Julia Holter: Willkommen beim Privatkonzert!

Donnerstagabend, schönes Wetter, Konzert: eigentlich hätte Julia Holter ideale Voraussetzungen gehabt, um im Rahmen der mittlerweile auch schon zur Tradition gewordenen Posthof Summer Sessions im Rosengarten einen bezaubernden Abend hinzulegen. Doch es kommt wie sooft anders, als man ursprünglich gedacht hat. Ein Gewitter samt Regen, ein in den Posthof verlegtes Konzert, knapp 50 Leute im verkleinerten großen Saal – aber zumindest musikalisch hielt der Abend, was er versprochen hatte!

Ein Schicksal, wie wir es leider schon öfters gesehen haben, traf auch Julia Holter am Donnerstag: grandiose Künstlerin, interessiert halt leider nur die wenigsten. Wohl auch deshalb wurde das Konzert aus wahrscheinlich „produktionstechnischen Gründen“ vom malerischen Rosengarten am Pöstlingberg in den großen Saal des Linzer Posthofes mit der wohl kleinsmöglichen Bestuhlung verlegt. Schade, denn die aus Los Angeles stammende Künstlerin weiß durchaus zu überzeugen. „Aviary“ heißt das neue Album der Künstlerin, und das Motto „I Shall Love“ zieht sich durch das gesamte Konzert. Nicht nur, weil Julia selbst in „love“ ist, wie sie während des Konzertes mehrmals versichert. Es ist nämlich ein Leichtes, sich in ihre Musik zu verlieben. Eine Stimme, die Töne trifft und dabei wohlwollende Gänsehaut auslöst, Tracks, wo Emotion nicht nur eine Phrase ist, und ein Gefühl während des Konzertes, dass das gerne noch drei Stunden genauso weiter gehen möchte. Ja, Julia Holter muss entdeckt werden. Angesichts der nur schütter besetzten Sitze am letzten Donnerstag hierzulande wohl noch etwas mehr als ohnehin schon. Lässt man sich aber ein, wird man mit einem großartigen Konzertabend entschädigt. Die illustre Runde im Posthof tat das auch, frenetischer Applaus – und beim nächsten Mal bitte mit einem Nuller mehr bei den Besucherzahlen!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.