„Mr. Weinstein will see you now“ – Amanda Palmer und die Wiederbelebung von #metoo

Der Wirbel um den metoo-Hashtag hat sich gelegt, doch was bleibt über vom Skandal? Amanda Palmer und Jasmine Power sorgen mit dem Titel „Mr. Weinstein will see you now“ dafür, dass nichts in Vergessenheit gerät und die weltweite Konversation über sexuelle Übergriffe aufrechterhalten wird. Das Ganze passiert zeitgleich mit der Verhaftung des Filmproduzenten.

Ein halbes Jahr ist es her, dass mit dem Weinstein-Skandal ein Aufschrei durch Hollywood gegangen ist und so die #metoo-Bewegung ins Rollen gebracht wurde. Bei weitem ging es nicht mehr um Harvey Weinstein, sondern ein komplettes Subsystem an Machtmissbrauch und sexueller Nötigung, das die gesamte Entertainmentindustrie erschütterte. Der #metoo-Hashtag verbreitete sich in rasender Geschwindigkeit durch das Internet und brachte eine weltweite Diskussionswelle in Gang.

Auch in „Mr. Weinstein will see you now“ ist Harvey Weinstein nur ein Platzhalter für ein weitaus größeres Problem, der Name des Hollywood-Moguls fällt abgesehen vom Titel kein einziges Mal. „This song is dedicated to every woman everywhere around the world who has been trapped in a room with a man who used his power to rip her mind in two”, twittert Amanda Palmer.

Im Duett mit der walisischen Singer-Songwriterin Jasmine Power brachte die Cabaret-Punk-Ikone keineswegs einen Protestsong, sondern eine sensible, aber nicht minder bedrückende Schilderung zutage, die im Kontrast zu dem aufsehenerregenden Titel des Stücks steht.
Die Dresden Dolls-Sängerin ist dafür bekannt, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen, besonders online ist Amanda Palmer aktiv und steht in engem Kontakt zu ihren Fans. Fast prophetisch ist auch das Timing: nur zwei Tage vor der Festnahme Weinsteins veröffentlichen die beiden Musikerinnen ihr Werk. Ein Schrei nach Gerechtigkeit, der erhört zu werden scheint. Es startet mit dem Klingeln eines Fahrstuhls, dann beginnt mit der für Amanda Palmer so ikonischen Klavierbegleitung auch der innere Monolog einer Frau, die eben das durchmacht, was bis dato nicht nur in Hollywood totgeschwiegen wurde. Auch das Cover zur Single sendet eine eindeutige Message: die beiden Künstlerinnen im Bademantel, im Hintergrund ein Hotelzimmer, auf dem Bett die Silhouette eines Mannes.

Passend ist es deshalb, dass der Song fast „The Hotel Room“ getauft wurde. Dass sie sich doch für den kontroverseren Titel entschieden haben, ist Rose McGowan zu verdanken. Die Schauspielerin war eine der Ersten, die damals ihre Stimme erhoben haben und gab Amanda Palmer via Twitter ihren Segen zu „Mr. Weinstein will see you now“. Der Song ist für 1$ auf Bandcamp erhältlich, die gesamten Einnahmen gehen an die Organisation TimesUp, einem Finanzierungsfonds für die juristische Unterstützung von Opfern sexueller Gewalt.

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studiert Soziologie und Psychotherapie / hin-und hergerissen zwischen Oberösterreich und Wien