Die Toten Hosen: nach 35 Jahren “Hausverbot” zurück in Linz

Nachdem bekannt wurde dass, die Düsseldorfer Kultband Die Toten Hosen nach ihrem letzten Gig im Posthof vor 35 Jahren auf ihrem Weg zum Nova Rock einen Halt in Linz machen werden, um ein Konzert zu spielen, war recht schnell klar, dass dieses wohl ausverkauft sein wird. Als Support wurden erst wenige Tage zuvor Feine Sahne Fischfilet angekündigt, was die Vorfreude einiger zusätzlich steigerte.

Jeder hat sie, die eine Band, bei der man jedes Album auf und ab hören kann, ohne dass es langweilig wird. Bei mir sind es die sechs Jungs aus “Meck-Prom” von Feine Seine Fischfilet, was dazu führt, dass es mir schwer fällt objektiv zu bleiben. Erstes Aufatmen nach betreten des Saals: die Luft war wesentlich angenehmer als die drückende Hitze draußen, was sich jedoch spätestens mit Beginn des Hosen-Konzerts änderte. Die Liveperformance von Feine Sahne Fischfilet war wie gewohnt mit vollem Einsatz, wenn auch nicht so gut wie vor einem Jahr im Posthof, was wohl der sowieso relativ schlechten Akustik in der Tips-Arena geschuldet ist, sowie dem Publikum, denen die Songtexte wohl großteils unbekannt waren. Nach 40 Minuten und ohne Zugabe war das Intermezzo auch schon wieder vorbei.

Landläufig unterscheidet man im deutschen (Punk)rock – zumindest bei dem im schon etwas älteren Segment angesiedelten – in zwei Lager. Entweder man gehört zu den “Hosen” oder zu den “Ärzten”, ich zähle mich wohl zur Fraktion der Zweiteren. Neidlos anerkennen muss man, dass sie wohl die bestmögliche Stimmung als auch den bestmöglichen Sound aus der Location holten, sowie Einsatz und Performance, die man sich von Herren, die allesamt Mitte 50 sind, nicht mehr erwarten müsste. Vor allem die dynamischen Liveübertragungen aus Videos, in denen direkt die Sicht der Musiker auf riesigen LED-Wänden übertragen wurde, sowie eine breit aufgestellte Lichtshow beeindruckte. Auch wenn natürlich viele Songs aus ihrem neuesten, meiner Meinung nach nicht ganz so tollen Album “Laune der Natur” gespielt wurden, schafften sie einen Mix mit vielen ihrer älteren Liedern, wie “Bonny & Clyde”, “Niemals einer Meinung” oder “Pushed Again”. Auch die obligatorischen Coverversionen wie The Clashs “Should I Stay or Should I Go” oder “You’ll Never Walk Alone” durften dabei, eine Woche nach dem Champions League Triumph Liverpools und 30 Jahre nach Hillsborough, auf keinen Fall fehlen. Nur auf “Schrei nach Liebe” von den Ärzten, was sie in den letzten Jahren des Öfteren coverten, wurde diesmal verzichtet. Nach zwei sehr kurzweiligen Stunden setzten die Toten Hosen mit “An Tagen wie diesen” dem Abend ein würdiges Ende – und wir suchten uns mit tausenden anderen glücklichen Konzertbesuchern den Weg durch die Tropennacht.

Fotos: Christoph Thorwartl

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