Ein Date zum Abschlussball: Nada Surf im Posthof

Freitagabend in Linz – die US-Indie-Band Nada Surf rund um Sänger Matthew Caws gastierten im gut gefüllten mittleren Saal des Posthofs und spielten sich durch ein zweistündige Best-of Set ihrer über 20-jährigen Bandkarriere. Ein formvollendeter Spagat zwischen alt und neu. Als würdige Vorband durften, wie schon am Vorabend in Innsbruck, Gospel Dating Service herhalten.

Als geneigter FM4-Hörer ist man in diesem Jahr kaum an den New Yorkern vorbeigekommen. Nada Surf haben nämlich nicht nur ihr fantastisches siebentes Studioalbum „You Know Who You Are“ veröffentlicht, sondern kurz darauf auch noch „Peaceful Ghosts“, ein mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg aufgenommenes Livealbum, folgen lassen. Da darf eine ausgedehnte Europatour natürlich auch nicht fehlen.

Doch zunächst standen um Punkt 20 Uhr die drei Wahl-Wiener Gospel Dating Service auf der Bühne. Die haben kürzlich ihr Debütalbum „Champagne“ veröffentlicht und dürfen sich mit der großartigen Single „Red“ ebenfalls über heavy rotation auf FM4 freuen. Mit besagtem Song eröffnete das aus Keyboard, Bass und Drums bestehende Indie-Trio auch sein knapp halbstündiges Set. Groovig, mitreißend und durchaus tanzbar, auch wenn die Mehrheit des anwesenden Publikums noch nicht so richtig in Tanzlaune war. Klassisches Supportschicksal eben. Trotz allgemein herrschender Zurückhaltung war es ein sehr solider Auftritt, der Lust auf mehr machte.

Nada Surf hatte da deutlich leichteres Spiel. Das Set begann mit „Cold To See Clear“, welches Matthew Caws nach ein paar Sekunden sofort wieder abbrach. Grund: Kapodaster vergessen. Ob absichtlich oder nicht sei einmal dahingestellt. Jedenfalls war es ein netter, kleiner Eisbrecher gleich zu Beginn. Bassist Daniel Lorca betrat die Bühne sowieso gleich in stilechter Rockstar-Pose mit Bier und Tschick, die fast das ganze Konzert über unangezündet in seinem Mundwinkel hing. Aber genug der Oberflächlichkeiten. Nada Surf inszenenierten ein routiniert anmutendes Schaulaufen durch einen  musikalischen Querschnitt aus über 20 Jahren Bandgeschichte und gaben sich überaus sympathisch. Einige Anekdoten inklusive! So erzählte Caws vor „Rushing“ von seinen immerzu zitternden Händen, wegen denen er früher gehänselt wurde und widmete das Lied allen Menschen, die sich ab und zu nicht wohl in ihrer Haut fühlen oder erzählte vor „Inside of Love“ von seinem persönlichen Abschlussball-Trauma ehe er das Publikum zum slow dance animierte – Discokugel inklusive. Klassiker wie „The Way You Wear Your Head“, „Popular“ und „Blankest Year“ durften natürlich auch nicht fehlen und trugen zur generellen Zufriedenheit im Saal bei. Nach einen ausgedehnten Zugabenblock von fünf Songs kamen Nada Surf anschließend, als das Groß der Zuschauer sich bereits richtung Ausgang bewegte, noch ein zweites Mal zurück auf die Bühne um mit „Flood of ’77“ noch einen letzten Song in akustischer Form zum Besten zu geben. Das i-Tüpfelchen auf einem gelungenem Konzertabend.

Fotos: Andreas Wörister | Slih’s Photography

 

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.