BartolomeyBittmann: Vier Hände für ein Hallelujah
Wenn der Posthof die Sesselgarnitur auspackt und der Altersschnitt der Besucher plötzlich auf 40 + ansteigt, muss einen Nichtkenner von BartolomeyBittmann das beklemmende Gefühl überkommen, etwas gehe nicht mit rechten Dingen zu. Auf die Bühne steigen zwei fein gekleidete Profimusiker, im Gepäck nur eine Violine, ein Cello und eine Mandola. Dann wird losgelegt.
Und wie da losgelegt wird. Fingerbrecherische Läufe auf allen Instrumenten wechseln sich ab mit gefühlvollen, fast balladenartigen Zwischenspielen. Der Stil selbst von B&B ist schwer zu definieren. Da folgt auf eine Jazz II-V-I eine Griffbettachterbahn, die einem Paganini alle Ehre erweist und an anderer Stelle wird der Geigenbogen mit voller Wucht vor dem Mikro durch die Luft gejagt, um den gewünschten Peitschensound zu bekommen. Die beiden lassen sich nicht gerne in eine Ecke der Genrediktatur drängen und haben dennoch keine Mühe damit, den eigenen Sound nicht aus den Augen (oder besser Ohren) zu verlieren. Da ist es egal ob nun das Cello mit gezupften Jazzharmonien eine solierende Geige begleitet oder umgekehrt. Nur die Augen des Cellisten bereiten einem Sorgen, wenn Violinist Bittmann, wild den Bogen schwingend, über die Bühne tänzelt.
Was auffällt: Mit dem beinahe vollständig, neuen Programm wissen sich B&B besser selbst in Szene zu setzen. Die bekannten Stärken werden in den neuen Stücken gekonnter ausgespielt. Insgesamt wirkt der Sound ausgewogener und dynamischer. Hatten ältere Kompositionen vielleicht hier und da noch das Problem den roten Faden vor lauter Fingerfertigkeit zu verlieren, bleibt das neue Programm vom ersten Bogenstrich bis zum Verbeugen beim Applaus nach drei Zugaben durch und durch on point. Was nicht heißen soll, dass die Fingerfertigkeit heute zu kurz kommt. Die schnellen Läufe picken auch heute noch bis auf die feinste Sechzehntel zusammen und Cellist Bartolomey beweist beinahe unheimliches Gespür für sein Instrument. Jeder, der schon einmal ein Streichinstrument gespielt und gelernt hat, weiß, wie schwierig es ist, wenn auch nach anderthalb Stunden jeder künstliche Flagolet einer Querflöte zum Verwechseln ähnelt. Geige, Cello und Mandola werden von B&B an die Grenzen ihrer Möglichkeiten getrieben.
Bereits sechs Jahre macht das Duo nun gemeinsam Musik und ein Ende der vor Produktivität sprießenden Zusammenarbeit ist nicht in Sicht. Man kann nur hoffen, dass die beiden noch lange gemeinsam weitermachen und ihr beinahe Traditionskonzert im Posthof bald wiederholen.
Foto: Stephan Doleschal