Kleio Records Labelnight: Klein, Fein, Abwechslungsreich

Es gibt sie in Österreich in eigentlich nicht gedachter Menge: kleine Labels, die sich aufstrebenden Bands verschrieben haben, um deren Releases in der großen weiten Musikwelt zu promoten. Drei Bands des österreichischen Indie-Labels Kleio Records waren dazu auch am vergangenen Freitagabend im Linzer Posthof zu Gast. Listen To Leena, James Choice & The Bad Decicions sowie Please Madame hatten sich im lauschigen kleinen Saal eingefunden. Ein Abend, der zeigt, wie bunt die heimische Musikwelt sein kann. 

Konzerte im kleinen Saal sind im Linzer Posthof ja bereits selten geworden. Umso schöner, dass drei heimische Bands vor gut 80 Leuten für einen stimmungsvollen Konzertabend gesorgt haben. Den Anfang des Dreigespannts durfte James Choice samt seinen Bad Decicions machen. Ein Konzert, wo so ziemlich alles in den sprichwörtlichen Arsch ging, was in den musikalischen Arsch gehen kann: Kaputte Snare, gerissene Saite, gerissene Ersatzsaite, verschüttetes Bier auf der Bühne – und dennoch hatte man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass es den Herren und der Dame an den Drums nicht Spaß macht. Stilistisch eher auf der rockigen Indie-Seite beheimatet ist das Wiener Quintett eine Entdeckung wert. Aktuelle Platte? „The Something in Nothing“ – eine Platte, deren Titel die Band in der großen weiten Welt des Musikbusiness wohl treffend beschreibt.

Act Nummer Zwei durfte ein Heimspiel feiern. Listen To Leena hatten nämlich vor gut einem Monat ihr Album „Pendulum“ veröffentlicht, das sie nach einer bummvollen Releaseshow in der Stadtwerkstatt auch im Posthof mit im Gepäck hatten. Ihre Herkunft im jazzigeren Bereich können sie auf Pendulum nicht leugnen. Der Kontrast zu den Vorgängern war musikalisch ein sehr großer – aber auch Listen to Leena schaffen es, ihr Publikum mit ihren ausgefeilten Melodien in den Bann zu ziehen. Einige kleine Längen im Set werden gekonnt überbrückt – und auch hier schön zu sehen: die ehrlich gemeinte Freude, die die Musiker mit ihrem Baby „Pendulum“ zu haben schienen. Allen jenen, die es ein bisschen anspruchsvoller mögen: zugreifen!

Der Headliner des Abends ist hierzulande bei Weitem kein Unbekannter mehr. Please Madame aus Salzburg haben sich vor allem live bereits einen Namen gemacht. Die vier Jungs wissen, wie man eine anständige Party feiert: sich selbst nicht immer ernst nehmen, catchy tunes aus dem Indie-Rock, und immer Vollgas. Eine Fähigkeit, die nicht allzuviele Bands hierzulande gut beherrschen. Please Madame tun das – anhand des Bewegungslevels im Saal dürften das auch die Besucher so gesehen haben. Please Madame – eine Band, die einen Konzertbesucher mit Sicherheit nicht enttäuscht hinterlassen wird. Ein gelungener Abend im Posthof ganz im Zeichen heimischer Bands – bitte mehr davon!

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.