Crossing Europe 2018: Black Sea

Eine herzergreifende Geschichte über zwei Frauen, die so unterschiedlicher nicht sein könnten. Gemma, eine etwas ältere Frau aus Italien und Angela, eine eher jüngere Frau aus Rumänien, kommen sich durch eine Begegnung aus ursprünglich geschäftlicher Natur näher: die Pflege. Während dieser Zeit ändert sich vieles in den Leben der beiden Frauen, die sich wiederum immer gegenseitig, auch nur mit wenigen Worten, unterstützend zur Seite stehen.

Bei dem Film Black Sea von Frederico Bondi geht es hauptsächlich um zwei Themen: um die emotionale Beziehungsgestaltung der beiden Frauen und um den gesellschaftspolitischen Aspekt – Pflege. Wie auch Ada Solomon (Ko-Produzentin) kurz vor Beginn des Filmes erwähnte, ist es auf eine Art und Weise sehr „schräg“, dass viele für die Pflege ihrer Angehörigen eine Pflegekraft aus dem Ausland holen, besonders aus Rumänien, obwohl man rumänische Menschen oftmals ausgrenzt. Inländische Personen werden kaum in Anspruch genommen, da die Kosten zu hoch sind. Aber deswegen Menschen aus einem Land zu holen, welches man selber möglicherweise „verabscheut“? Sehr paradox und unmoralisch! Aber es hat ein Fünkchen Wahrheit in sich.

Im Film treffen zwei Frauen mit unterschiedlichen Lebensweisen und -welten aufeinander. Gemma, die ältere Frau, ist gut bürgerlich in einem etwas südlicheren Land aufgewachsen und ist möglicherweise auch streng erzogen, was man allerdings aus dem Film nicht erfährt. Jedoch kann sie sehr laut, unangenehm und gemein werden, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht.


Angela, die junge Frau, kommt aus einer kälteren Gegend, in der Pferdekutschen und Boote als Transportmittel zur Normalität gehören. Auch bekommt ihr Mann Adrian nur 100€ pro Monat. Für die ältere Italienerin ist dies komplett fremd und so weit hergeholt, dass man ihre Schockiertheit und ihr Mitgefühl kurz merken konnte. Ab diesem Zeitpunkt hatte sich auch in ihrer Beziehung etwas verändert.

Anfangs konnte man merken wie Gemma ihre Machtposition sehr oft ausnutzte. Sie nannte Angela nicht bei ihrem Namen, sondern bei dem Namen ihrer Vorgängerin. Ihr passten die Lebensmittel nicht, die Angela mit ihrem Geld einkaufte und vieles mehr. Obwohl zu Beginn kaum jemand viel Text hatte, konnte man sich auf Mimik, Gesten und allgemeine Körpersprache konzentrieren. Bemerkenswert war die positive und gutmütige Ausstrahlung der Pflegekraft Angela, während Gemma sehr kühl und grob zu ihr war. Beide sind oftmals sehr irritiert, da sie sehr unterschiedliche Reaktionen auf bestimmte Situationen zeigen. Die eine auf eine etwas ruhigere Art, die andere auf eine etwas impulsive Art.

Die Beziehungsgestaltung entwickelt sich ins Positive. Nach und nach nähern sich die beiden unterschiedlichen Frauen an, indem sie über ihre Männer und über die verschiedenen Lebensweisen reden. Zum Schluss hin bemerkt man, dass die Beziehung schon so wertvoll ist, dass die ältere Dame Gemma ihre Pflegekraft Angela nach Rumänien begleitet, um den verschwundenen Mann von Angela zu finden. Übrigens ist der Partner von Angela ein paar Mal eingeblendet worden: einmal sitzend auf dem Boot, gehend auf einer Landstraße, liegend im Bett usw. Diese kurzen „Einblendungen“ sind für mich sehr interessant gewesen, da ich sofort ein Bild von ihm vor Augen hatte. Ebenso wird dadurch Spannung aufbereitet und es wurde nie langweilig.

Diese Geschichte der beiden Frauen ist sehr berührend und spannend zugleich – sehr empfehlenswert!

MAR NERO / Black Sea
Federico Bondi
Italy / Romania / France 2008
35 mm / color
95 minutes
Italian / Romanian
OmeU

Konzert-, Musical- sowie Festivalliebhaberin. kurz gesagt: every kind of music - depending on my mood