A SAVING WHISPER gründeten sich bereits 2007 im fränkischen Weißburgen, veröffentlichten 2 EPs, machten sich schnell einen Namen in der Szene und verschwanden dann für längere Zeit von der Bildfläche. Der Grund: Unfassbare fünf Jahre nahmen die Arbeiten am Debütalbum „Neverlandscapes“, dass im Juli auf Midsummer Records erschienen ist, in Anspruch. Ein Album, dass die Band als Wegweiser für die eigene Entwicklung sieht. Lange ließ man sich Zeit, um genau auszuloten, wohin die Reise gehen soll. Letzten Sommer ging man mit einer genauen Vision und dem gesammeltem Material für ein Monat ins Studio. Am Ende dieses langen Prozesses steht nun ein Album, dass es durch progressives Songwriting, viele dynamische Wechsel und befreit klingendem Post-Hardcore sofort schafft zu begeistern. Ein Konzeptalbum sollte Neverlandscapes sein, mit klarer Vision und Struktur. Im Vergleich zu den vorhergegangenen EPs klingt es deutlich progressiver, hat auch eine gewisse Postrock-Lastigkeit an sich. In seinen besten Momenten schlägt es aber knallhart zu. Die Vocals von Hannes Hummer erinnern in ihrem gequälten Timbre etwa an Jeremy Bolm (Touché Amoré), steigern sich aber immer wieder in ihrer Intensität, wenn von Nöten und tun ihr Bestes, um die dramaturgischen Spannungsbögen zu unterstreichen. Es ist nicht wirklich eine zusammenhängende Geschichte, die Neverlandscapes erzählt, es ist viel mehr ein Prozess der Selbstreflexion und bewusster Auseinandersetzung mit der eigenen Weltanschauung, die uns A Saving Whisper hier mit ihnen durchleben lassen. „Durch Krisen entwickeln wir uns weiter“, lautet das Credo. Katharsis könnte man auch dazu sagen. Läuterung durch das Ausleben innerer Konflikte und verdrängter Emotionen. So weit der thematische rote Faden. Doch was taugt die Musik? Die hält ganz einfach was sie verspricht. Von den ersten Sekunden von Waves bis zum finalen aufbäumen in Witness drücken A Saving Whisper kontinierlich auf die Gemüter. Düster, bedrohlich, melancholisch, aber auch mit ordentlich Zug dahinter kommen die elf Stücke auf Neverlandscapes daher. Nach dem kurzen Appetizer Waves, präsentiert sicht mit Misled Leader sofort das erste Glanzlicht der Platte. Das sechsminütige Stück wechselt oftmals Tempo und Stimmung, verläuft sich aber nie in Belanglosigkeiten, sondern fesselt durchgehend. Zusätzlich treten dabei die zurückhaltend und zerbrechlich klingenden Clean-Vocals auf, die es trotzdem irgendwie schaffen, hängen zu bleiben und so zusätzliche Würze ins Spiel bringen. Auch die Single-Auskopplung Crisis macht ihre Sache verdammt gut, erinnert mich ironischerweise an einigen Stellen an den gleichnamigen Song von Alexisonfire und kommt über die ganze Spielzeit wuchtig und explosiv daher. Generell mögen es A Saving Whisper Strukturen aufzubrechen und ihre Songs immer wieder in neue Bahnen zu lenken und zollen so ihren Prog- und Post-Rock Einflüssen Tribut. Wie etwa auch im großartigen Titelstück Neverlandscapes, dessen Bridge den emotionalen Höhepunkt bildet („you got got to know the world / and you got to know the People“) und anschließend nahtlos in einen verkappten Clean-Refrain übergeht, oder auch dem epischen Zweiteiler Illusions In Decay, das mit einer zarten Akustikgitarre beginnt und sich mit Fortdauer in einen Orkan steigert. Das finale Stück Witness beschreibt zwar einerseits das Ableben des Protagonisten der Platte, setzt aber auch einen starken Schlusspunkt auf einer weiteren hoffnungsvollen Hardcore-Platte aus dem großen Nachbarland. Das Interesse ist geweckt, die eigene Neuausrichtung geglückt. Bleibt zu hoffen, dass A Saving Whisper diesem Weg treu bleiben und die Wartezeit auf weiteres, neues Material der Band nicht mehr so lange ausfallen wird. Tracklist 01. Waves 02. Misled Leader 03. Worshipyards 04. Conspiracy 05. Crisis 06. Empirolysis 07. Neverlandscapes 08. Illusions In Decay Pt. I 09. Illusions In Decay Pt. II 10. Consider & Refine 11. Witness VÖ: 08.07.2016 via Midsummer Records www.asavingwhisper.de www.facebook.com/asavingwhisper www.midsummer-records.de TAGS :A Saving Whisper Album Kritik Deutschland Experimental Midsummer Records Neverlandscapes Nürnberg Post-Hardcore Post-Rock Progressive Review Rock Artikel teilen Facebook Twitter geschrieben von Patrick Datscher Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.
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