracht.
Vincent: Man schreibt natürlich laufend eine Menge Nummern über die Jahre aber ca. ein halbes Jahr vor dem Release war es natürlich eine sehr intensive Beschäftigung, gezielt mit den Nummern, die unserer Meinung nach fähig waren, auf ein Album zu kommen. Der Feinschliff sozusagen.
Bertram: Wir hatten das Album vorher sogar schon einmal aufgenommen gehabt und waren mit unserer Performance überhaupt nicht zufrieden, weil wir uns zu wenig mit den Songs auseinandergesetzt haben von der textlichen Ebene, der Message und dem Zusammenspielen her. Beim zweiten Aufnehmen im Juni/Juli haben wir uns dann intensiv darauf vorbereitet.
subtext.at: Kamm die Idee für die Vinyl auch vom Label?
Bertram: Eigentlich nicht. Wir wurden eigentlich schon immer etwas schräg angeschaut, weil wir keine hatten, nachdem das im Stoner Rock Genre doch üblich ist. Damit, und auch weil wir leidenschaftliche Vinyl Fans sind, war das eigentlich von Beginn an klar, wenn wir ein Album machen, dann brauchen wir eine Vinyl davon.
subtext.at: Kommen wir nun zu meinem Markenzeichen, meiner Wordrap-Kategorie. Ich gebe euch einen Satzanfang vor und ihr vollendet diesen bitte. Der lustigste Moment auf Tour war..
Langes überlegen bei der Band, man einigt sich darauf den schrägsten zu erzählen
Richard: In Löwen (Anm.: Belgien, Region Flandern) haben wir eine Show gespielt und der Veranstalter wollte uns in einer Tiefgarage unterbringen.
Bertram: Ursprünglich in einem Hostel.
Richard: Ja genau ganz ursprünglich mal, geschrieben hätte er es im Vorfeld so. Dann hat es eben geheißen, wir schlafen in einer WG, welche in eine aufgelassene Tiefgarage eingebaut wurde. Die haben aber um 03:00 in der Früh geglaubt, die Polizei steht draußen und haben uns nicht reingelassen. Die nächste Idee vom Veranstalter war dann, dass wir im alten Landhaus seiner Eltern schlafen. Was außerhalb von Löwen mitten im belgischen Wald war, im Endeffekt ein Rohbau wo es natürlich arschkalt war. Schon sehr grenzwertig. Dort haben wir halt noch ein bisschen was getrunken in der Hoffnung, dass wir dann besser schlafen und gegen 06:00 ist ein Auto zum Haus gefahren, war natürlich noch stockdunkel. Ein Typ steigt aus und geht einmal rund ums Haus in die daneben gelegene Gartenhütte und wir hatten halt keine Ahnung wer das war. Alleine die Stimmung war schon sehr gruselig.
Vincent: Mitten im Wald, in einer baufälligen Hütte, in Belgien. Der Veranstalter war ja selber auch nicht mehr da. Der hat uns im alleine irgendwo mitten in Belgien abgesetzt.
Bertram: Das war wie in einem schlechten Horrorfilm.
Richard: Da waren dann auch Hirschgeweihe und so eine Art von riesigem hölzernen Kronleuchter angebracht. Die Pointe von der Geschichte war dann der Moment, als der Typ in der Gartenhütte das Licht aufdreht und wir sehen wie er auf einmal eine Kettensäge in der Hand hat. Das Licht geht aus. Wir hören die Schritte über den Kies zu unserer Hintertür.
Bertram: Das war das Schlimmste. Man hört draußen die ganze Zeit die Kettensäge.
subtext.at: War die eingeschaltet?
Vincent: Ich glaube schon das die eingeschaltet war.
Bertram: Auf jeden Fall kommt der rein und Gordan von den Cojones (Anm.: kroatische Stoner Rock Band), mit denen wir auf Tour waren, schreit einfach nur „Please don’t kill us. Please don’t kill us. We are in a Band“. Und er einfach nur:“ I am in a Band too“. Nimmt sich einfach das Radio, welches auf dem Tisch stand, mit der Kettensäge in der Hand und geht wieder raus. Es ist halt nichts gewesen.
Vincent: Wir stehen alle wie versteinert da und denken uns nur „fuck“.
subtext.at: Das kann ich mir gut vorstellen.
Bertram: Alle halt ein bisschen restfett, komplett fertig, saukalt war es und der Typ mit der Kettensäge nimmt sich das Radio. Er hat halt draußen einfach zum Holz sägen angefangen. Im Nachhinein sind wir draufgekommen, dass es der Vater vom Veranstalter war, der einfach vor der Arbeit noch ein paar Dinge am Haus machen wollte. Er hat uns nachher sogar noch seine Karte gegeben – und der spielt echt in einer Band.
subtext.at: Ohne Gegenstand XY komme ich auf Tour nicht aus…
Bertram: Mein Nackenhörnchen. Es hat sich mittlerweile herausgestellt, dass es extrem scheiße ist, wenn man im Bus zusammengepfercht ist, und keiner hat einen Polster mit. Schaut zwar extrem uncool aus, aber rettet ein paar Stunden Schlaf.
subtext.at: Der nächste Meilenstein für uns wäre…
Vincent: Ein Video wir unser nächster Meilenstein werden.
subtext.at: Wann kann man damit rechnen?
Bertram: Wenn alles hinhaut werden wir das nach Weihnachten filmen, aber bis das fertig ist mit dem Schnitt wird es noch eine Zeit dauern. Vor Februar ist das nicht realistisch.
subtext.at: Schon klar zu welchem Song?
Bertram: Zu Black Monolith.
subtext.at: Wir kommen nun zum Ende. Nochmals danke fürs kurzfristige Zeit nehmen. Wie sieht die nähere Zukunft aus? Wann kommt das nächste Album?
Bertram: Wir hätten schon ein Album geplant, aber jetzt müssen wir mal Songs schreiben. Jetzt brauchen wir wieder mal fünf bis sechs Jahre *großes Gelächter im Raum*.
subtext.at: Da quält ihr aber eure Fans ganz schön lange.
Bertram: Wir wollen ja den Großen nacheifern *lacht*.
Links
Facebook Page
Homepage