Bilderbuch: 5000 Tour live in Linz
Nebel auf der Bühne, LED’s und Laser auf Anschlag und ohrenbetäubendes Gekreische. In anderen Ländern würde das wohl bedeuten: Justin Timberlake oder Beyonće stehen vor ihrem Auftritt. Aber nicht so in Österreich. Hierzulande sind Bilderbuch mittlerweile die Popstars schlechthin – und das auch berechtigt.
Bereits zum zweiten Mal nach Salzburg, hatten Dives die Ehre als Vorband aufzutretten. Ein voller Posthof ist dabei sicher ein tolles Sprungbrett für eine Band, die gerade ihre erste EP veröffentlichte. Auch passend zum Weltfrauentag bestehen Dives aus drei tollen Musikerinnen, die bereits auf FM4 Fuß gefasst haben und einen durchaus soliden Auftritt hinlegten. Anfangs noch kleine Probleme mit dem Timing, womöglich auch der Nervösität geschuldet, wurde mit der Fortdauer des Gigs das Set immer rhythmischer und wusste am Ende noch zu überzeugen. Man darf nicht vergessen: die drei Wienerinnen stehen am Beginn ihrer Karriere und haben alles in allem die Chance bravourös genutzt.
Die erste „echt-unechte“ Tour, wie Maurice sie bezeichnet, von Bilderbuch. Der Sound ist also rein digital, jedoch per Gitarre, Bass und Schlagwerk gesteuert. Wer die Jungs seit Anbeginn ihrer großartigen Karriere kennt, konnte sich wahrscheinlich damals weder ausmalen, welcher Hype ihnen noch bevorsteht, noch, dass es einmal ein digitales Konzert zu hören geben würde. „Psychiatrie“, „Kopf ab“, „Discokugel“. Songs, die heute wohl nur noch Fans der ersten Stunde kennen und wissen, dass Bilderbuch sich damals mit der österreichischen Version des Indierocks identifizierte.
Mehr als zehn Jahre danach kann man sich wiederum das wohl kaum mehr vorstellen. Zu erfolgreich ist man seit der EP „Feinste Seide“ mit dem neuen Stil, aber wie Maurice Ernst damals schon versprach, sind auch alle damaligen Fans nicht enttäuscht geworden. Das Highlight für viele an diesem Abend waren wohl die zwei neuen Songs, die die vier Jungs mit im Gepäck hatten. „Mr.Refrigerator“ war zugleich Song #1 der Setlist und ist noch etwas grooviger und poppiger als die der letzten Alben und eignet sich wohl wieder perfekt, um ein Radiohit zu werden. „Megaplex“ hingegen erinnert an den Sound der letzten Jahre und schlägt in die Richtung HipHop.
Leider war die Stimmung zu laut und der Gesang zu leise, um die Lyrics zu verstehen, dem Publikum war das aber schlichtweg egal. Es wurde trotzdem gejubelt, getanzt und sogar die Tribüne stand nach kurzer Aufforderung von Maurice das gesamte Konzert über, welches mit zwei Zugaben immerhin 21 Songs und quer durch die letzten zwei Alben fast jeden Song beinhaltete. Die Linzer bewiesen auch bei quasi jedem Song, das die Texte mittlerweile im Schlaf mitgesungen werden könnten. 2018 also finden sich Bilderbuch in volle Hallen wieder und sind die größten Popstars seit Falco. Nicht zuletzt, da sie es sich getraut haben, einen neuen Sound zu erfinden, den man so wohl noch nicht kannte. Und wer kann schon so schön mit Autotune singen, wie Maurice Ernst?
Fotos: Andreas Wörister / Slihs Photography (Facebook Page / Homepage )