Was nützt die Liebe in Gedanken? SAHİBİNDEN KİRALIK bei den Wiener Festwochen
Bevor die Wiener Festwochen im Juli in die nächste Verlängerung gehen, sei an dieser Stelle noch das Stück Sahibinden Kiralik des Künstlerduos biriken erwähnt. Unter der Regie von Melis Tezkan und Okan Urun ist eine Aufführung zu sehen, konstruiert wie ein in sich greifendes Uhrwerk, in der weder die Liebe noch die Begierde eine Befriedigung oder eine Art von Erfüllung mit sich bringen.

„Vom Eigentümer zu mieten“
Die Figuren versuchen sich festzuhalten, gegenseitig, klammern sich aber auch an Träume und Hoffnungen fest, die zu platzen drohen. Zwischen Geschlechtstrieben, Vorstellungen von Doppelmoral, unterschiedlichen Zeitebenen, Vladimir Nabokov, Überfällen, Kunstblut und Stroboskoplicht wechseln sich Opfer und Täter, Freier und Zuhälter mehr oder weniger im Sekundentakt ab. Wem die Zuversicht abhanden kommt, fällt in ein tiefes, schwarzes Loch. Was beispielsweise Adnan zu wenig empfindet, spürt die junge Simay zu viel. Sie ist überschwänglich und freigebig, er kontrolliert und verschlossen. Simay will Liebe, Adnan will Sex. Einer (Selbst-)Täuschung verfallen sie letztendlich beide. Am Ende von Sahibinden Kiralik haben sich alle Protagonisten, die sich abstrampeln wie in einem Hamsterrad, die Hände schmutzig gemacht, niemand hat sich mit Ruhm bekleckert. Und die Liebe, die nur aus Worten besteht und die keine Taten folgen lässt, verwelkt, trocknet aus und geht schließlich kaputt.
- © Ilgın Erarslan Yanmaz
- © Ilgın Erarslan Yanmaz
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