Seeed sind zurück – die lassen wir so schnell nicht mehr gehen!

Lange wurde dieser Tag von den Fans herbeigesehnt: Nach sieben Jahren Pause sind Seeed wieder auf Tour – traurigerweise ohne Frontmann Demba Nabé, dafür aber mit einem neuen Album im Gepäck, dass sich durchaus sehen (bzw. hören) lassen kann! Und soviel steht fest: Seeed haben es definitiv noch genauso drauf wie früher! Mit einem bunten Mix aus alten sowie neuen Songs begeisterte die Band am Samstag die ausverkaufte Tips-Arena.

Supportact des Abends war die Berliner Sängerin Nura. Bekannt durch das Duo SXTN ist Nura nun mit ihrem ersten Soloalbum auf Tour und auch auf Seeeds neuem Album zu hören. Die Sängerin und Rapperin bleibt dem musikalischen Stil von SXTN auch als Solokünstlerin treu, lediglich ihre Texte haben einen Feinschliff und etwas mehr Tiefgang verliehen bekommen. Auch wenn ihre teilweise eher derbe, von Auto-Tune-Effekten geprägte Musik nicht jedermanns Sache und ihre direkte Art gewöhnungsbedürftig ist, die Statements, die die Musikerin mit ihren Songtexten zu setzen weiß, kann man ihr hoch anrechnen. Nura spricht sich vehement gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie, und für Gleichberechtigung und Nächstenliebe aus. Sich mit den Vengaboys vor mehreren Tausend Menschen politisch zu outen erforderte wahrscheinlich etwas Mut, konnte aber sicher für ein paar zusätzliche Sympathiepunkte garantieren. Nuras Energie auf der Bühne war ansteckend, sie schaffte es, die sich stetig füllende Arena zu motivieren und die Vorfreude auf den Mainact des Abends an die Spitze zu treiben.

Als Seeed von tosendem Applaus begleitet die Bühne betraten, erreichte die ohnehin schon ausgelassene Stimmung einen neuen Höhepunkt. Mit Songs dem neuen (erstmals ausschließlich deutschen) Album „Bam Bam“ wurde das Konzert gebührend eröffnet, aber auch die heiß ersehnten Hits aus dem früheren Schaffen der Band ließen nicht lange auf sich warten. Obwohl das neue Album – wohlgemerkt unter einer Vielzahl neuer Einflüsse und Ideen verschiedenster Musiker – dem unverkennbaren Stil der Band treu bleibt, kann es unter eingefleischten Fans (noch) nicht so richtig mit den Klassikern wie „Augenbling“, „Ding“, „Aufstehn!“ „Dickes B“… mithalten. Songs wie „Ticket“ oder „Lass Sie Gehn“ haben aber durchaus Anspruch auf einen Platz in den ersten Reihen des Seeed-Songrankings. Das Programm des Konzertabends war abwechslungsreich, die Stimmung durchgehend hervorragend – ein erneuter Beweis dafür, dass Seeed live auf grandiose Weise funktioniert. Nicht einmal die Konzertbesucherinnen und Besucher auf den Sitzplätzen konnten dem Drang zu tanzen und voller Begeisterung mitzusingen widerstehen. Schwer zu begreifen, wenn man nicht selbst dabei war: aber Seeed nehmen ihren Zuhörerinnen und Zuhörern das Gefühl für Raum und Zeit und erschaffen ihre eigene Welt voller Glücksgefühle und guter Stimmung, die lange anhält. Das eingefleischte Team tritt mit einer perfekten Routine, Lässigkeit und Hitgarantie auf, die ihnen so schnell keiner nachmacht. Wie zu erwarten wollte niemand aus dem Publikum die Dancehall-Könige von der Bühne lassen, aber die deutsche Band begrüßte die längst überfällige Chance wieder live zu musizieren ganz offensichtlich, und so kam ihr Auftritt erst nach knappen zwei Stunden toller Musik unter nicht enden wollendem Jubel zu einem Ende.

Seeed sind nicht zurück – nein, dieser Konzertabend gab den Fans das Gefühl, als wären sie nie wirklich weg gewesen! Wie erwartet ein durch und durch erfolgreiches Konzert, gefüllt mit glücklichen Fans und großartigen Songs, die live einfach bombastisch einschlagen und nur die wenigsten Wünsche offenlassen.

Fotos: Christoph Thorwartl

Tagsüber Lehrerin und Sportskanone, nachts subtext-Journalistin, Backstage-Crew, gelegentlich auch Vorband. Cello, vocals, piano.