London
Foto: Sasha Snow

Heimatfilmfestival 2019: PUSH – Für das Grundrecht auf Wohnen

Wenn sich keiner das Leben in der Stadt mehr leisten kann, für wen gibts dann die Städte noch? Gentrifizierung ist nur ein Schlagwort, aber das Problem der Wohnungsnot liegt viel tiefer. Es gibt kein Grundrecht auf Wohnen. Also fürchte dich vor Geschäften mit Vintage-Kleidung in deiner Nachbarschaft – denn so fängt alles an!

Was würdest du machen, wenn sich deine Miete plötzlich verdoppeln würde? Deine Vermieter wollen dich rauswerfen, Reparaturen werden keine mehr gemacht, du wirst bedroht und in der Nachbarschaft ist Wohnraum ohnehin schon lange nicht mehr leistbar. Was machst du? Vor diesen und anderen Problemen stehen Menschen weltweit. Es gibt kein Grundrecht auf Wohnen. Der erste Vintage-Laden ist nur ein Symptom. Die armen Leute mit Stil machen deine Nachbarschaft für Investoren interessant, und dann gehts los.

Das Recht auf Wohnen ist ein Menschenrecht und seit 1966 in verschiedenen internationalen Verträgen festgelegt. Doch wer kümmert sich eigentlich darum? Wohnraum ist zu einem Spekulationsobjekt geworden, wird im Sekundentakt an der Börse gehandelt, wird mit Renditen bewertet und als Asset im Portfolio gehalten. Wohnraum ist vieles geworden, aber nur eines nicht mehr: Raum zum Wohnen. In London stehen im nobeln Stadtviertel Notting Hill ganze Straßenzüge leer. Die Häuser verkauft um 20, 40, 50 Millionen Pfund, leergeräumt und vergessen. Die Besitzer: Investmentfunds. Möglich sogar, dass die SeniorInnen, die aus ihren Wohnungen vertrieben wurden, ihre Pensionen von einem Fond ausbezahlt bekommen, der sein Geld genau mit solchen Immobilienspekulationen vermehrt – und dabei Leute auf die Straße setzt.

Der Dokumentarfilm PUSH von Regisseur Fredrik Gertten folgt Leilani Farha, der UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Wohnen auf ihrer Reise durch Städte und Länder, auf der sie immer wieder neuen Problemen,  Ausprägungen und Ursachen der Wohnungsnot auf den Grund geht. Doch eines scheint klar zu sein: die Politik hinkt der entfesselten Wirtschaft schon lange bloß hinterher. Ist das Rennen noch zu gewinnen?

Push – Für das Grundrecht auf Wohnen

Regie: Fredrik Gertten
Kamera: Janice d’Avila, IrisNg
SE, 2019 | 92 min

mindjazz pictures (Verleih)

photographer, designer, journalist