Leoniden: ein Konzert, das einfach Spaß macht

Die Kieler Indie-Rock Band Leoniden macht im Rahmen ihrer „Kids Will Unite“- Tour 2018 auch in der Stahlstadt halt. Und wie sie das machten! Dieser Freitagabend im mittleren Saal im Posthof war ein perfektes Konzert, eine sympathische Performance, bei der man das Tanzbein schwingend einfach nur alle Alltagssorgen vergaß. Ein Konzert, welches die Eigenschaft hat, denen es vielen dieser Gattung heutzutage fehlt: Spaß, einfach nur Spaß.

Start war an diesem ersten kalten Freitag im November pünktlich um 20:00 mit KIDS N CATS. Die Wiener Truppe liefert einen spannenden und schwungvollen Mix aus Pop, Elektronik, gewürzt mit etwas Hip-Hop, der vor allem gesanglich stellenweise stark an Mavi Phoenix erinnerte. Manche eingebauten Töne dann wieder an eine kleine Künstlerin, die ich in einer isländischen Kellerbar gesehen habe. Beides gute Vorzeichen und so wundert es mich gerade beim durchsuchen der FM4-Charts, dass dieser moderne, fetzige und abwechslungsreiche Sound von KIDS N CATS es noch nicht in die Charts geschafft hat. Diese Band ist wie gemacht für FM4 und deren Zielgruppe und verdient einfach mehr Aufmerksamkeit. Ein tolles Set, das Freude bereite, seine Message zielsicher wie Marcel Hirscher seine Ski im Stangenwald setzte, ohne es zu übertreiben, und sich selbst von technischen Problemen nicht aufhalten lies. Ebenfalls schön aber selten, ein Schlagzeuger der Ansagen in Richtung des Publikums machen „darf“, auch eine Seltenheit.

Daraufhin folgten die Leoniden, die zu meiner wahrhaftigen Überraschung ein sehr, sehr junges und weibliches Publikum an diesem Abend besaßen. Kurz gesagt, wie bei nahezu ausschließlich jedem Deutsch-Pop Künstler fühlten wir uns als Mitte-Zwanziger wiedermal alt. Wie gefräßige Raubkatzen folgten diese Fans auch ihren Idolen, wenn sie sich im Saal oder beim Merchandise-Tisch aus der Deckung wagten. Ebenfalls sehr süß: die Karawane von Eltern, die nach dem Konzertende vor dem Posthof vorbildhaft in einer Rettungsgasse aufgefädelt auf ihren Spross warteten. Aber nach meinen letzten Kritiken zu Deutsch-Pop Künstlern sei vorweg entwarnt: außer einem ähnlichen Publikum gab es zwischen diese und den Leoniden Gott sei Dank nicht die klitzekleinste Gemeinsamkeit, denn dieser Gig am Freitag war durch und durch, keine Sekunde Zweifel aufkommend, großartig und eines der besten, wenn nicht das beste Konzert, welchem ich in diesem Jahr beiwohnen durfte. Präsentiert wurde zu aller erst das neue Album „Again“, das so wie die gesamten 90 Minuten nur so vor Leidenschaft und Euphorie strotzt. Vom ersten Takt an packten die Deutschen den gut gefüllten Saal, die Energie übertrug sich innerhalb weniger Millisekunden auf die Menge. Es wurde getanzt, gesungen und einfach nur Spaß gehabt. Schon lange nicht mehr hatte ich auf einem Konzert dieses unbeschwerte, befreite und lockere Gefühl einfach nur die Hüften zu schwingen und eine Party zu feiern. Ebenfalls lange schon nicht mehr, spürte und sah man so eine Freude bei Künstlern. Da war kein Zwang, keine Geldmotivation vorhanden, nein, die Kieler pushten sich selbst immer mehr und hatten ebenso wie das Publikum einfach Spaß. Die Setlist eine perfekte 50:50 Mischung aus den beiden Longplayern der Band, vor allem „Kids“ fetzte gewaltig. Die Lichtshow großartig und das ohne viel Tam-Tam, ohne sündhaft teure Special-Effekts, Sound ebenso auf den Punkt. Auch ein Gang von Sänger Jakob Amr ins Publikum durfte nicht fehlen. Ebenso vorbildhaft, wie viel Zeit sich die Bandmitglieder nach Konzertschluss noch Zeit für ihre Fans nahmen, sei es für Fotos, Merch oder einfach ein nettes Gespräch. Diese Band mit diesem schwungvollen, modernen und großartigen Sound und dieser umwerfenden und absolut liebenswürdigen, persönlichen Live-Performance verdient einen viel größeren Erfolg. Mehr Medienpräsenz, noch größere Hallen, der Sound ist absolut stadientauglich, noch mehr Fans, noch mehr von allem. Dieser Eifer und diese Bodenständigkeit, hier wurde noch alles selbst gemacht ohne teuer bezahlte Crew, haben sich mehr verdient.

Was soll man noch sagen? Das war großartig, auf den Punkt getroffen. Einfach ein Konzert, das Spaß gemacht hat, nicht mehr, nicht weniger und mehr braucht es auch nicht. Kommt bald wieder, liebe Leoniden!

Fotos: Andreas Wörister (Slih’s Photography), Florian Lichtenberger (beflockt)

 

 

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber