The Rasmus: back from the shadows

Lange, lange, lange war es ruhig geworden um eine der Bands, die viele Endzwanziger und Anfangdreißiger wohl bei ihren ersten Fortgeherfahrungen auf Heavy Rotation gehört hatten: The Rasmus. Das finnische ehemalige Alternative-Aushängeschild hat sich nach langer Zeit mit „Dark Matters“ wieder mit neuem Material zurückgemeldet. Vergangenen Freitag auch live im Linzer Posthof zu sehen. Fazit? Nett, eh kurzweilig, aber auch halt sehr, sehr desillusionierend. 

Gut 400 Leute werden es schon gewesen sein, die The Rasmus am vergangenenen Freitagabend im Rahmen ihres Tourstopps live erleben wollten. Vor gut zehn Jahren hätte man hier getrost noch einen Nuller an die Besucherzahl dranhängen können. Kein Wunder, sind doch fünfeinhalb Jahre seit dem letzten Album „The Rasmus“ und 15 seit dem Überhit „Dead Letters“ vergangen. Zur dazugehörigen Tour ihres aktuellen Werkes „Dark Matters“ hatten sich Lauri Ylönen und Co zwei Supports eingeladen.

Overlaps, eine – selbstbetitelt – Nu-Rock-Band aus Treviso / Italien, durften dabei den ersten Vorturner geben. Frontfrau Gloria Piccinins Stimme kann man da getrost in die Kategorie „Rockröhre“ einordnen, während des gut zwanzigminütigen Sets klingt das dann aber dann doch nach Rock-Standardkost ohne wirkliches Alleinstellungsmerkmal. Der Applaus? Irgendwo zwischen verhalten und aufmunternd. Typisches Schicksal eines Tour-Openers, könnte man ebenso dazu sagen.

Der zweite Support an diesem Abend schlug musikalisch schon in eine etwas andere Kerbe. The Shiver nennt sich die Band, die ebenso wie der Opener aus Italien stammt. Etwas mehr in Richtung Nu-Metal, etwas mehr Fokus auf Gitarren, dazu das aktuelle Album „Adeline“, das man gerne mal in einem Stück durchhört. Die Stimme von Frontfrau Federica einen Tacken besser als die des Openers, das Schicksal im gut halbvollen Posthofsaal: ähnlich wie bei Overlaps. Irgendwo zwischen aufmunternd und verhalten. Tour-Support-Schicksal sozusagen, reloaded.

Gekommen waren die Leute nämlich klarerweise wegen The Rasmus. Bereits nach dem zweiten Song des Sets, „Guilty“, stellt sich ein vertrautes, nostalgisches Feeling ein. Sowie unweigerlich die Frage: echt, das hab ich mal richtig abgefeiert? Ein Jahrzehnt nach den ersten The Rasmus-Erlebnissen hat sich der Musikgeschmach des Redakteurs dann doch deutlich verändert. Wobei das keine Kritik an The Rasmus sein soll: das Set ist ein durchaus ausgewogenes, und zwischendurch werden auch Akustik-Nummern („Not Like The Other Girls“!) eingestreut, um dem Set einen individuellen Touch zu geben. Gepaart mit obligatorischen „How are you doing?!“-Zwischenfragen in Richtung Publikum ein durchaus solides Set, das nach gut 1:10 Stunden natürlich in „In The Shadows“ gipfeln musste. Maturafeier 2007-Feeling im Saal, auch zuvor verhalten herumstehende Besucher schienen nochmals vollends durchzudrehen. Nett – am Schluss, zwei Zugaben obliatorisch inklusive, sind dann mitunter kurzweilige 75 Minuten vergangen, deren Kurzweiligkeit zwischendurch dann doch mal strapaziert wurde, weil dann halt doch nicht jeder der anwesenden Hardcore-The-Rasmus-Head war oder ist. Für Fans: sehr ok. Für den Rest: durchschnittlich – so könnte man ein Fazit ziehen.

Foto: Christoph Thorwartl, Andreas Wörister (Slihs Photography)

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.