Foto: Tim Cavadini

Oska: Folk-Pop für einsame Pandemiewinter

Folk-Pop made in Austria. Hörenswert. Gut. Berührend. So könnte man das Debut „Honeymoon Phase“ von Maria Burger alias Oska kurz zusammenfassen – würde damit der Künstlerin aber nicht Genüge tun. Eine EP, die zwar, wie sich herausstellt, bereits einige Zeit fertig ist, der man aber gerade in Wintermonaten Gehör schenken wird. 

Vorweg: Oska erfindet das Folk-Pop-Genre nicht neu. Muss sie auch nicht. Denn die fünf Tracks umfassende EP „Honeymoon Phase“, die unerwartererweise auf dem kanadischen Nettwerk-Label (unter anderem verantwortlich für Granden wie Passenger, William Fitzsimmons und viele mehr!) erschienen ist, ist mehr als nur ein Kleinod geworden. Wobei: so richtig unerwartet ist das dann nicht mehr, sobald man in die EP hineinhört. Die 23 Jahre alte Künstlerin fiel uns das erste Mal auf, als die Single „Distant Universe“ letztes Jahr auf Heavy Rotation auf FM4 gelaufen ist. Wie sich herausstellt: zurecht. Denn Singer/Songwritertum war hierzulande auf Debuts selten so mitnehmend wie es „Honeymoon Phase“ ist. Musikalisch beeinflusst durch Auftritte mit Straßenmusik und in Pubs ist Oska relativ spät zur Musik gekommen. Aus eigener Erfahrung und Gesprächen mit vielen Artists wissen wir: genau diese Arten, Musik zu machen, sind es, die Musiker prägen, konditionieren, und ja, auch widerstandsfähig machen. Der Werdegang hat ihr gut getan, genauso wie es das Recording an sich auch tat. Dafür verantwortlich: Alex Pohn, uns bekannt von einigen Auftritten als Live-Drummer von Hubert von Goisern. Muss also schon fast gut sein – und ja, so wohlklingend produziert hat selten ein Debut geklungen.

Thematisch wird das musikalische Rad durch das, wie wir denken, auch zumindest zu einem Teil autobiographische Werk nicht neu erfunden. Denn neben der bereits bekannten Ballade „Distant Universe“ werden vier weitere Tracks präsentiert, die das Auf und Ab in verschiedenen Beziehungen ins richtige musikalische Licht rücken. „Somebody“ ist die wohl tauglichste Nummer für intime Wohnzimmerkonzerte, mit „Misunderstood“ wird die Phase von Missverständnissen eingeläutet, die nicht selten in der „Love You’Ve Lost“ endet. Es ist die musikalische Öffnung des Oska’schen Musikherzens, die die EP so berührend macht. Für jeden, der mit Singer/Songwriter im Allgemeinen und mit Folk im Speziellen etwas anfangen kann, sicher einen Abstecher wert. Die Musik schreit fast nach ausgefeilteren Arrangements – aber was jetzt noch nicht ist, kann und wird ja hoffentlich noch werden, etwa am heuer noch erscheinenden Album. Bis dahin darf Oska mit ihrer Songwriterkunst gerne noch weitere Herzen erwärmen!

Oska – Honeymoon Phase
VÖ: 08.01.2020, Nettwerk
Tracklist
01. Distant Universe
02. Honeymoon Phase
03. Somebody
04. Misunderstood
05. Love You’ve Lost

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Titelfoto: Tim Cavadini

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.