LAURA MVULA: Kaleidoskopisch
Die Bausubstanz ist nach wie vor hervorragend, die Struktur der Räume ist hingegen düsterer geworden. Die Einrichtung ist mondän, geschmackvoll und avantgardistisch und das Licht strahlt nun kaleidoskopisch durch die Gänge. Die Musik auf „The Dreaming Room“, dem zweiten Album von Laura Mvula, klingt verwandelt und sie bewegt sich in schwebenden, melodiösen Meditationen – wie ein Echo aus dem Unterbewusstsein.
Wenn eklektizistischer Soul, Weltmusik, R’n’B, Gospel und Britpop aufeinandertreffen, fühlt man sich an vieles erinnert. Laura Mvulas zweite Platte passt nicht in eine bestimmte Schublade. Ihr ist ein facettenreiches Werk gelungen, welches vieles zulässt, ohne angestrengt zu klingen. Es ist anheimelnd, ohne kitschig zu sein. Für die Charts sind die Songs zu weitflächig gestaltet und arrangiert. Es stellt beispielsweise pulsierende Elektronik ans Klavier, strukturell losgelöst. Kurzum: Es ist vieles von allem. Und das ist das Schwierige. Die Kritiker sind da schon eher hellhörig. Auf „The Dreaming Room“ geht es ums Erschaffen von mannigfachen Soundlandschaften. Ein Kategorisieren ist nicht gerade einfach. Schlaftrunkener Traumpop könnte man sagen. Soul, der sich im Nichts auflöst („Bread“), Bürgerrechtsaktivistinnen wie Maya Angelou („Phenomenal Woman“) oder die eigenen Wurzeln zitiert („Nan“).
Magisch-elegische Balladen, beseelter Gesang und auch der Groove drückt an den richtigen Stellen.
„Overcome“ markiert nach dem kurzen Intro „Who I Am“ gleich den Aufstieg zum Gipfel der Sehnsucht. Mantra-artig gibt sich die britische Sängerin mit karibischen Wurzeln lebensbejahend und hymnisch entlädt sich der Refrain, währenddessen Gastmusiker Nile Rogers (Chic, Daft Punks „Get Lucky“) einen funky Gitarrenlauf lässig vom Stapel lässt. Nicht aufgeben, weitermachen, propagiert die Single. „Even though we suffer, come together, be brave“, heißt es da. Verständlich, weil die Sängerin in den letzten Jahren das Scheitern ihrer Ehe in Kauf nehmen musste und von Panikattacken heimgesucht wurde.
Mit Black Music hat dieses Album nur im Entferntesten zu tun. Experimentierfreudigkeit trifft auf eine klassische Instrumentierung und formidables Songwriting. Beziehungen zur inneren und äußeren Welt werden auf „The Dreaming Room“ in Frage gestellt. Die Klammer, die alles fest zusammenhält, ist Laura Mvulas Persönlichkeit, ihr Charisma und ihre Stimme, die zwischen Nina Simone und Amy Winehouse im Äther umherwandert. Die Musik auf transportiert eine geradezu transparente Komplexität. Definitiv eine Weiterentwicklung im Vergleich zum Debüt. Die schönsten Geheimnisse, wie dieses, behält man am liebsten für sich.
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Foto: Sony Music