Matt Boroff: Solide Kost in der Stadtwerkstatt
The Ghost And The Machine als Warm Up, Sister Jones als Mainact, mit neuen Songs, und der solide Matt Boroff überzeugten mit alternativem, experimentellen Blues und jazzigen Klängen am vergangenen Samstag in der Stadtwerkstatt. Zeitverzögert und vor relativ wenig Publikum überzeugten die Acts des Abends dennoch mit musikalischer Kunst.
Besonders beeindruckt war ich von The Ghost And The Machine. So ein außergewöhnliches Trio durfte ich zum ersten Mal bestaunen. 2016 brachten die „Wiener“ Musiker ihr Album heraus. Seit 2014 machen Andi Lechner an seiner Resonator-Gitarre und Gesang, Heidi Fial am Kontrabass, Percussions und ebenfalls Gesang und Matthias Macht an den Drums gemeinsam Musik. Andi Lechner kommt ursprünglich aus der Steiermark und machte gemeinsam mit Heidi in einer 50ies-Blues-Rock-Band Musik. Irgendwann beschlossen die Beiden ihr eigenes Ding zu machen. Gemeinsam mit dem Dresdner Matthias Macht, welcher im Normalfall mit Zirkustrommeln den Sound der Band abrundet, entstand „The Ghost and The Machin“. Das experimentelle Trio brachten folkige Herzensmelodien, Groove, alternative Klänge und Blues in die STWST. Ich nützte die Gunst der Stunde und unterhielt mich mit Heidi Fial, vor allem über ihren Kontrabass. Sie spielt seit zirka sieben Jahren dieses sehr beeindruckende Instrument. Ihr neuer Kontrabass erzählt sie, ist mehr eine Lady und hat kunstvolle 5 Wirbel, jedoch nur 4 Saiten und birgt somit ein Geheimnis. Das macht das Spielen noch schöner, meint Heidi. Sie beschreibt das Spiel mit dem besonderen Instrument als tief und schwer, als bewusste Entscheidung für die Musik und die Beziehung zu ihrem besten Freund, dem Kontrabass. Die Resonatorgitarren, eine aus Blech und eine aus Holz, ergänzten die Melodien mit dem Kontrabass perfekt. Alles in Allem eine sehr gelungene Bühnenshow, bei welcher man die Liebe der KünstlerInnen zu ihren Instrumenten mit Genuss beobachten und hören konnte. Ich kann nur empfehlen einen ihrer nächsten Auftritte zu besuchen und sich selbst von der musikalischen Wolke einhüllen und durch den Abend tragen zu lassen. Die nächsten Termine sind am 20.12.2016 im „Vindobona“ in Wien, am 10.12.2016 im „Da Moakt“ in Vöcklabruck und am 14.01.2017 beim „Totentanz“ in Wien.
Der Main Act des Abends waren Sister Jones. Ab der ersten Nummer haben sie mich mitgerissen und ich verspürte den inneren Drang. mich mit der Musik zu bewegen. Ihr erstes Album hieß „Paul is Dead“. Ihr aktelles Album, „Number 9“, präsentierten Paul Szelegowitz (Trompete), Andreas Schlah (Bass), Jakob Köttl (Gitarre, Gesang), Rafael Denkmayer (Saxophon) und Hannes Eilmsteiner (Drums) in der Stadtwerkstatt. Die Kombination der Instrumente auf der Bühne ist perfekt. Der dadurch erzeugte Sound harmoniert berührend mit Jakob Köttls und Hannes Eilmsteiners Stimmen. Hannes Eilmsteiner hat das Talent, mit seinen witzig-spritzigen Ansagen das Publikum mitzureißen. Die Band schaffte es, mich davon zu überzeugen, ganz in die Musik einzutauchen. Jazzig, Rockig und mit einer großen Portion Blues reisten wir gemeinsam durch den Abend und alles was ich mir gewünscht habe ist, dass sie nicht aufhören zu spielen. Die Musik war tröstlich, mit tiefsinnigen Texten. Selbst bezeichnen sie es als „Programmmusik“, ich würde sagen: es ist einfach mitreißend und berührend zugleich. Es war sicherlich nicht das letzte Mal für mich, dass ich mir Sister Jones live angesehen habe.
Matt Boroff kommt mit seinem neuen Album „Grand Delusion“, welches er zusammen mit Mark Lanegan und Alain Johannes (QOTSA) in Hollywood aufgenommen hat. Er ist seit über 20 Jahren erfolgreicher Singer/Songwriter und teilte sich schon die Bühnen mit Nirvana, BRMC, Calexico, Kyuss oder Queens of the Stone Age. Solide und klangvoll kam er mit Band in die Stadtwerkstatt und spielte auf der Gitarre, als würde er nichts anderes machen. Man erkennt an seiner Art die Bühne einzunehmen, dass er ein Vollprofi ist. Trotz des Publikummangels liefert er eine gute Show ab. Es war gut, schön und musikalisch ein Genuss, jedoch siegte bei mir die Müdigkeit und ich konnte seinen Klängen nicht bis zum Schluss lauschen.
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Foto: Lisa Leeb