Descendents: Willkommen in der Punkrock-Sauna!

Mittwochabend, Alter Schlachthof Wels: die lieben Leute von SBÄM laden wieder mal einen hochkarätigen Punkrock-Vertreter nach Österreich ein. Die Descendents stehen seit mittlerweile 41 Jahren – ein Großteil der Besucher an diesem Tag hatte diese Grenze noch gar nicht erreicht – für Punkrock, der schon früh mit Pop-Anleihen für Furore sorgten. Gemeinsam mit den Supports Mute und March ein Abend für Punk-Enthusiasten – sofern sie hitzebeständig waren. 

Denn schlappe 37 Grad hatte es, als wir uns am späten Nachmittag per klimatisiertem ÖBB-Cityjet auf den Weg nach Wels machten. Den tropischen Temperaturen war es wohl auch zu verdanken, dass der Andrang zur ersten Band des Abends, March, ein bisschen in die Kategorie „überschaubar“ gefallen ist. Schade eigentlich – denn was die vier leute aus Breda live veranstalten, macht mehr als Spaß. Ein bisschen Punk, ein bisschen Rock, ein bisschen Rrriot dahinter – das macht richtig Laune, nicht nur für Fans des Genres. Bei gefühlten vierzig Grad in der Sauna des Alten Schlachthofs Wels zwar etwas grenzwertig, mit dem einen oder vor allem anderen Bier mehr aber mehr als annehmbar.

Besonderes Highlight des Abends: Bassist Jeroen, der nach March auch noch bei Band #2 des Abends, Mute, aushelfen durfte. „Euro Invasion Tour“ heißt der aktuelle Roadtrip der Combo aus Quebec City, die schnörkellosen Punkrock ohne Kompromisse bieten. DIY-Attitüde inklusive, die nur unter dem zu leiden hatte, was bereits March zum Verhängnis wurde: der schier unerträglichen Hitze im Konzertsaal, dem leider nur ein Teil der ungefähr 300 Leute (was durchaus mehr hätte sein dürfen) lauschen wollte. Schade – nächstes Mal bitte im Herbst, mit der gleichen Menge Bier, aber 20 Grad weniger, danke!

Ein Umstand, dem auch die Herren Aukerman, Egerton, Alvarez und Stevenson a.k.a. Descendents nur zum Teil trotzen konnten. Mag es am Wochentag liegen, mag es an der Hitze liegen – so richtig überspringen wollte der Funke beim Gig der Descendents nur selten, auch wenn Moshpits und vereinzelte Crowdsurfer anzutreffen waren. Schade – denn die insgesamt 28 Songs der Setlist ließen wenige Wünsche offen. Von „Suburban Home“ gleich am Anfang, „My Dad Sucks“ in der Mitte bis hin zu „When I Get Old“ und „Coolidge“ am Ende war sicher für jeden Punkrock-Fan was dabei. Eine Band, die sich also wie so oft ein größeres Publikum verdient gehabt hätte. Eine Band, die man sicher nicht so schnell wieder hierzulande erleben darf. Aber auch eine Band, die das Warten bis zum NOFX-Konzert am 9. August definitiv verkürzt hatte. Liebe Leute von SBÄM und Alter Schlachthof Wels: wir sehen uns spätestens dort!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.