CATASTROPHE AND CURE: New (world) order
Flucht, tickende Uhren, Polizeisirenen und Herzen aus Glas: Catastrophe And Cure arbeiten weiter daran, mit präzisen Beobachtungen und musikalischen Feinjustierungen die Speerspitze abseits des Mainstreams zu erklimmen. Mit dem dritten Album ist es der vom Sextett zum Quintett geschrumpften Formation mehr als geglückt. „Somewhere Down The Line“ ist ein Album, welches sich mit jedem Durchgang hörbar verdichtet und dem Indie-Genre sogartig neues Leben einhaucht.
Es gibt da eigentlich nicht viel Konkurrenz. Catastrophe And Cure haben, ob jetzt bewusst oder rein zufällig, eine strategische Platte produziert. Und sie klingt fantastisch, gar zeitlos. Wie aus einem Guss und doch facettenreich, um nach Wochen und Monaten noch Details entdecken zu können. „Somewhere Down The Line“ atmet den Geist von Joy Divison und den pulsierenden Beat von New Order, liebäugelt allgemein mit Britpop („I Never Answer“) sowie den Pixies im Speziellen („Heart Of Glass“) und offenbart knackigen Indierock mit Ausflügen in die Elektronik, die Radiohead so ruhmreich werden ließ. Sie skizzieren damit ein Aushängeschild für österreichische Musik auf internationalem Top-Niveau mit einer gewissen Haltung, wesentlich pointierter als es das schnöde Artwork von Keyboarder Max Atteneder vermuten ließe. Will sich etwa jemand unter Wert verkaufen?
Schon das einleitende Intro und der eigentliche Beginn mit „What’s Your Sin“ bauen eine elegische und intime Atmosphäre auf, die in den folgenden Minuten nicht mehr weichen wird. Diese Eigenschaft macht „Somewhere Down The Line“ zu einem Entdeckeralbum, dessen Nuancen behutsam & nach und nach an die Oberfläche kommen. Es funktioniert im Vagen genau so gut wie auf der persönlichen Ebene von Sänger Johannes Eder, wenn es um Passivität im Alltag geht und um Stress, den es abzufedern gilt.
Der Sound der vor zehn Jahren in Steyr gegründeten Band nimmt sich Zeit, um schwelgerische Melodien und architektonisch anmutende Soundscapes wie im Abschluss „Distant Siren“ im lichtleeren Raum miteinander in Einklang zu bringen. Wavig wohlige Beats und schmissige Gitarren sorgen immer wieder für passende Akzente. Catastrope And Cure gelingt es trotz all der Nachdenklichkeit, die in Songs wie „Seven Nights A Week“ oder „Another Wave“ schlummert, Altes mit Neuem zu verknüpfen, ohne sich in Beliebigkeit zu verheddern. Ein wahrer Glücksfall.
Tracklist:
01. Prelude
02. What’s Your Sin
03. Seven Nights A Week
04. Another Wave
05. Somewhere Down The Line
06. Interlude
07. I Never Answer
08. Hearts Of Glass
09. Clock
10. Distant Siren
Fotos: Sophie Frank (Titelbild), Dominik Pandelidis