Borg Linz Sounds 2017: Business as usual

Zum keine Ahnung wievielten Mal präsentierten sich am Dienstag vier Klassen des Pop-Borg Linz bei ihrem Abschlusskonzert im Posthof Linz. Wäre ich ein sehr fauler Journalist, könnte ich zum großen Teil die Kritik des letzten Abends kopieren, bin ich aber erstaunlicherweise nicht. Trotzdem muss man gleich vorweg sagen: recht viel verändert sich von Konzert zu Konzert jetzt nicht, bis auf ein paar neue Gesichter auf der Bühne.

Als Konzertveranstalter und Musikkritiker bewertet man Bands naturgemäß aus zwei Blickwinkeln. Neben der künstlerischen Qualität überlegt man stets, ob man Band X mal buchen könnte. Das Pop-Borg Linz hat hier einen wichtigen Stellenwert, kommt doch aus diesem Haus ein Großteil des Stahlstadt- Pop-Nachwuches und ein paar Vertreter anderer Genres. Gesamtfazit des Abends: man muss sich wohl keine Sorgen machen, hier in den nächsten drei bis fünf Jahren etwas Buchbares zu finden.  Um das Thema abzuhaken, und das ist jetzt nicht bösartig gemeint: Instrumental fällt es mir wie die letzten Male wieder schwer, gravierende Unterschiede zu erkennen. Ist wohl auch dem Genrekorsett und der stets gleichen Zusammenstellung geschuldet, dass hier die Unterschiede marginal sind. Maximal die Schlagzeuger können sich etwas absetzten – und an den Herrn von Band Nummer Drei: gut gemacht, nice work. Dass ich mir hier Namen oder Klassenbezeichnungen merke, darf bitter keiner erwarten, auch wenn viele Gesichter mir verdächtig bekannt vorkamen. So gut ist mein Gedächtnis dann auch wieder nicht, der jüngste bin ich auch wieder nicht. Oftmals wurde sich bei den Noten von Bands vergangener Jahre bzw. Jahrzehnte bedient. Eindeutig raushören konnte ich die White Stripes und „Learn to Fly“ von den Foo Fighters, ausgezeichnete Vorbilder. Ein paar weitere Sounds kamen mir sehr bekannt vor, konnte ich aber nicht eindeutig zuordnen. Grundsätzlich in Ordnung, sich hier etwas abzuschauen.

Kommen wir nun zu den mehrheitlich weiblichen und drei männlichen Stimmen. Wobei man eigentlich den Abend in zwei Akte teilen muss. In der ersten Hälfte gab es nämlich einen merklichen Unterschied zu den letzten Abenden. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass so viele SängerInnen gleichzeitig auf der Bühne standen. Das Ganze hatte schon fast etwas von einem Chor und so erzeugten diese Damen in Kombination eine starke gemeinsame Stimme, in der sie sich gegenseitig unterstützten. War sehr schön, das anzusehen und anzuhören, und definitiv eine Abwechslung. Im zweiten Akt, also Band Nummer drei und vier, stand dann wieder mehr die Einzelstimme im Fokus , denn die Anzahl der Schüler an Gesangsmikrofonen nahm sichtbar ab. Besonders herausragend für mich war hier die letzte Band. Während der junge Mann durchaus den Charme und die Stimme hat, um in ein paar Jahren Teil einer österreichischen Boy-Band der Marke One Direction zu sein (nicht bösartig gemeint) hat mich wiedermal die Dame mit asiatischem Background und den blonden Haaren begeistert. Sehr starke Stimme, mit viel Kraft dahinter. Mit Sicherheit gesanglich die Stärkste an diesem Abend, ganz großes Lob von meiner Seite. Textlich war es leider wieder etwas flach, aber und ich wiederhole mich, man darf hier nicht sprachlich starke Texte der Marke OK Kid oder unglaublich berührende Texte der Marke Julien Baker erwarten. Das wäre unfair. Hier brauchen die angehenden Musiker einfach noch ein paar Jährchen und Erfahrung. Applaus jedoch für den Altstadt-Song, jetzt noch die richtigen Lokale aussuchen und ich bin glücklich mit euch. Sprachlich stand noch etwas stärker als im letzten Jahr der Dialekt im Fokus, befinde ich als eine gute Entwicklung.

Eines muss ich zum Abschluss aber sagen. Ich bin oft und mit großer Freude auf Hardcore oder Punk-Konzerten. Ich kenne also Moshpit, Circle und Wall of Death wie meine Westentasche. Es passt, nein es gehört sich nicht, bei einem Pop-Konzert einen Moshpit zu starten. Enfach nein. Summa summarum trotzdem ein positives Fazit. Es sind wiedermal die gleichen Kritikpunkte wie die letzten Male, aber ich glaube, man muss sich um die musikalische Zukunft in Linz wenig Sorgen machen. Klar besteht noch Luft nach oben, bei manchen mehr, bei manchen weniger, aber eine gute und solide Grundlage ist gelegt. Macht etwas draus, meine Damen und Herren vom Pop Borg Linz!

PS: Bevor jemand fragt, nein, es wurde wieder nur auf Deutsch gesungen, kein Englisch. Lieben Gruß an dieser Stelle an den Wolfger, der mich letztes Jahr bei einer Einladung in die Honauerstraße 24 aufgeklärt hat, wieso dies der Fall ist. Dieser letzte Satz musste dennoch sein, manche Traditionen sollten ja gewahrt bleiben.

Fotos: Andreas Wörister (Slih’s Photography) und Christoph Thorwartl

 

 

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber