Morrissey: Low in High School

„Spent the day in bed…“. Mit diesem Tweet kündete Morrissey im September sein neues Album und die gleichnamige Single an. Nach mehrjähriger Pause ist The Moz also wieder zurück auf der Bühne und somit genau da, wo er hingehört.

Kaum geht die Welt zu Grunde, meldet sich also Morrissey zurück, und er hätte keinen besseren Zeitpunkt wählen können. Sein mittlerweile elftes Soloalbum „Low In High School“ erschien am 17. November 2017. Wie erwartet steckt auch dieses Album voller Provokationen und Kontroversen, alleine das Albumcover zeigt einen Jungen, der ein Morrissey-T-Shirt trägt und ein Schild in der Hand hält, auf dem „Axe The Monarchy“ steht. Und genau davon lebt der Hype um The Moz: es gibt sonst kaum wirklich kontroverse Figuren in der Popularmusik, und nicht wenige Aussagen des mittlerweile 58-Jährigen sind mehr als fraglich (Stichwort seine Sympathien zu Nigel Farage und dem Brexit gegenüber, andererseits unterstützte er Bernie Sanders im US Wahlkampf). Auch auf „Low In High School“ zeigt sich Morrissey von zwei Seiten, einerseits sehr rockig und basslastig, andererseits befinden sich auf dem Album traumhaft schöne Balladen.

In der vorab veröffentlichten Single „Spent The Day In Bed“ empfiehlt Morrissey, sich einfach einmal einen Tag Auszeit von der Welt zu nehmen, und man solle am besten aufhören, die Nachrichten zu schauen, da wir heutzutage von Hassmeldungen und Fake News nur so überflutet werden. Es handelt sich um einen wahnsinnig groovigen Song, und Morrissey selbst ist stimmlich nach wie vor auf Top-Niveau. Vielleicht sollten wir alle einmal auf ihn hören und uns einen Tag Auszeit gönnen. Es täte vielen sicher gut.

Besonders interessant finde ich, dass auf „The Girl From Tel-Aviv Who Wouldn‘t Kneel“, einer spanisch angehauchten Tanznummer, von Klavier und E-Bass die Bassstimmen von „Habanera“ aus „Carmen“ von Georges Bizet zitiert wird, eine Oper, in der es um eine unabhängige Frau geht, die nicht an die Liebe glaubt und von Mann zu Mann springt, was ihr schlussendlich allerdings auch zum Verhängnis wird. Klingt doch irgendwie auch verdächtig nach Morrissey, vor allem der Teil mit dem nicht an Liebe glauben.

Somit ist auch das elfte Album von Morrissey ein wahrlich gelungenes Werk, wenn man sich auch vorerst etwas mit der Gedankenwelt des Mozzers auseinandersetzen sollte, um zu verstehen, wie die Texte gemeint wären.

Titelliste
1. My Love, I‘d Do Anything
2. I Wish You Lonely
3. Jacky‘s Only Happy When She‘s Up On The Stage
4. Home Is A Question Mark
5. Spent The Day In Bed
6. I Bury The Living
7. In Your Lap
8. The Girl From Tel-Aviv Who Wouldn‘t Kneel
9. All The Young People Must Fall In Love
10. When You Open Your Legs
11. Who Will Protect Us From The Police
12. Israel

Morrissey - Low in High School

Morrissey – Low in High School

Musikwissenschaftsstudentin in Wien.