Nada Surf: don’t Let Go!

Es gibt Bands, die waren prägend für eine Unzahl an folgenden Artists. Es gibt Bands, wo das Prädikat „Wegweisend“ inflationär schnell vergeben wird. „Wegweisend“ ist auch das Prädikat, das auf Nada Surf zutrifft. Zum fünfzehnjährigen Jubiläum der 2003 erschienenen Platte „Let Go“ befinden sich Matthew Caws, Daniel Lorca, Doug Gillard und Ira Elliot gerade auf Jubiläumstour. Vergangenen Donnerstag auch zu Gast im Linzer Posthof – ein Homecoming für alte Fans, und ein Beweis dafür, dass Indie schon vor 2010 cool war. Und es Nada Surf noch immer sind. 

„Let Go“ heißt die Platte, der Nada Surf wohl am meisten zu verdanken haben. 2003 aufgenommen – ohne Label, ohne Booker, ohne Management im Hintergrund. Vielleicht ist es deswegen auch die „ehrlichste“ Platte der New Yorker Indie-Rock-Institution, wie Frontmann Matthew Caws und Bassist Daniel Lorca unisono betonen. Zum Jubiläum hat man sich mal wieder auf die Wurzeln besinnt, und spielt im Rahmen der aktuellen Tour gleich zwei komplette Sets. Zu beginn: „Let Go“, in chronologischer Reihenfolge. Die europäische Version, wohlgemerkt, denn das auf der US-Version erschienene „Neither Heaven Nor Space“ gibt es erst zu einem späteren Zeitpunkt zu hören. Doch „Let Go“ spricht auch 15 Jahre nach dem ursprünglichen Release für sich. Spätestens bei „The Way You Wear Your Head“ kommen nostalgische Gefühle in die Schulzeit auf, als Indie-Rock erstmals in unsere Gehörgänge gedrungen ist. Es  scheint auch der Band selbst Spaß zu machen, zumindest den strahlenden Gesichtern auf der Bühne nach zu urteilen. „Fruit Fly“, „No Quick Fix“ und die Hymne „Paper Boats“ beenden dann die Live-Let-Go-Nostalgie-Tour von Nada Surf. Ein Quasi-Supportslot, der gleichzeitig auch gleich das erste Highlight des Konzertabends darstellte.

Danach: Pause. Zeit genug für ein Bierchen, um zu „Teenage Dreams“ und „Looking Through“ wieder rechtzeitig im Konzertsaal zu sein. Danach folgt ein Nada Surf’sches Best Of, das mit „Imaginary Friends“, „Firecracker“ und „I Like What You Say“ einige Highlights zu bieten hat. Die Band selbst? Haben den 50er zwar biologisch knapp überschritten, sind musikalisch aber nach wie vor absolute Vollprofis. An dieser Stelle auch mal ein Lob: das Konzert hat richtig, richtig gut geklungen. Also Lob an den FOH. Auch der Fisch-Wirt aus dem Hafen, der wohl selbst baff war, dass ein New Yorker bei ihm am Nachmittag eine Markele verdrückte, hatte sichtlich Spaß an Nada Surf. Als Encore? „Popular“ und natürlich „Blankest Year“ – getreu dem Motto: Fuck it, they still are going to have a party! Auch am Merchstand nachher gibt sich Matt Caws sehr zugänglich – ein Abend, der nicht nur für Nada-Surf-Early-Adopter, sondern für jeden Konzertbesucher ein Highlight darstellte!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.