Voodoo Jürgens: Wiener Schmäh in der Welser Tristesse

Voodoo Jürgens, mit bürgerlichem Namen David Öllerer, schaffte es mit bisher erst zwei Alben (!) sich einen Kultstatus in der österreichischen Musikszene zu erarbeiten. Dem Ruf als “leiwaunster Hawara von Wien” wollten wir am Freitag im Alten Schlachthof in Wels auf den Grund gehen.

Nach dem unsere Corpora mit feinster Kulinarik aus dem Hause ”Gasthaus zur Linde” (große Lokal -mpfehlung!) befriedigt wurden, beschritten wir unseren Weg in den Alten Schlachthof. Im Gegensatz zum letzten Konzert, bei dem wir vertreten waren, Ende August beim “Nino aus Wien”, fiel dieses Konzert nicht ins Wasser – alternativer Austragungsort wäre die Stadthalle gewesen. Die für Oktober recht angenehm warme Temperatur für Oktober bot die perfekte Ausgangslage für einen angenehmen Konzertabend.

Vorband gab es keine – womit pünktlich um Acht mit Betreten der “Ansa Panier” das Konzert begann. Auf der neunzehn Lieder langen Setlist waren so gut wie alle Songs seiner beiden Alben vertreten. Im Gegensatz zu anderen Künstlern hält er sich seine besten Scheiben bis ans Ende des Konzerts zurück. Klassiker wie „Gitti“,  „Heite grob ma Tote aus“, „s’klane Glücksspiel“ oder „Aungs Haums“ wurden allesamt erst in der zweiten Hälfte des Konzerts gespielt – Tulln gar erst in der zwei Songs lang andauernden Zugabe. Alleine durch die Lyrics seiner Lieder sind Konzerte von Voodoo Jürgens im Endeffekt halbe Kabaretts. Mehr oder weniger niveauvolle Zwischenrufe tun ihr Übriges, damit kein Lachmuskel unbewegt bleibt. 

Öllerer ist ein Unikat, ein Konzert von ihm verlässt man mit einem breit ausgebauten Vokabular längst vergessener Wörter des Wiener Dialekts (Stichwort „Holzpyjama“), gepaart mit Ausdrücken, die in der landläufigen Linguistik gängig sind, aber man so nicht in Liedtexten erwarten würde („mitn Auto dastessen“). Singen kann er auch, was dazu führt, dass die Lieder live noch besser sind als auf dem Album. Unterm Strich war es die Reise nach Wels absolut wert – sowohl Voodoo Jürgens als auch Open Air im Schlachthof. Gerne wieder!

Fotos: Christoph Leeb

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