Mit Wiener Schmäh in die neue Normalität

Wenn am vergangenen Sonnabend schon nicht das Wetter sonderlich trocken war, so war es zumindest der Schmäh von “5/8erl in Ehrn” im Linzer Posthof. Mit dem ersten bekannteren Act startet die Location so in eine Herbstsaison, die wir so noch erlebt haben. Trotz der besonderen Umstände schafften es sowohl die Veranstalter*innen als auch die Künstler*innen die knapp hundert Minuten Minuten mit gemütlichen Soul kurzweilig über die Bühne zu bringen.

Als ich im Jänner beim Konzert von “Buntspecht” und “Say Yes Dog” war, konnte ich noch nicht ahnen, dass es das letzte Mal für neun Monate sein wird. So mussten wir zuerst sicherstellen, ob uns der Weg in den Hafen noch bekannt ist – er war es. Nach einem zünftigen Schmaus bei unserem Lieblingswirt im Posthof-Beisl mussten wir uns in der neuartigen durch die Covid-Regelungen notwendig gewordene Saalteilung unseren Sektor am Hintereingang einfinden. Verpflegungsstand? Fehlanzeige, genauso Toiletten mit fließend Wasser – so musste das altbewährte Dixiklo herhalten. Der mit etwa 380 Plätzen bestuhlte Saal war dafür ausverkauft. 

Um kurz nach Acht betraten die vier Herren und eine Dame die Bühne und es ging los mit dem Song „OE24“. Ein Schmählied über DEN österreichischen Boulevardmogul Wolfgang Fellner, der im Song Herzhaft ein „Uhrensohn“ genannt wird. Den Song findet man übrigens auf ihrer im April erschienen Platte “Yeah Yeah Yeah”, von der übrigens ein Großteil der Tracks an diesem Abend auch gespielt wurde. “This Is A Political Message”, “Vaporizer” und “Cafe Laternderl” sind da nur einige wenige Beispiele, wobei mein persönlicher Favorit  die Nummer “Gespräche führen” ist – ein perfektes Abbild eines Dialogs im nicht mehr ganz so nüchternen Zustand um zwei Uhr früh im Cafe Strom. Nebenbei reihten sie auch altbekannte Werke wie “Siasse Tschick” oder  “Alaba, how do you do?” ein – wobei die Passage mit “einem Land, in dem ma froh is, dass Niki Lauda nu ned tot is” mittlerweile ausgelassen wird. Die 14 jährige Bandgeschichte bietet da auch eine breite Auswahl an Stücken. Zwischen den Liedern gibt es kurze Dialoge in gewohnt Wiener Gemütlichkeit und jeder Menge Wiener Schmäh. 

Mit positiven Feedback verließen wir unser erstes Konzert in der noch etwas ungewohnten “neuen Normalität” in die Nacht, die hier für uns natürlich noch nicht zu Ende war. Wir freuen uns schon auf unser nächstes Posthof-Konzert am 06. Oktober mit Oehl und Mynth.

Foto: Christoph Leeb

Chemiewerker in der Stoistodt. Gesellschaft, Musik und Fußball