Arbeit und andere Selbstverständlichkeiten

Wieso klingelt der Tod freitags im Hawaiihemd? Was passiert, wenn er Lehrlinge ausbildet? Und weshalb wollen Schweizer Föten am liebsten schon vor ihrer Geburt arbeiten? Das Satiremagazin Bananenblatt gibt Antworten auf diese Fragen, die man sich so wahrscheinlich noch nie gestellt hat. Dem Fokus auf das Thema „Arbeit“ wird mit Cartoons und Texten wie humoristischen Artikeln und Briefen begegnet.

„Liebe burnoutgefährdete Leserschaft“, so beginnt die Redaktion des Bananenblattes ihr Editorial, in dem sie Bezug zu ungewöhnlichen und zusätzlichen Jobs nimmt. 16 Seiten, die das Thema „Arbeit“ vor allem grafisch, aber auch in Briefform umsetzen, folgen. „Im Gegensatz zu anderen Ländern ist Arbeit in der Schweiz kein Thema. Arbeit ist in der Schweiz eine Selbstverständlichkeit“, schreibt etwa Kabarettist und Slam Poet Renato Kaiser. Nadine Obermüller sieht das ähnlich und macht sich deshalb im Bananenblatt-Arbeitsmarktservice für Neuorientierungen von Menschen stark, deren Karriere nicht mehr ganz so gut läuft. Darunter sind freie Nationalratsabgeordnete und ehemaliges FPÖ-Mitglied Susanne Winter, US-Politiker Donald Trump und Sänger Xavier Naidoo. Unter den Berufsvorschlägen: Astro-TV-Moderatorin, Hollywood-Bösewicht und neuer, kontroverser Meinungsmacher. Dass es mit den Traumjobs nicht immer klappt, zeigen auch zwei Tortendiagramme. Obwohl kein_e Wiener_in „Taxiwissenschaften“ oder „Callcenterlehre“ studiere, gäbe es bei Taxiunternehmen und Callcenters die meisten freien Stellen für Akademiker_innen.

Die Grafiken, die viel Platz im Bananenblatt einnehmen, sind vor allem Cartoons. Ob farbig, schwarz-weiß oder in Grautönen – Sie sind humoristisch und immer wieder um Text ergänzt. Wenn die abgebildeten Figuren sprechen, so tun sie dies oft in Kalauern, die wie bei dem „Grunzschulabschluss“ auf Wortspielen basieren. Einige Grafiken zeigen eher eine anonyme Masse als individuelle Charaktere. Bei Gott sind zum Beispiel weder Mund noch Augen eingezeichnet.

Nach dem Spezialthema „Arbeit“ folgen Rubriken wie „grober Unfug“, „Leseprobe“ und „Breaking News“. Bestehend aus ehrlichen Werbeslogans wie „Flyeralarm- Ihr Druckspezialist wenn´s um giftige Dämpfe geht“, möglichen Schlagzeilen wie „Killer-Reis zerstört China“, Auszügen aus den Büchern „Rekord-Hitze & Jahrhundert-Winter“ und „Unnützes Wien Wissen 2“ sowie weiteren Lese-und Veranstaltungstipps. Die „Neuigkeiten aus aller Welt“, deren Logo an „Die Zeit“ erinnert, handeln von Pegida und Facebook. Die Schlagzeile zu letzterem ist sehr treffend formuliert. „Facebook will künftig vielleicht auch eventuell anständig Steuern zahlen“, das sei der zweite Teil der Philanthropie (=menschenfreundlichen)-Initiative.

Das Highlight der Textbeiträge im Bananenblatt ist jedoch auf den Seiten 26-27 zu finden. Michael Dufek beschreibt in „Wenn ich es selber nicht gesehen hätte!“ die Erlebnisse eines Flughafenmitarbeiters mit Flüchtlingen. Bereits der Anfang kommt dem/der Leser_in durch Alltagsbehauptungen bekannt vor. Die Caritas oder das Magistrat würden für Flüchtlinge bezahlen, in Dufeks Text Flugtickets und Entschädigungen. Der Beitrag zur Asylkritik spitzt sich immer mehr zu, bekommt Rechtschreibfehler, komplette Wörter in Großbuchstaben und ein charmantes Postskriptum hinzugefügt: „Wenn ich den Text nicht selbst geschrieben hätte, ich hätte ihn nicht geglaupt!“. Leser_innen denken sich hinterher vielleicht, dass sie viele der Übertreibungen tatsächlich so hören könnten.

Nicht nur in „Wenn ich selber nicht gesehen hätte“ sind zeitkritische Aspekte. Dennoch ist die aktuelle Ausgabe des Bananenblatts nicht so bissig wie etwa die Ausgabe mit dem Fokus auf Veganismus oder das in der Zeitschrift erwähnte Buch „Rekord-Hitze & Jahrhundert-Winter“. Aus dem Thema „Arbeit“ hätte mehr herausgeholt werden können, wodurch der Inhalt vielleicht stärker hängen geblieben wäre. Positiver ist hingegen, dass sowohl die Cartoons als auch die Texte im Bananenblatt „Arbeit Spezial“ den ein oder die anderen Leser_in zum Schmunzeln bringen können. Darüber hinaus sind die paar Textbeiträge gut geschrieben, das Bananenblatt ist durch ein Inhaltsverzeichnis, die Rubriken sowie die Anordnung von Texten und Grafiken übersichtlich, durch letzteres auch abwechslungsreich.

Das Bananenblatt ist im Komische Künste Verlag in Wien erschienen. Die 32-seitige-Zeitschrift kann im Shop der Komischen Künste oder online um 3,99 € (ohne Porto) erworben werden.

Zur Webseite des Bananenblatts

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/