Crossing Europe 2021: Los Inocentes

Der Film Los Inocentes steht im Zeichen der Individualität und zeigt die Ereignisse einer Partynacht aus der subjektiven Perspektive jeder Figur. Der Film ist ein Portrait der Erlebnisse sechs junger Menschen, die sich trotz der Angst, die sie alle verbindet, allein fühlen.

Ein Konzert in einem besetzten Haus wird von der Polizei aufgelöst, vier junge Menschen fliehen vor den Einsatzkräften. Fast alle von ihnen haben entweder bereits Erfahrungen mit Polizeigewalt gemacht oder einen geliebten Menschen dadurch verloren. Bei ihrer Flucht kommen sie an einem Container mit Steinen vorbei und beginnen aus unterschiedlichen Beweggründen damit, diese nach ihren Verfolgern zu werfen – aus Angst, weiter verfolgt zu werden oder aus Wut und Reaktion auf die Gewalt, die von den Einsatzkräften ausgeübt wird. Ein Stein trifft einen Polizisten am Kopf, der Wurf endet tödlich.

Das gemeinsame Dilemma bringt die Gruppe in einer Wohnung wieder zusammen, wo sie versuchen, gemeinsam einen Ausweg aus ihrer Situation zu finden. Die Schuld ist keine zuweisbare Tatsache, sondern eine unsichere Möglichkeit – jeder könnte es gewesen sein, der den tödlichen Stein geworfen hat.

Der Film baut  abwechselnd Spannung auf und lässt sie wieder fallen- gerade dann, wenn die Stille zu laut wird. Am Ende werden drei unschuldige Menschen für den Tod eines Polizisten festgenommen – die Unschuldigen. Inspiriert ist das Drama von der katalanischen Dokumentation Ciutat Morta (Dead City), welche den Selbstmord der zu Unrecht für den Mord an einem Polizisten inhaftierten Patricia Heras in den Fokus stellen und über die Vorfälle, die sich 2006 in Barcelona ereigneten, aufklären soll. Los Inocentes ist sozusagen das fiktive Gegenstück dazu, da hier die Perspektive der Schuldigen portraitiert wird.

Los Inocentes
Guillermo Benet
Spanien 2020
color
100 Minuten
Spanisch
OmeU
www.crossingeurope.at

schreibt, fotografiert, filmt. außerdem irgendwie immer überall.