Tentacula: please sit down
Zugegeben: wenn wir in der Pandemie eines gelernt haben, dann ist es, mit skurrilen Konzerterlebnissen umgehen zu können. Ob Metal beim Shredfest in der Stadtwerkstatt, ob Rock bei Verantstaltungen im Musikpavillon, ob Posthof-Konzerte im Freien – alles wurde im Sitzen genossen. Ein weiteres dieser skurrilen, aber desto nicht minder guten Konzerte fand am Freitagabend in unserer Homebase in der Jugendkulturbox Ann & Pat in Linz statt: Tentacula standen dort auf der Bühne.
Eins vorweg: nein, es ist kein passendes Ambiente. 30 Leute, Sitzplatz, 3G-Regel. Ausverkauft Anno 2021, sozusagen. Eigentlich nix für ein Rockkonzert. Macht ja nix – der geplagte Konzertfan nimmt grade eh alles, was er oder sie kriegen kann. Noch eins vorweg: der Eintrittspreis am Freitagabend im Ann & Pat hat sich ausgezahlt. Mit Tentacula standen Local Heroes auf der Bühne, denen man gerne lauscht. Das Debutalbum „Tentaculove“ könnte man auch als Attribut sehen, wenn man von Tentacula spricht. Zumindest dann, wenn man auf Laut, Gitarre, Rock und eine Stimme, wie man sie in der Stadt wohl kein zweites Mal hören wird, steht. Denn Penny Slick Perry an den Vocals könnte man alleine schon als Urgewalt bezeichnen, gemeinsam im Bandsetup ist das mitreißend bis zum Gehtnichtmehr. Nicht nur die Single-Auskopplung „It’s Only A Dream“, das ganze Album darf eigentlich in keiner Linzer Local-Scene-Sammlung fehlen. Die 30 Leute im ausverkauften Saal durften nach einer Stunde Set dann auch noch ein – wunderbar kaltes – Bier genießen. Im Freien, ohne Abstand, mit Genuss. Fast wie früher, oder so. Nächstes Mal dann aber bitte wie früher: Stehen, Bier im Saal, Schweiß!
Übrigens: kommenden Freitag gibt es mit The Devil’s Rejects wieder Local Heroes im Ann & Pat zu sehen. Dann sogar im Stehen (!!!)!
Fotos: Christoph Leeb, Andreas Wörister