FJØRT: Farbe in den Stadtbahnbögen

„Couleur“ heißt die aktuelle Platte der Aachender Post-Hardcore-Shootingstars FJØRT. Mit dieser beehrten die drei Jungs am vergangenen Mittwochabend auch die Alpenrepublik. Im wie sich herausstellen sollte bummvollen Chelsea wurde der dazugehörige Abriss veranstaltet. Mit dabei: East, denen die Shows mit FJØRT einen Karriereboost geben sollten.

Mittwoch, 20 Uhr, Chelsea Wien. Während die eine Hälfte des Lokales für das FA-Cup-Spiel zwischen Arsenal und Chelsea (das die Gunners für sich entscheiden konnten), waren gut 250 Leute erschienen, um mit FJØRT wohl eine der wegweisendsten Bands des Genres innerhalb der letzten Jahre zu huldigen. Für all jene, die jetzt nicht mehr weiterlesen möchten: ja, es hatte etwas von einer Audienz, wie FJØRT das Chelsea abrissen.

Aber mal der Reihe nach. Pünktlich um 9 – also nach dem ersten Eingewöhnungsbier, das, wie sich herausstellen sollte, für den Flüssigkeitshaushalt mehr als nötig war – stand mit East auch der Toursupport auf der Bühne. Das, wie die fünf Jungs behaupteten, erst 25. Konzert in dieser Zusammensetzung bestritten sie im Chelsea. Stilistisch dann doch ein markanter Unterschied zu FJØRT. aber doch als lobenswertes Aufwärmprogramm. „Stay Emo“ heißt das Motto der Combo mit Wurzeln in Berlin und Trier, dessen Bühnenshow vor allem in den Instrumental-Parts zu einem absoluten Genuss verkommt.

Gutes Aufwärmprogramm – East

Gekommen waren dann die Besucher aber doch wegen FJØRT. Kein Wunder, ist „Couleur“ doch gemeinhin als wegweisende Platte im Post-Hardcore gesehen worden. Ironisch ist es, wenn man just an dem Tag der burschenschaftlichen Lieder-Enthüllungen, die durch die Medien gingen, dann Tracks wie „Raison“ oder dem Titeltrack „Couleur“ lauscht, während man in einem Wiener Stadtbahnbogen steht. Hymnen wie „Anthrazit“ werden genauso abgefeiert, und vorne bildet sich während des Konzertes eine glückliche, moshende Crowd. Wo wir auch schon zum einzigen Problem des Abends kommen: ob das Chelsea da wirklich die richtige Location war. Klar könnte man es als „Sudern“ abtun, aber wenn die Hälfte der Ticketbesitzer ob der räumlichen Struktur des Saales von der Show vorne entweder einen Licht-Blob oder über einen Monitor eine gefühlte 240p-Aufnahme zu sehen kriegt, killt das schon einiges der vorhandenen Energie. Schade: dementsprechend war die Hintergrundlautstärke im hinteren Bereich des Saales eine störende. Kein Wunder – vorne ging dafür die Post ab. FJØRT selber können da allerdings nix dafür. Denn die Show selber war großartig, und auch die Zugaben „Lichterloh“, „Kleinaufklein“ und „Karat“ als Abschluss hinterließen zufriedene Gesichter. Nächstes Mal dann aber doch vielleicht in der kleinen Arena-Halle? Dann hätten alle was davon!

Fotos: Andreas Wörister (Facebook Event / Homepage )

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.