The Amity Affliction: ein lauter Wochenanfang

Montagabend, 19 Uhr – eigentlich die richtige Zeit, um nach einem anstrengenden ersten Arbeitstag der Woche zu Hause die Füße hochzulagern. Nicht so allerdings diese Woche: im Linzer Posthof hatten sich mit The Amity Affliction wahre Aushängeschilder des Post-Hardcore für ein Konzert eingefunden. Geschätzte 300 Unerschrockene waren der Einladung auch gefolgt, und konnten mit einigen Abstrichen doch einen angenehmen Wochenauftakt erleben.

Zugegeben, es ist schwer, an einem Montag (!) um 19:30 (!!!) ein Konzert eröffnen zu müssen. Was die Herren von Casey aber in ihrem gut halbstündigen Slot boten, war es durchaus wert, seinen Arsch auch zu dieser frühen Uhrzeit bereits von der Bier-Bar in den Konzertsaal zu bewegen. Das walisische Quintett bot nämlich astreinen Post-Hardcore, mit den verhältnismäßig ruhigsten Passagen des Abends. Rein Verhältnismäßig gesehen natürlich – denn drücken tut das mitunter ganz schön, und nachdem wir uns nach dem Konzert die Platte „Love is not enough“ zu Gemüte geführt haben, können wir auch einen Abstecher auf den heimischen Plattenteller empfehlen. Umso angenehmer zu sehen, dass es zumindest einigen der Anwesenden gefallen hatte. Die Scream-Parts im Speziellen dürfen sich nämlich mehr als nur hören lassen. Angesichts der geballten Energie: eine halbe Stunde reicht da schon aus im Montags-Vorabend-Programm. Gerne auch in einer kleineren Location wieder mal!

Danach wurde langsam gesteigert, als Alazka die Bühne betraten. Auch als jemand, der dem Genre normalerweise nicht immer fröhnt: meine Fresse, war das vielleicht mal eine Überraschung. „Phoenix“ heißt die erste Platte der Band aus der Weltmetropole Recklinghausen – und es scheint, als wären sie wirklich wie Phönix aus der sprichwörtlichen Asche gestiegen. Vor allem der duale Gesang und die fast ein bisschen souligen Passagen von Kassim Auale hinterlassen mächtig Eindruck – und auch in Sachen „Livetauglichkeit“ dürfte die Band einige Stunden Arbeit investiert haben. Wenn es jemandem so geht wie mir – nämlich ohne jegliche Erwartungen an das Konzert herangegangen zu sein – dann wurde man hier umso positiver überrascht. Sicher der Auftritt, der am nachhaltigsten von diesem Abend in Erinnerung bleiben wird!

Danach standen echte Veteranen auf der Bühne – Counterparts aus Ontario existieren bekanntlich ja auch schon seit 2007. Das ganze gipfelt dann in im Vergleich zu den Vertretern davor stärker im Melodic Hardcore, und sogar einige zaghafte Montags-Circles – quasi die Cola-Light-Version eines anständigen Vertreters desselben – durften beobachtet werden. Dass der gute Herr Murphy an den Vocals unter dem Begriff „Rampensau“ anzusiedeln ist, ist ja bekannt. So viel Ehrlichkeit wie von ihm ist man allerdings nicht gewohnt: „If you want to get crazy – go ahead. If you don’t, then don’t, because I get paid either way!“ – die Meinung des Publikums dürfte sich ungefähr in der Mitte getroffen haben. Solide.

Headliner, wie sollte es auch anders sein, war die australische Dampfwalze von The Amity Affliction. Breiten wir mal den Mantel des Schweigens über den Sound im Konzertsaal, konnte man hier durchaus Spaß haben. Und für alle Nörgler: nein, die Location war nicht dafür verantwortlich. „I Bring The Weather with me“ als Opener zeigte auch, wohin die Reise geht: in ein musikalisches Donnerwetter, das allerdings unter dem Motto „Sommergewitter“ abgelegt werden möchte. Mag sein, dass es der Montag war, mag sein, dass die Luft nach drei Bands vorher ein wenig draußen war: aber „solide“ wäre wohl der angemessenste Ausdruck. Sänger Joel Birch und Co wirkten durchaus bemüht – genauso wie das Publikum. Irgendwie wollte der Funke aber dann doch nicht vollends über springen, aber Songs wie „Chasing Ghosts“ und „Death’s Hand“ sind es dann doch wert, live gehört zu werden. Für einen Montag: durchaus angenehm!

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.