Rund um das Vergessen in vielerlei Hinsicht dreht sich Daria Onyshchenkos Film „Zabuti – The forgotten“ (2019). Im Mittelpunkt des Dramas stehen individuelle Schicksale in einer russisch kontrollierten Region der Ukraine. Das Leben in Luhansk – einer Region, die von prorussischen Separatisten und Separatistinnen kontrolliert wird – gestaltet sich mühsam für die Bewohner*innen. So spürt Ukrainischlehrerin Nina (Maryna Koshkina) Willkür in ihrem Arbeitsalltag, als Schüler Andrij (Daniil Kamenskyi) aufgrund des Hissens der ukrainischen Flagge festgenommen wird. Ohne ihn zu kennen setzt sie sich für ihn ein und gerät dabei zwischen die Fronten eines in der Ukraine immer noch andauernden brutalen Konflikts. Deutlich wird vor allem der Machtmissbrauch von Autoritätspersonen, der von einem gefälschten Test bis zu sexueller Nötigung reicht. Kritik am herrschenden System oder an vermittelten Werten ist unerwünscht. Das bekommt dann nicht nur die einzelne Person, sondern auch ihre Familie oder im Fall von Nina ihr Ehemann Yuri (Vasyl Kuharskyi) zu spüren. Die Figuren in The forgotten sind nicht ausschließlich in Gut und Böse einzuteilen. Sie haben unterschiedliche Hintergründe und Motive für ihre jeweiligen Handlungen. Diese werden, was etwa Deals in einer Bank oder Spionage betrifft, nicht immer offengelegt, wodurch Leerstellen entstehen. Gemeinsam ist vielen Charakteren, dass sie zum Beispiel bei Veranstaltungen, Flucht vor dem Alltag suchen. Trotz der aktuellen, nicht mehr oft in Medien aufgegriffenen Thematik schafft es The forgotten nicht den Zuseher oder die Zuseherin zu fesseln. Dazu tragen vorhersehbare Ereignisse wie eine kurze Affäre zwischen Nina und Andrij bei. Manches, etwa dass die emanzipierte Hauptfigur ihrem Ehemann trotz Vergewaltigung wieder näherkommt, wirkt widersprüchlich. Stimmig ist hingegen der Bezug zum Filmtitel. So nimmt die Beachtung anderer Staaten nach sechs Jahren des bewaffneten Konflikts ab, das Ende des Films ist ein Neuanfang und zugleich ein – möglicherweise auch erwünschtes – Vergessen der Vergangenheit. The forgotten erhielt auf dem Warschauer Filmfestival eine lobende Erwähnung der Jury und kann derzeit online auf dem Crossing Europe Filmfestival gesehen werden. CROSSING EUROPE EXTRACTS: VoD Zabuti – The forgotten Daria Onyshchenko Spielfilm // Ukraine / Schweiz 2019 105 Minuten Russisch, Ukrainisch OmeU www.crossingeurope.at Unter dem Titel „Crossing Europe: Extracts“ bietet das Crossing Europe Filmfestival Linz ausgewählte Filme des heurigen Festivalprogrammes online „on demand“ an. In Kooperation mit flimmit und Kino VOD CLUB. TAGS :Crossing Europe 2020 Daria Onyshchenko Konflikt in der Ukraine Luhansk The forgotten Zabuti Artikel teilen Facebook Twitter geschrieben von Katharina Wurzer Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/
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