Hikee Bikini: Zwischen Spaß und Britney Spears

Zugegeben: als Musikfan ist es derzeit schwierig, nicht in Depressionen zu verfallen. Livekonzerte? Gibts nicht. Festivalsommer? Was ist das? Biertrinken bei guter Musik? Schlechter Scherz. Ein bisschen Abwechslung in dieser Tristesse kommt aus Wien: „Stutti Bonboni“ heißt nämlich die erste Veröffentlichung von Hikee Bikini, deren Protagonisten man aber doch kennt. Herausgekommen ist ein Werk, wo man merkt, dass die Bandmitglieder mehr als Spaß damit haben dürften. 

Ehrlich gemeint: ich weiß nicht, wohin ich Hikee Bikini musikalisch stecken soll. Kommt selten vor – aber wenn doch, dann ist das aber allein schon mal ein Qualitätsmerkmal. Und wenn mir eine EP mit „irgendwas zwischen Frank Zappa und Britney Spears“ angekündigt wird, dann wird man aber doch schnell mal hellhörig. Entstanden sei die Band nach „längerer Geschichte“ in Sri Lanka – ich möchte mir jetzt an dieser Stelle die genaueren Details nicht ausmalen. Muss ich auch nicht, denn zurück zur Musik. „Stutti Bonboni“ heißt die fünf Tracks umfassende EP, die Anfang des Monats aus dem Hause Töchtersöhne (u.a. Folkshilfe, Krautschädl) das Licht der Musikwelt erblickt hat. Und sie nehmen sich nicht ernst. Und das ist untertrieben. Denn bereits beim Opener „Ave Maria“ wird deutlich, wohin die Reise geht. Nur so viel: katholisch ist das nicht. Tanzbar, livetauglich – und scheiße, möchte man beim Anhören des Tracks wieder mal auf ein Livekonzert gehen.

„Bubble“ danach wartet ebenfalls mit ironisch-sarkastischen, aber dennoch tiefgründigen Lyrics auf, ist dabei aber nicht minder tanzbar. „If I took a bath, I would take a bubble bath!“ – sind es nicht die richtig wichtigen Fragen des Lebens, die uns am längsten beschäftigen? Wenn es nach Hikee Bikini geht, dann schon. Mit „Loving You“ geht das Quintett musikalisch zunächst in eine etwas ruhigere Gefilde, bleibt aber dabei nicht minder ironisch. „I’m your number six!“ und „Loving You tastes like iron“ – was ist eigentlich aus den Nummern 1-5 geworden? Dass man aus sowas noch fast eine 80er-Rock-Nummer hinkriegen kann, wie es Hikee Bikini in dem Song in der zweiten Hälfte tun, lässt einen dann doch mal schallend loslachen. Nachdem man dann noch ausgiebig „CSI Miami“ geschaut hat, darf man mit „Wiener Dog“ zu einer Gute-Laune-Nummer noch mal so richtig abtanzen. Abtanzen, wie man es in einem Live-Setting derzeit gerne tun würde.

Mit „Stutti Bonboni“ haben sich Hikee Bikini durchaus eindrucksvoll in der hiesigen Musiklandschaft zu Wort gemeldet. Irgendwo zwischen Pop und Avantgade, in 80ies, Funk, Disco und wasweißich und überall dazwischen toben sich Hikee Bikini aus, dass es eine Freude ist. Eine der Bands, die man sich, sobald die „neue Normalität“ mal der „normalen Normalität“ gewichen ist, gerne als erstes zu Gemüte führen wird. Reinhören – es lohnt sich!

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Titelfoto: Stefan Mayrhofer

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.